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Turtles of the Caribbean

Mein zweites Freiwilligenprojekt hat sich vom vorangehenden am Volcán Arenal grundlegend unterschieden. Ich habe nämlich im Schildkrötenprojekt "Quelonios del Caribe" mitgeholfen – und das bedeutet Palmen statt Regenwald, Sandstrand statt Lavafeld, und natürlich Schildkröten statt Vulkan.

Bereits die Landschaft hat sich klarerweise deutlich unterschieden: Bei der Anreise per Bus und Taxi konnte ich rechts und links der Straße riesige Bananenplantagen sehen, wobei alle Bananen in blaue Plastiksäcke eingehüllt waren, die wiederum mit Chemikalien vollgepumpt waren, damit ja alle Früchte gleichzeitig reif werden (guten Appetit all jenen, die während des Lesens eine Banane verspeisen!).

Das letzte Stück der Anreise mussten wir dann per Boot zurücklegen, denn die Karibikküste ist nur so (über ein Netzwerk von unzähligen Kanälen) erreichbar. Entlang des Wassers wachsen enorm große Palmen – so große Palmwedel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.

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Kanäle an der Karibikküste

Auch die Arbeit hat sich schließlich ziemlich von meinem letzten Projekt unterschieden: Der Vormittag wäre mit dem Reinigen des Camps (d.h. Laub rechen und Quartiere putzen) ja noch ähnlich gewesen – wenn nicht der Generator, der uns täglich zwei Stunden lang mit Elektrizität versorgen sollte, ausgefallen wäre, und wir daher regelmässig händisch das Wasser vom Brunnen zum Wassertank befördern mussten. Ich bin dabei in rund fünf Metern Höhe auf einem wackeligen Holzgerüst balanciert und habe Eimer um Eimer in die Höhe gezogen. So lernt man die Segnungen des heutigen Lebens (elektrisches Licht am Abend, fließendes Wasser) erst so richtig schätzen!

Die nachmittägliche Arbeit war aber noch anstrengender: Da haben wir nämlich jeweils zwei Stunden lang an der Konstruktion einer neuen Brutanstalt für die Schildkröteneier gearbeitet. Nachdem nämlich die Schildkröten ihre Eier nur in sauberen, feinen Sand legen, mussten wir sicherstellen, dass auch der Sand in der Brutanstalt dieselbe Beschaffenheit aufweist. Das bedeutet, dass wir zuerst ein einen Meter tiefes und mehrere Quadratmeter großes Loch ausbuddeln (um es von Zweigen und Blättern zu befreien) und anschließend mit "sauberem" Sand aus Meeresnähe befüllen mussten. Dass das gröbere Erd-(oder besser gesagt: Sand-)Bewegungs-Maßnahmen erfordert hat, braucht wohl nicht näher erläutert zu werden.

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Lederschildkröte
(Image courtesy of NOAA)

Um nun zu den Schilkröteneiern zu kommen, mussten wir schließlich noch vierstündige nächtliche Patrouillengänge am Strand unternehmen. Die Schildkröten kommen nämlich nur nachts zum Eierlegen aus dem Wasser. Wenn wir nun eine Schildkröte beim Eierlegen angetroffen haben, dann hat unser geschulter Guide beim Nestgraben geholfen und anschließend die Eier eingesammelt, die wir dann zur Brutanstalt getragen haben, wo sie erneut vergraben worden sind.

Dieser ganze Aufwand ist deshalb notwendig, weil es noch immer sogannte "Poacher" gibt, die (illegalerweise) die Schildkröteneier stehlen. Sogesehen waren die Patrouillengänge auch etwas desillusionierend: Wenn wir nämlich auf einen solchen Poacher getroffen sind, haben wir ihn nicht etwa zum Teufel geschickt – sondern sind einfach weitermarschiert! Es gilt nämlich das Motto "Wer zuerst kommt mahlt zuerst!" Es besteht allerdings die Hoffnung, dass mit zunehmender Unterstützung durch Freiwillige und Spenden immer mehr Geld hereinkommt, sodass die Poacher nach und nach alle als Guide ausgebildet und angestellt werden können. Alle Guides sind nämlich ehemalige Eierdiebe – und jetzt stolz auf ihre aktuelle Arbeit, denn diese gilt als sehr angesehen und professionell, während die Poacher einen sozial niedrigen Status haben. So gesehen haben die Schildkröten vielleicht doch noch eine Chance.

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