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Essen in China

Eigentlich gibt es nicht das chinesische Essen, dazu ist dieses Land viel zu groß (und damit auch die Essensgewohnheiten zu unterschiedlich). Ein paar Aspekte des chinesischen Essens jener Regionen, die ich besucht habe, möchte ich aber hier herausgreifen.

Was eine ziemliche Konstante zu sein scheint, ist das Essen in Gesellschaft: Typischerweise bestellt nicht jeder ein Gericht nur für sich, sondern es wird in größeren Runde gemeinsam bestellt und gegessen. Die Gerichte werden dabei in der Mitte auf einer großen drehbaren Glasplatte platziert, sodass jeder Zugriff auf alle Teller hat und sich das nehmen kann, wonach ihm/ihr am meisten gelüstet. Mit diesem System nicht vertraute westliche Touristen müssen da schon einmal aufpassen, dass sie nicht ihr Glas versehentlich auf der drehbaren Glasplatte abstellen, und es sich dann plötzlich auf der anderen Seite des Tisches befindet. Hat man das einmal intus, muss man sich noch daran gewöhnen, es weit genug weg vom Rand der Glasplatte zu stellen, damit nicht ein herausragender Teller oder Servierlöffel beim Rotieren das Glas umstößt. Das Problem mit den Servierlöffeln haben aber anscheinend nur westliche Touristen; Chinesen bedienen sich einfach mit ihren Stäbchen auch in der Mitte. In feineren Restaurants gibt es für diesen Zweck sogar pro Gast zwei (farblich codierte) Sets an Stäbchen.

Was bei diesen Gruppenessen auch auffällt, ist die Bedeutung der Fleischgerichte. Zwar gibt es schon auch Gerichte nur mit Gemüse, aber die werden typischerweise erst nach den ersten Fleischgerichten serviert. Manche davon sind ausgesprochen delikat, manch anderes gekochtes grüne Gemüse kann man nach einiger Zeit nicht mehr wirklich sehen.

Selbst in vegetarischen Restaurants spielt Fleisch eine Rolle: Die überbieten sich nämlich damit, rein vegetarische Gerichte anzubieten, die möglichst wie traditionelle Fleischgerichte aussehen (und möglicherweise auch schmecken). Zwar gibt es das bei uns mit Sojaschnitzel und Seitanburger auch, aber das macht dieses Imitieren von Fleischgerichten mit rein pflanzlichen Zutaten aus meiner Sicht nicht weniger verrückt.

Manchmal stößt man als Vegetarier also auf gewisse Hürden, wie auch die folgenden Erlebnisse illustrieren: Unser Führer hat mir (auf meine Nachfrage bei einem gemeinsamen Gruppenfrühstück) versichert, dass alle Gerichte vegetarisch seien, denn Chinesen essen kein Fleisch zum Frühstück. Am nächsten Tag hat er uns dann zum Frühstück in eine typische chinesische Garküche, wo auch die Einheimischen essen geführt, die einzig und allein Rindssuppe (mit Nudeln und mehr oder weniger viel gekochtem Rindfleisch) angeboten hat.

Bei anderer Gelegenheit habe ich beim Frühstücksbuffet im Hotel gebratenen Eiereis entdeckt. Da ich Gusto auf etwas Warmes hatte, war ich schon kurz davor, mir etwas auf den Teller zu schaufeln – doch da waren (gar nicht so wenige, aber ziemlich kleine) Schinkenstückchen (vermutlich zur "Verbesserung des Geschmacks") unter den Reis gemischt.

An unserem zweiten Abend in Peking waren wir alleine (ohne unseren Führer) unterwegs, und haben – nach langem Suchen – endlich einen Schnellimbiss in der U-Bahn-Station gefunden. Der Besitzer hat überraschenderweise auch Englisch gesprochen, und so hat er uns detailliert die Rinds- und Hühnersuppen sowie die Reis- und Nudelgerichte mit Rind- und Schweinefleisch beschrieben. Meine Frage nach etwas Vegetarischem hat er dann auch bejaht: Ei mit Tomate (eines der typischen vegetarischen Gerichte in China). Daraufhin hab ich mich erkundigt, ob es nicht auch etwas mit Reis und Gemüse gebe, woraufhin er mir freudestrahlend mitgeteilt hat: Natürlich, Reis mit Ei und Tomate!

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Spieße für den Feuertopf

Im Vorteil ist man als Vegetarier nur beim Feuertopf, wo man sich (ähnlich einem Fondue) das Essen in einem blubbernden (Suppen-)Topf am Tisch selbst zubereitet. Im Gegensatz zu einigen der Fleischessern, die am nächsten Tag mit gewissen Verdauungsschwierigkeiten zu kämpfen hatten, hatte ich mit meinen Gemüsespießen zwar eine kleine Herausforderung, satt zu werden, aber dafür einen unproblematischen nächsten Tag.

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DimDimSum

Mein persönliches kulinarisches Highlight waren schließlich Dim-Sum (gefüllte Teigtaschen) in Hongkong. Bei DimDimSum, einem kleinen Restaurant ohne einer wirklich hilfreichen englischen Übersetzung der Karte, haben wir zwar noch ein wenig Glück gebraucht, um etwas wirklich Gutes zu erwischen (und haben außerdem unwissenderweise pikante und süße Gerichte gemischt), dafür waren die Teigtaschen bei Din Tai Fung ein wahres Gedicht – so sehr, dass ich sogar mein Besichtigungsprogramm am Abreisetag noch angepasst habe, um ein weiteres Mal dort essen gehen zu können.

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Din Tai Fung


Das Titelbild dieses Beitrags stammt von Wikimedia Commons (© ZiCheng Xu, lizenziert gemäß CC BY-SA 2.5).

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