Bei meinem ersten Besuch in Picton vor fünfzehn Jahren hat mir das kleine Städtchen (vor allem wegen der Lage am Queen Charlotte Sound) sehr gut gefallen. Darum habe ich mir diesmal vier Tage dort gegönnt – eine gute Entscheidung, denn der Queen Charlotte Sound ist noch schöner, als ich ihn in Erinnerung gehabt habe.
Bereits die Anreise (mit der Fähre von Wellington) war ein Genuss: strahlender Sonnenschein, recht ruhige See – da konnte selbst ich (nach kurzer Eingewöhnungszeit) die Überfahrt über die Cook Strait recht unbeschadet überstehen, und zuerst die Ausfahrt aus dem Wellington Harbour und dann die Ankunft auf der Südinsel durch den Tory Channel und eben den Queen Charlotte Sound genießen.
Danach konnte ich ob des grandiosen Wetters nicht anders, als mich nach dem Einchecken in der Jugendherberge, dem Einkaufen im Supermarkt und einer schnellen Mittagsjause gleich auf eine Wanderung zu begeben. Dabei habe ich mich für den Snout Walkway, eine Wanderung zu der Landzunge vor Picton, entschieden. Sowohl vom Rücken der Landzunge als auch von deren Spitze hat man dabei schöne Blick auf den Sound.
Am nächsten Tag ist es dann auf die andere Seite des Queen Charlotte Sound gegangen, in die Lochmara Bay. Die dortige Lochmara Lodge bietet nämlich ein Wassertaxi für einen Tagesausflug an, kombiniert mit der Nutzung der Lodge-Infrastruktur. Bevor ich mich jedoch dieser zugewandt habe, bin ich erneut auf den Bergrücken (nur eben diesmal auf der anderen Seite vom Queen Charlotte Sound) zum Onahau Lookout aufgestiegen. Von dort hat man nicht nur einen Blick auf den Queen Charlotte Sound, sondern auch auf den benachbarten Kenepuru Sound – die hiesige Küste ist nämlich zerfurchen von diversen Sounds.
Zurück in der Lochmara Lodge war es dann bald Zeit für Tiervorführungen und -fütterungen. Es gab wieder Tuataras, die Echsen aus dem Dinosaurier-Zeitalter, zu sehen, ebenso wie gemeine Hausschweine und Ziegen. Die Fütterung der Aale war eine weniger wilde Angelegenheit als auf Moorea – die Neuseeländischen Langflossenaale waren nämlich anscheinend überhaupt nicht hungrig. Die abschließende Fütterung der Kākāriki war dann wiederum sehr nett: Diese einheimischen Sittiche haben uns nämlich (nach anfänglicher Scheuheit) tatsächlich aus der Hand gefressen.
Schließlich habe ich mir dann noch ein Stand-up-Paddle-Board geschnappt, und damit ein wenig die kleine Bucht vor der Lodge erkundet. Weiter habe ich mich wegen des zunehmend aufkommenden Windes nicht getraut – und auch wenn das Meer mit (angeblich) rund 18° C für hiesige Verhältnisse recht warm sein dürfte, wollte ich weder hineinfallen noch zurückschwimmen müssen.
Der folgende Tag sollte eigentlich (wegen des angesagten Regens) ein Rasttag werden, doch als kurz nach 10:00 Uhr die Sonne herausgekommen ist, hat es mich nicht mehr in der Jugendherberge gehalten, und ich bin nur kurz
zu einem kleinen Spaziergang zu einem nahen Aussichtspunkt über der benachbarten Shakespeare Bay aufgebrochen. Der Ausblick war dann eine kuriose Mischung von industriellem Frachthafen und idyllischem Sandstrand mit ankernden Segelbooten – hat aber ein wenig Lust auf mehr gemacht. Also bin ich nur kurz
zur Bucht hinunterspaziert. Nachdem ich meinen Weg mehrmals nur kurz
fortgesetzt habe, bin ich schlussendlich (rund eineinhalb Stunden Gehzeit von Picton entfernt) bei einem Aussichtspunkt am Ende der die Shakespeare Bay begrenzenden Landzunge angekommen.
Gerne hätte ich auch noch eine halbtägige Kajaktour eingebaut, aber nachdem der Regen von einer stürmischen Kaltfront gebracht wurde, war meine Lust auf Wasseraktivitäten (bei denen eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, nass zu werden) eher gedämpft. So habe ich mich an meinem letzten Tag in die letzte der vier Himmelsrichtung aufgemacht, die ich bisher noch nicht erkundet habe: nach Süden, und damit landeinwärts. Auch dort gibt es nämlich einen Aussichtspunkt mit einer schönen Aussicht über die Ortschaft (und den Nachbarort Waikawa).