Nachdem ich in den zwei Wochen meines Georgien-Aufenthalts einige georgische Spezialitäten gekostet habe, möchte ich nun einen kurzen Überblick über die (wie ich meine, ausgezeichnete) georgische Küche bieten.
Ich muss jedoch vorausschicken, dass vor allem bei den Hauptspeisen Fleisch doch eine recht wichtige Rolle spielt. Da ich jedoch kein Fleisch esse, kann ich darüber keine Auskunft geben. Doch auch Vegetarier kommen in Georgien durchaus auf ihre Kost(en).
Insbesondere bei den Vorspeisen gibt es eine große Auswahl an vegetarischen Gerichten: Angefangen vom Klassiker Tomaten-Gurken-Salat über gebratene Melanzani mit Walnuss-Knoblauch-Paste (mein persönlicher Favorit) bis hin zu diversen Gemüsepasten und Salaten (je nach Saison). Viele dieser Speisen (nicht nur die angesprochenen Melanzani) sind oft auch mit Walnuss verfeinert – offensichtlich eine der Grundzutaten der georgischen Küche.
Es ist übrigens üblich, in großen Runden essen zu gehen und eine Vielzahl an Gerichten zu bestellen, von denen sich jeder ein bisschen etwas nimmt. Für den Alleinreisenden ist das in Restaurants natürlich nicht wirklich praktikabel; in Privatunterkünften kommt aber auch ein solcher in diesen Genuss. Bestellt man dort nämlich Frühstück und/oder Abendessen wird auch groß aufgetischt, wobei die Qualität (meiner Erfahrung nach) mit der Abgeschiedenheit sogar zunimmt. Möglicherweise spielt da dann auch die georgische Gastfreundschaft eine Rolle, und man will speziell in den entlegeneren Gebieten zeigen, was man alles bieten kann.
Doch zurück zum georgischen Essen an sich: Ein weiterer wesentlicher Bestandteil jeder Mahlzeit ist Brot und Käse. Von letzterem gibt es sogar eine (ausgezeichnet schmeckende, wenn auch etwas trocken-"quietschige") Schafkäse-Variante namens Guda (wie ich leider erst am letzten Tag erfahren habe). Häufiger erhält man allerdings einen (etwas saftigeren, Kuhmilch-basierten) Sulguni oder Imereti-Käse.
Brot gibt es wiederum nicht nur in der "banalen" Fladenbrot-Variante, sondern auch in Kombination mit (geschmolzenem) Käse als sogenanntes Khachapuri. Dieses Gebäck ähnelt in Größe und Flaumigkeit meistens dem Teiges einer American Pizza und ist mit Käse bestreut und/oder gefüllt (hat aber keine Tomatensoße). In einer besonders heftigen Variante (die ich nicht probiert habe), dem Khachapuri Acharuli, kommt noch ein halb rohes Ei und viel flüssige Butter oben drüber.
Alternativ gibt es aber auch Lobiani, mit Bohnenpaste gefüllte Brot. Dieses existiert in verschiedenen Varianten: von einem flaumig-saftigen Teig wie Khachapuris (meines Erachtens am besten) bis hin zu (staubtrockenem) länglichem Fladenbrot.
Damit wären wir bei einer weiteren wichtigen Zutat einiger georgischer Gerichte angelangt: Bohnen. Diese gibt es nicht nur im Brot oder als Salat sondern auch als Lobio Kotanshi, einem Bohneneintopf im Tontopf, der oft gemeinsam mit Mchadi (Maisfladen) oder Chvishtari (dasselbe mit Käse im Teig) und eventuell eingelegtem Gemüse serviert wird. Auch dieses Gericht gehört zu meinen Favoriten.
Damit kommen wir nun langsam zu den Hauptgerichten, die (wie schon erwähnt) eher fleischlastig sind. Gegrilltes Fleisch oder Fisch ist in nahezu allen Varianten zu haben, meist in Kombination mit (in viel Öl gebratenen) Kartoffeln. Die beliebesten Zubereitungsarten sind das Mtsvadi (Fleischspieße) und das Ojakhuri (Schweinefleisch und Kartoffeln gemeinsam in der Pfanne gebraten). Von letzterem gibt es auch eine vegetarische Variante (mit Pilzen statt Fleisch) – oft zu finden auf dem "Fastenmenü", das für besonders religiöse Georgier (die beispielsweise freitags und eventuell auch mittwochs kein Fleisch essen) gedacht ist, aber natürlich auch für Vegetarier das Leben einfacher macht.
Eine weitere georgische Spezialität sind die Khinkali (gefüllte Teigtaschen). Khinkali mit Fleischfüllung sind praktisch überall erhältlich, gelegentlich gibt es auch welche mit Pilzen, Kartoffeln oder Käse. Wenn man viel Glück hat, erhält man sogar welche mit Gemüse-Pilz-Füllung, die besonders schmackhaft ist (über die ich persönlich allerdings nur in Tbilisi gestolpert bin).
Nahezu allen georgischen Gerichten ist schließlich eines gemein: Sie enthalten viel Koriander. Da es Leute geben soll, die dieses Gewürz nicht ausstehen können, seien sie gewarnt: In diesem Fall ist die georgische Küche wohl nichts für sie.
Das Titelbild dieses Beitrags stammt aus Wikimedia Commons (© Gorod – SKY, lizenziert gemäß CC BY 2.0).