Im Trondheimfjord
Am Morgen des 23. Mai 2005 habe ich bei strahlend blauem Himmel die "Richard With", ein Hurtigruten-Schiff, in Richtung Bergen genommen. Die Hurtigrute ist eigentlich eine Postschiff-Linie, allerdings ist sie auch bei Touristen (insbesondere bei älteren Semestern, vorwiegend aus Deutschland und den USA) sehr beliebt, weil sie nahezu die gesamte Westküste Norwegens (von Bergen bis Kirkenes) abfährt. Zwar ist die Hurtigruten-Reise nicht gerade billig, aber für eine kurze Fahrt als Student (wie etwa in meinem Fall von Trondheim bis Bergen) ist sie durchaus leistbar und meines Erachtens wirklich jedem zu empfehlen, der seinen Urlaub in Norwegen verbringt.
Besonders der Trondheimfjord gleich zu Beginn meiner Fahrt hat mir sehr gut gefallen, weil sich entlang des ganzen Fjordes immer wieder kleine Siedlungen, aufgebaut aus den typisch norwegischen Holzhäuschen, befinden, die eine recht malerische Kulisse bieten.
Kristiansund
Danach dreht das Schiff südwärts, und fährt durch die Insellandschaft – man kommt tatsächlich eigentlich nie aufs offene Meer, immer ist man durch kleine Inselgruppen nach Westen geschützt – in Richtung Kristiansund, dem ersten Stopp nach Trondheim.
Die Stadt Kristiansund liegt auf drei größeren Inseln, die untereinander durch sehr große Brücken verbunden sind. Leider bietet die Fahrt mit der Hurtigrute nur wenig Möglichkeit zur Erkundung der Stadt, da das Schiff nur eine knappe halbe Stunde Aufenthalt hat. Besonders die Kirkelandet Kirke wäre nämlich recht interessant, die sich jedoch auf einer anderen Insel als die Anlegestelle befindet. So bleibt nur ein kleiner Spaziergang in Hafennähe, eventuell verbunden mit einem Einkauf im Supermarkt (da das Essen an Bord wahrlich sündhaft teuer ist).
Von Kristiansund nach Molde
Von Kristiansund aus ging die Fahrt weiter in Richtung Süden. Wieder war es so, dass man sowohl auf der Backbord- als auch auf der Steuerbordseite (fast) nur Land zu Gesicht bekommen hat: Die Route führt so nahe am Festland, zwischen kleinen Inseln hindurch, dass man fast den Eindruck haben könnte, man befindet sich die ganze Zeit in einem Fjord.
Dank der Nähe zum Festland bekommt man auch einiges zu sehen, und auch hier gilt (wie eigentlich für alle von mir besuchten Gegenden in Norwegen): Ein Ort ist schöner als der andere! Eigentlich wollte ich ja die insgesamt 28 Stunden an Bord zumindest teilweise dazu nützen, ein wenig für meine Diplomprüfung, die im folgenden Monat stattfinden sollte, zu lernen, allerdings hat mich die Landschaft so fasziniert und in ihren Bann gezogen, dass ich kaum zum Lernen gekommen bin.
Molde und die Romsdaler Berge
Der nächste Stopp war dann Molde, von wo man einen phantastischen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Romsdaler Berge hat. Die Stadt an sich ist – trotz der (angeblichen) internationalen Berühtheit wegen des jährlichen Jazz-Festivals – wieder nicht besonders interessant, zumindest nicht im unmittelbaren Umkreis der Anlegestelle. Es ist zwar diesmal sogar möglich, die Kirche des Ortes zu besuchen; diese ist jedoch keineswegs sonderlich beeindruckend.
Interessanter ist da schon das "Rendevous" mit einem anderen (nordgehenden) Hurtigruten-Schiff kurz vor der Abfahrt. Bei dieser Gelegenheit kann man einige Postkarten-Fotos eines Hurtigruten-Schiffes vor dem Hintergrund der in der Abendsonne erstrahlenden Romsdaler Berge schießen, was ich auch (siehe unten) getan habe.
Ålesund
Von Molde aus geht die Fahrt weiter in Richtung Ålesund, wo das Schiff gegen Mitternacht anlegt. Zuvor kann man allerdings noch den Sonnenuntergang genießen, sofern man bis ca. 22.00 Uhr warten möchte. Selbst bei der Ankunft in Ålesund war es noch nicht völlig dunkel, und der Himmel im Westen war noch rötlich erleuchtet – ein außergewöhnliches Schauspiel.
Nach der Ankunft in Ålesund hat sich die Lounge gottseidank endgültig geleert, und ich konnte es mir mit meinem Schlafsack auf einer Couch gemütlich machen. So war es selbst ohne Kabine (die, wie alles an Bord, oder, besser gesagt, in Norwegen, sündhaft teuer ist) möglich, ein wenig zu schlafen. So habe ich die beiden nächtlichen Stopps in Torvik und Måløy verschlafen, und bin erst wieder kurz vor Florø wieder aufgewacht.
Auch die restlichen sechs Stunden Fahrt nach Bergen habe ich in erster Linie mit Aus-dem-Fenster-Schauen verbracht, auch wenn (leider) vor Bergen pünktlich der (für diese Region typische) Regen eingesetzt hat.