In den letzten (etwas mehr als) 20 Stunden habe ich die längste Etappe dieser Reise absolviert: eine Bahnfahrt von Stockholm in Schweden bis nach Narvik in (Nord-)Norwegen – über 1.000 Kilometer Luftlinie! Trotzdem ist diese Fahrt nicht unter den Top 3 meiner längsten Bahnfahrten.
Alle drei Etappen meiner USA-Durchquerung per Bahn waren nämlich (wieder in Luftlinie gemessen) länger. Und ebenso wie meine Zugfahrten in den USA hat sich auch diese gar nicht so lang angefühlt: Ich habe sogar nur wenige Kapitel meines Buches gelesen. Die meiste Zeit habe ich (neben gewissen „Notwendigkeiten“ wie Schlafen und Essen) nämlich mit Podcast-Hören verbracht, weil sich das gut mit Aus-dem-Fenster-Schauen kombinieren lässt.
Nachdem ich ohnehin eigentlich nur bei derartigen Bahnfahrten zum Podcast-Hören komme, bin ich bei meinem favorisierten (um nicht zu sagen: meinem einzigen wirklich konsumierten) Podcast „Lateral“ ohnehin über 100 Folgen hintennach – und trotzdem habe ich dabei (weil dort immer wieder andere Youtuber und/oder Podcaster zu Gast sind) schon weitere Empfehlungen für zusätzlichen Zeitvertreib aufgeschnappt. So ist etwa auch „Escape this Podcast“ ein Hineinhören wert – allerdings vielleicht besser dann, wenn man auch WLAN-Zugang hat, um das Begleitmaterial studieren zu können, wie ich feststellen musste. Escape-Room-Rätsel lassen sich nämlich (trotz bester Bemühungen der Gestalter) nicht immer rein durch Worte beschreiben. Da sind die Hirnverzwirbler-Fragen von „Lateral“ viel leichter im Kopf zu behalten.
Doch zurück zu meiner Bahnfahrt: Nach gefühlt (und wohl auch tatsächlich) stundenlangen Birken- und Nadelwäldern ist nach Kiruna ein (halbwegs) vertrauter Anblick aufgetaucht: der See Torneträsk, den ich bei meinem Winterabenteuer in Nordschweden komplett zugefroren erlebt habe (was er jetzt natürlich nicht mehr ist).
Allerdings: So natürlich scheint das gar nicht zu sein, denn je näher wir der schwedisch-norwegischen Grenze gekommen sind, desto mehr ist vor dem Zugfenster der Winter eingekehrt – inklusiver (kleiner) zugefrorener Seen! Irgendwann müssen wir aber eine Wetterscheide überquert haben, denn innerhalb kürzester Zeit hat sich der Schnee, der zuvor noch bis zu den Bahngleisen gereicht hat, wieder auf die Bergkuppen zurückgezogen.
So konnten wir dann die grünen Berghänge des Ofotfjords genießen, während wir (bei leichtem Regen) die letzten Kilometer hinunter nach Narvik gerollt sind.
Zusammenfassend kann man sagen, dass so eine Bahnfahrt also vielleicht lang sein mag – sie ist aber keinesfalls langweilig (und das diesmal sogar im positiven Sinne)!
Dass sie aber (vor allem insgesamt) auch lang war, hat dann ein Schild im Stadtzentrum von Narvik bewiesen: Ich bin nun näher am Nordpol als an Zuhause! (*)
(*) Was strenggenommen so nicht unbedingt stimmt, denn der Wegweiser mischt die Straßendistanzen zu den angegebenen Städten mit der Luftlinie zum Nordpol.