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Reine Schönheit

Die letzten drei Tage habe ich im Süden der Lofoten, in (und um) Reine, verbracht. Dort gibt es wahrlich die ikonischsten Lofoten-Ansichten zu entdecken.

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Reine

Das beginnt schon mit der Lage von Reine selbst: Ein Teil der Ortschaft liegt auf einer Halbinsel, die nur mit einer dünnen Landzunge mit dem Hauptteil der Insel verbunden ist. Daneben gibt es zahlreiche weitere (bewohnte und unbewohnte) kleine Inselchen im Meer.

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Aufstieg auf den Reinebringen

Um mir das genauer anzuschauen, habe ich die Wanderung auf den Lofoten in Angriff genommen: den Aufstieg auf den Reinebringen. Früher war das eine technisch sehr anspruchsvolle Wanderung, weil man wirklich schon fast Bergsteigen musste, um auf den Gipfel zu kommen. Nachdem das aber die Fähigkeiten der durchschnittlichen Urlauber überstiegen hat, und es zu einigen tödlichen Unfällen gekommen ist, wurden Ende der 2010er-Jahre von nepalesischen Sherpas in bester Himalaya-Manier knapp 2.000 (!) Steinstufen gebaut, die einen jetzt (fast) bis ganz nach oben bringen – rund 480 Höhenmeter auf einem guten Kilometer Wegstrecke.

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Ausblick vom Reinebringen

Die Aussicht von oben ist aber die Anstrengung wert – und wohl die ikonischste Ansicht der gesamten Lofoten. Dementsprechend populär ist diese Wanderung auch. Ich hatte mit meinem frühen Aufbruch gleich nach dem Frühstück offensichtlich noch Glück, denn bis auf eine größere Gruppe Ostasiaten war es oben auf dem Gipfel recht ruhig. Beim Abstieg hat der Ansturm in der Gegenrichtung zumindest abschnittsweise aber fast schon Preikestolen-Niveau erreicht. Im Hochsommer muss es dort oben rund gehen! (*)

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Å i Lofoten

Danach habe ich mich ganz nach Süden aufgemacht, ans Ende der Straße im Fischerdorf Å. Bezeichnenderweise endet die dort mit einem großen Parkplatz, für den erst einmal ein Tunnel gebaut werden musste, um ihn überhaupt erreichen zu können. Dementsprechend touristisch geht es dort auch zu. Zwar hätte ich mich gerne auch touristisch betätigt, und das Stockfisch-Museum besucht, aber trotz des großen „Open“-Schilds an der Fassade konnte ich (abgesehen von Baumaschinen und Baulärm) ringsherum keine Aktivität erkennen.

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Å i Lofoten

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Südliches Ende von Moskenesøya

Darum bin ich lieber ein wenig über die Hügeln südlich des Ortes spaziert, um einen Blick auf das tatsächliche südliche Ende der Lofoten zu werfen. Denn auch wenn die Straße in Å endet, die Insel geht noch einige Kilometer weiter – allerdings kann man die dann nur noch per (Mehrtages-)Wanderung erkunden.

Am Rückweg habe ich dann noch einen kurzen Umweg gemacht, um beim kleinen Örtchen Hamnøy vorbeizuschauen, das auf einer der vielen Inselchen rund um Reine liegt.

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Ågvatnet

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Hamnøy

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Unterwegs zur Munkebu-Hütte

An meinem zweiten Tag habe ich dem Meer den Rücken gekehrt, und bin stattdessen ein wenig in die Berge gewandert. Mein Ziel war die Munkebu-Hütte, eine unbewirtschaftete Hütte im Hinterland der Insel Moskenesøya (auf der auch Reine liegt). Dabei habe ich allerdings dem Wasser nicht Lebewohl sagen müssen, denn der Wanderweg führt an einer Reihe von Seen (auf unterschiedlichem Niveau) entlang. Man könnte ja glauben, dass es sich dabei um Stauseen für die Stromerzeugung handelt, aber laut Hinweisschildern dienen die als Trinkwasserreservoir.

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Stuvdalsvatnet

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Tridalsvatnet

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Munkebu-Hütte

Der Wanderweg war dabei in typisch norwegischer Manier: kaum markiert, teilweise eine Kraxelei. Insbesondere ein Stückchen über einige vom Gletscher (in der letzten Eiszeit) glattgeschliffene Felsplatten nach oben hat mir (trotz der Eisenkette als Anhalt-Hilfe) ein wenig Respekt vor dem Rückweg eingeflößt. Am letzten Stück des Weges mussten dann sogar einige (teilweise überraschend große) Schneefelder überquert werden, bevor ich die Hütte für eine (frühe) Mittagspause erreicht habe.

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Unterwegs zur Munkebu-Hütte

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Abstieg über Felsplatten

Für den Rückweg hat meine Wanderführer zwar eine Variante entlang eines etwas höher liegenden Berghanges vorgeschlagen, aber selbst wenn mich nicht schon die blanken Felsplatten nervös gemacht hätten, dann hätte mir spätestens der Blick auf den verschneiten Pfad entlang des schrägen Hanges gereicht, um mich davon abbringen zu lassen.

Bei den ominösen Felsplatten angekommen musste ich dann ein wenig warten, weil eine Gruppe Ostasiaten vor mir offensichtlich noch mehr Respekt davor hatten als ich, und dementsprechend lange gebraucht haben. Mich hat das verblüffenderweise aber eher beruhigt, denn wenn selbst die (anscheinend eher unbedarften) da hinunterkommen, dann werde ich das wohl auch schaffen! Im Endeffekt war das Ganze dann übrigens deutlich weniger schlimm als befürchtet – auch wenn ich wohl nicht anmutig wie eine Gazelle (oder eine Gams) unterwegs war (und mich am letzten Abschnitt wohl ein anderer Wanderer noch fast überholt hätte, wenn er denn gekonnt hätte).

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Westküste von Flakstadøya

Normalerweise wäre es das wohl mit meinem Tagesprogramm gewesen, aber

  1. war für den nächsten Tag Regen angesagt, und
  2. geht die Sonne hier ja derzeit nicht unter.

Daher bin ich nach einem frühen Abendessen noch einmal aufgebrochen, um eine andere Wanderung in Angriff zu nehmen. Ich wollte nämlich unbedingt noch den Strand von Kvalvika besuchen, der auch ein touristischer Höhepunkt der Region ist.

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Blick zurück in Richtung Indresand

Eigentlich war ja der Plan, mir diesen Strand von einem nahen Aussichtsberg, dem Ryten, anzuschauen, aber das wären mir dann für die zweite Wanderung des Tages dann doch zu viele Höhenmeter gewesen. Daher habe ich mich entschieden, nur die zwei- bis dreistündige Wanderung von Indresand zum Strand selbst in Angriff zu nehmen – schließlich war mein Aufbruch um 18:00 Uhr trotz Mitternachtssonne einfach auch angesichts meines üblichen Schlafrythmus ein später.

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Strand von Kvalvika

Der Aufstieg auf den Sattel, den man dafür überqueren muss, hat aber doch länger gedauert als gedacht, und ich war wohl doch auch schon ein bisschen müde, sodass ich dann bald meinen Plan geändert habe: Ich wollte zumindest den Strand (von oben) sehen, dann jedoch nach spätestens eineinhalb Stunden umkehren, um bis 21:00 Uhr wieder beim Auto zu sein. Als ich dann endlich (nach einer knappen Stunde) das Ende des Sattels (und damit den Blick hinunter auf den Strand) erreicht habe, war aber schnell klar, dass ich nicht weiter absteigen werde: Der Strand ist zwar wirklich sehr pittoresk, aber der einsehbare Weg hinunter war zuerst ein Schlamm- und danach ein Geröllfeld – und hätte auch noch über 200 Höhenmeter hinunter geführt (die ich danach natürlich auch wieder aufsteigen hätte müssen). So habe ich mir einfach einen Felsen zum Hinsetzen gesucht und die Aussicht von oben auf die Bucht von Kvalvika genossen.

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Blicke in Richtung Flakstadøya (links) bzw. Torsfjorden und Selfjorden (rechts)

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Sund

Im Endeffekt war das Wetter heute dann eh nicht so schlecht(**), aber ich habe mir (und vor allem meinen Beinen) trotzdem einen ruhigen Vormittag gegönnt. Am Nachmittag habe ich kurz nach Sund, einem weiteren kleinen Fischerdorf, geschaut, das ich allerdings (bis auf eine erneut pittoreske Lage) nicht mehr als so aufregend empfunden habe.

Daher bin ich danach noch ins nahe Ramberg gefahren, wo ich zu einer Wanderung auf den recht harmlos klingenden Nubben aufgebrochen bin. Der Weg war aber wieder Lofoten- (um nicht zu sagen: Norwegen-)typisch: direttissima nach oben. So habe ich die 240 Höhenmeter mit durchschnittlich 10 Höhenmetern pro Minute (oder anders gesagt: in 24 Minuten) absolviert. Wenigstens ist mir so trotz der eher steifen Brise recht schnell warm geworden. Der Gipfel war gottseidank auch mehr ein kleines Plateau, sodass ich sogar (im Windschatten eines Felsbrockens) ein wenig den Ausblick genießen konnte.

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Blick vom Nubben in Richtung Skjelfjorden und Volandstinden (links) und Ramberg (rechts)


(*) Und das bei viel weniger Platz als am Preikestolen!

(**) stark bewölkt mit ein paar leichten Regenschauern am Vormittag

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