Mittlerweile habe ich den nördlichsten Punkt meiner Schottland-Rundreise erreicht: die Isle of Skye. Dort habe ich heute die Halbinsel Trotternish erkundet, die viele touristische Highlights zu bieten hat – und praktischerweise mehr oder weniger direkt vor der Haustür meines Quartiers liegt.
Als erstes wollte ich eigentlich mit dem Fairy Glen beginnen, aber da dürfte ich die Abzweigung übersehen haben. Daher bin ich gleich zum Quiraing weitergefahren, Großbritanniens größter Erdrutsch. Es handelt sich hierbei natürlich um einen Erdrutsch im geologischen Maßstab – und um einen sehr pittoresken noch dazu!
Leider hat meine Wanderung unter einer dichten Wolkendecke begonnen – und das, nachdem es bei meinem Quartier, nur wenige Meilen entfernt, strahlend sonnig war. Dementsprechend hat es meine Mütze leider nicht mit ins Gepäck geschafft; also musste die Kapuze als Ohrenschutz vor dem recht kalten Wind herhalten.
Diesmal war ich tatsächlich wieder einmal auf einem „echten“ Wanderweg unterwegs – und der hat gleich gezeigt, dass man hier wahrlich in den Bergen unterwegs ist: Anscheinend nur 20 Minuten vor mir ist ein älterer Herr eine zu überquerende Rinne hinuntergestürzt. Gottseidank war bereits eine Wandergruppe sehr professionell mit Erstversorgung und Rettungskette-in-Gang-Setzen beschäftigt. Trotzdem hat mich dieses Erlebnis etwas vorsichtiger an die Wanderung herangehen lassen. So habe ich mir dann den Needle Rock nur von weiter unten angesehen, denn der Aufstieg zur Basis sei extrem steil, mit losem Gestein
(so die Wegbeschreibung von dem von mir verwendeten Online-Wanderführer).
Dieser Needle Rock ist einer der vielen spitzen Felstürme, die im Quiraing zu finden sind. Der Weg führt dann die Felswand entlang in Richtung Norden, zu einem Sattel, von wo sich vom Bergrücken des Sròn Vourlin dann ein Blick auf die Nordküste der Insel öffnet.
Kurz nachdem ich diesen Bergrücken verlassen und den Anstieg auf jene Felswand in Angriff genommen habe, die ich zuvor entlang gegangen bin, haben die Wolken zunehmend aufgerissen, und die Sonne ist zum Vorschein gekommen. Das hat die Szenerie gleich nochmal grandioser erscheinend lassen.
Hat man dann den höchsten Punkt der Felswand erreicht, blickt man auf den Table, den Tisch, herab, eine nahezu perfekt ebene Grasfläche inmitten der spitzen Felstürme. Beim Abstieg hat man dann einen grandiosen Blick auf den südlichen Teil der Trotternish-Halbinsel (siehe Titelbild).
Vom Quiraing bin ich dann zum Old Man of Stor weitergefahren. (*) Das ist eine der Touristenattraktionen auf der Insel, und dementsprechend gut besucht. Es handelt sich dabei um einen Felsturm, der (aus dem richtigen Winkel betrachtet) wie das Gesicht eines alten Mannes aussehen soll. Den alten Mann konnte ich nicht entdecken (am ehestens noch einen griesgrämigen Gartenzwerg), aber die Gegend gibt schon was her.
Für den Abstieg habe ich dann nicht den breiten Touristenweg, sondern einen Wanderweg hinter dem Old Man of Stor bzw. einen etwas ausladenderen mit Blick auf Loch Leathan gewählt – und prompt war viel weniger los. Unglaublich was für Herdentiere Touristen doch sein können!
Weil danach noch etwas Zeit war, habe ich mir den Weg zum Fairy Glen noch einmal genauer angeschaut, und bin doch noch hingefahren. Zuerst hat es schon so ausgesehen, als würde mir die Parkplatzsituation diesmal ein Schnippchen schlagen, aber dann durfte ich doch ein drittes Mal am heutigen Tag fürs Parken zahlen. (**)
Das Fairy Glen ist ein kleines Tal mit vielen grasbewachsenen, kegelförmigen Hügeln, und dürfte vor allem bei Familien beliebt sein. Für mich war es (abgesehen von den erneut recht vielen Touristen) ein willkommener kleiner Spaziergang als Abschluss eines wanderreichen Tages.
Das Fairy Glen hat aber auch schon die Anfänge eines Problems gezeigt, das am Quiraing bereits viel deutlicher zu Tage tritt, und das beim Old Man of Stor schon aufwändig zu reparieren versucht wird: Viele Touristen bedeutet auch ein paar Rücksichtlose, die sich nicht um die Verwendung von Wanderwegen scheren. Und irgendwann reicht dann auch kein Schild mehr, das einen dazu auffordert, die bestehenden Wege zu benutzen, weil viele inoffizielle Trampelpfade mittlerweile auch wie ein offizieller Weg aussehen. So zerstören Touristen halt auch leider das, was sie eigentlich suchen: die schöne Natur.
(*) Dabei habe ich zwei junge französische Wanderer vom Quiraing herunter mitgenommen, die schon so resignierend den Daumen rausgehalten haben, als sie mich im Auto kommen gehört haben, dass ich sie dort nicht einfach weiterstapfen lassen konnte.
(**) Immerhin nur zwei Pfund statt fünf wie bei den ersten beiden Orten.