Stadtspaziergang

Heute war zuerst einmal ausschlafen angesagt – man ist ja schließlich auf Urlaub! Bei mir heißt das ohnehin nur, dass ich erst um 8.30 Uhr aufgestanden bin, und mich dann gegen 9.30 Uhr auf zur Stadtbesichtigung gemacht habe. Das Wetter hat sich nur geringfügig gebessert; es war noch immer stark bewölkt, aber (zumindest am Vormittag) trocken.

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Georgian Dublin

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O'Connell Street

Auf meiner Route in die Stadt habe ich einen kurzen Abstecher zum James Joyce Centre gemacht, weil ich zufälligerweise am sogenannten "Blooms Day" in Dublin war: Am 16. Juni treffen sich nämlich die beiden Protagonisten des James-Joyce-Romans "Ulysses", und das wird mit Lesungen an einigen Schauplätzen der Handlung und eben auch beim James Joyce Centre begangen. Da ich aber ein Literaturbanause bin, kenne ich den Roman nicht, und so habe ich mich für die kurzen Textausschnitte wenig begeistern können. Nach einer knappen Viertelstunde habe ich daher meinen Weg in die Stadt über die O'Connell Street, die Haupstraße der Stadt, fortgesetzt.

Trinity College

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Trinity College

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Trinity College

Bei meinem Spaziergang bin ich so ziemlich den gleichen Weg gegangen wie am Vortag, erst gegenüber der Bank of Ireland bin ich in den Innenhof eines großen Gebäudes abgebogen, den ich am Vortag noch ausgelassen habe. Es hat sich schießlich herausgestellt, dass es sich dabei um das Trinity College gehandelt hat, das ich ohnehin besuchen wollte. So habe ich auch gleich eine Tour gebucht, bei der uns ein Student für eine halbe Stunde über den Campus geführt hat.

Nach der recht kurzweiligen Führung, bei der wir unter anderem auch eine recht unglaubliche Geschichte über einen mit einer Pistolen auf Studenten schießenden Professor gehört haben, habe ich die Bibliothek der Universität besucht, wo das Book of Kells ausgestellt ist. Es handelt sich dabei um ein etwa 1200 Jahre altes, unglaublich reichhaltig verziertes Buch. Manche Seiten tragen ganzseitige Illustrationen, auf Textseiten ist wiederum der erste Buchstabe meist so kunstvoll – und immer unterschiedlich! – dargestellt, das man vor lauter Illustration beinahe den Buchstaben nicht mehr erkennen kann. Aber nicht nur das Book of Kells, auch die Bibliothek selbst mit ihren hohen Bücherregalen – in denen die Bücher übrigens nach Größe, und nicht etwa nach Autor oder Titel sortiert sind – ist einen Besuch wert.

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Trinity College

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Museen

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St. Stephen's Green

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St. Stephen's Green

Nach einem kurzen Spaziergang durch das St. Stephen's Green bin ich im National Museum of Archeology and History gelandet, wo man die irische Geschichte ein wenig nachvollziehen kann. Besonders interessant habe ich die Funde aus dem "Bog" (Torfmoor) gefunden, insbesondere die Moorleichen. Sehenswert waren auch die teilweise recht ausgefeilten (religiösen) Kunstwerke im Treasury, wie zum Beispiel Kreuze oder (Bücher-)Schreine.

Danach hat mich mein Weg weiter zur National Gallery geführt, die viele irische Kunstwerke (insbesondere von William Butler Yeats) ausgestellt hat. Ich Kunstbanause hatte aber den Eindruck, dass die Iren auch nicht anders malen als die Italiener, Franzosen, etc. derselben Epoche und Kunstrichtung. Am interessantesten sind noch die Arbeiten von Yeats, dessen "Spezialität" sehr grobe Pinselstriche gewesen sein dürften, und die Portrait Gallery. Dort habe ich unter anderem ein aus sechs quadratischen Tielen zusammengesetztes, kreuzförmiges (!) Porträt eines irischen Politikers und ein Gemälde, das Meave Binchy (eine irische Autorin, über die ich erst am Vortag beim Herflug im Bordmagazin gelesen habe) zeigt, entdeckt.

Street Performance World Championship

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Weltmeisterschaft der Straßenkünstler

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Nachdem ich aus der National Gallery endlich wieder hinausgefunden habe (das Gebäude ist wahrlich ein Labyrinth), wollte ich mir am benachbarten Merrion Square ein Bankerl zum Jausen suchen, weil es mittlerweile doch schon 15.00 Uhr war. Dabei ist mir jedoch 1.) der einsetzende Regen, und 2.) die Weltmeisterschaft der Straßenkünstler, die gerade dort stattgefunden hat, ein wenig in die Quere gekommen. Nach langem Suchen einer freien Parkbank, zwischendurch kurzem Zuschauen, und Hin-und-Her-Überlegen habe ich mich dann doch auf die einzige freie Bank gleich neben den mobilen Klos niedergelassen. Gottseidank hat sich die Geruchsbelästigung in Grenzen gehalten, sodass ich in Ruhe meine Jause genießen konnte.

Danach habe ich noch bei zwei Vorführungen zugesehen, die beide recht gut waren. Vor allem ein verhinderter Queens-Sänger hat mir sehr gut gefallen: Passend zu Queen-Songs hat er einige Sketches gespielt.

So bin ich erst um 18.00 Uhr weitergekommen, und habe dann noch beim Dublin Castle vorbeigeschaut. An diesem Wochenende war es jedoch wegen Verwendung durch die irische Regierung für Touristen geschlossen, weshalb mich gleich auf den Heimweg in Richtung Jugendherberge gemacht habe.

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Statue von Oscar Wilde