Im Schlafwagen von London nach London

Im Vorfeld meiner Reise habe ich ja lange überlegt, wie ich nach Schottland fahren möchte: mit dem (eher langsamen) Tagzug am Sonntag, mit dem Nachtzug „Caledonian Sleeper“ in der Nacht von Sonntag auf Montag, oder mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Avanti West Coast am Montag Vormittag. Ich habe mich schließlich für den Nachtzug entschieden, weil mir das die entspannteste Variante erschienen ist. Allerdings hatte da im Endeffekt die britische Bahn wohl etwas dagegen.

Bereits einige Wochen vor der Reise wurde die Abfahrt rund 20 Minuten vor- und die Ankunft knapp zehn Minuten nach hinten verlegt, weil Arbeiten an der Gleisen auf der Weststrecke nach Schottland durchgeführt werden, und wir daher auf die (anscheinend längere) Oststrecke ausweichen mussten.

Rund vier Stunden vor dem geplanten Boarding habe ich mich zufälligerweise mit einem WLAN-Hotspot verbunden und so von einem rund eineinviertel Stunden zuvor versandten Email erfahren, in dem mir mitgeteilt wurde, dass nun auch auf der Oststrecke Arbeiten an der Strecke nötig sind. Daher stehe nun gar keine Bahnverbindung nach Schottland zur Verfügung, und der Nachtzug müsse storniert werden.

Im ersten Moment war ich zu perplex, um mir die beiden dann essenziellen Fragen zu stellen:

  1. Wie komme ich jetzt nach Schottland?
  2. Wo verbringe ich die Nacht?

Zum Glück hat das Mail dann gleich die Antworten auf diese Fragen geliefert:

  1. Mein Ticket gilt am nächsten Tag für genau jene Hochgeschwindigkeitszüge, die ich auch in Betracht gezogen habe.
  2. Der Zug wird zwar am Bahnhof in London in Betrieb gestellt, bleibt aber einfach am Bahnhof stehen.

Am Bahnhof angekommen, war es dann ein wenig chaotisch, denn

  • es hatten offensichtlich nicht alle Passagiere diese Nachricht überhaupt schon gelesen,
  • man musste doch Sitzplätze für den Hochgeschwindigkeitszug reservieren (obwohl das im Service-Chat, wo ich extra nachgefragt habe, noch verneint wurde), und
  • aus unerfindlichen Gründen wurde die Raumzuteilung komplett umgeworfen, weshalb ich den Zug zwei Mal auf- und abgegangen bin, bis mir endlich jemand mein Abteil nennen konnte.

[Foto]

Mein "Hotelzimmer"

Nachdem ich aber besagten Bahnbediensteten noch mit meiner sehr mathematischen Interpretation des internationalen Buchstabieralphabets verwirrt bis amüsiert habe, konnte ich mein „Hotelzimmer“ beziehen (das übrigens nur knapp das kleinste auf dieser Reise war). Leider konnte ich angesichts der Umstände die fantastische Lage direkt im Zentrum Londons nicht wirklich ausnützen. Immerhin hat mir aber das Bett von der Standardlänge 1 Bernhard eine angenehme Nachtruhe ermöglicht – erfreulicherweise sind nämlich auch die Lautsprecheransagen am Bahnhof alsbald verstummt.

Mittlerweile warte ich auf meinen (angeblich pünktlich abfahrenden) Hochgeschwindigkeitszug nach Glasgow – ich bin schon gespannt, ob ich es pünktlich zu meinem Mietauto und meiner ersten Fähre schaffen werde!

Update


Das leichte Chaos hat gestern Abend offensichtlich auch die Bediensteten von Avanti West Coast erfasst: Während mir bei der Platzreservierung noch gesagt wurde, ich hätte Anspruch auf einen Erste-Klasse-Platz inklusive Frühstück, war der Schaffner anderer Meinung. Zuerst hat er mich (und eine weitere Reisende) noch widerwillig sitzen (und auch Frühstück bestellen) lassen. Bevor aber noch mein Frühstück gekommen ist, hat er nachdrücklich verlangt, dass wir uns umsetzen sollen, denn wir hätten keinen Anspruch auf die erste Klasse, wie eine andere Gruppe Reisender auch nochmals per Telefon bestätigt bekommen hätten. Nachdem ich nicht diskutieren wollte, bin ich also in die Standard-Klasse übersiedelt – wo mir derselbe Schaffner dann mitgeteilt hat, ich könne auch in Standard Premium sitzen. Noch einmal wollte ich dann aber nicht Platz wechseln – mir tut es vielmehr leid um mein Frühstück.

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