Fazit meiner ersten Workation

Meine erste Workation ist gestern zu Ende gegangen. Da ist es an der Zeit, auf diese Erfahrung zurückzublicken, und ein kleines Resümee zu ziehen.

TL;DR

Würde ich es wieder machen? – Ja.
Werde ich es wieder machen? – Auch ja.
Werde ich es jeden Urlaub machen? – Nein.

Für diejenigen, die es etwas genauer wissen wollen, hier in loser Abfolge meine Gedanken zu meiner Workation:

An- und Abreise

Meine Entscheidung, mit einem verlängerten Wochenende zu beginnen, hat sich als goldrichtig erwiesen: So kommt man schon ein wenig in Urlaubsstimmung, und hat bereits vor dem Stress der Arbeitswoche Zeit, sich ein wenig mit der neuen Umgebung vertraut zu machen (und sich etwa auch beim Supermarkt mit Essen einzudecken).

Auch die Rückreise ist wohl stressfreier, wenn man nicht am nächsten Tag gleich wieder von daheim aus (oder, noch schlimmer, im Büro) arbeiten muss. Darum habe ich mich auch kurzfristig dazu entschieden, den heutigen Tag noch frei zu nehmen.

Kombination mit Urlaub

Schon allein aus ökonomischen und ökologischen Überlegungen empfehle ich die Kombination von Telearbeit mit „echtem“ Urlaub. Ich persönlich war mit meiner Aufteilung (d.h. nach einem verlängerten Wochenende zuerst eine Woche Telearbeit, dann drei Wochen Urlaub, und dann nochmals knappe zwei Wochen Telearbeit) sehr zufrieden. Allerdings habe ich keinen Vergleich zu einer anderen Konstellation.

So oder so denke ich, dass mir zwei Komponenten besonders wichtig waren: das verlängerte Wochenende am Beginn (was aber natürlich auch gleich ein voller Urlaub sein könnte), und die „Verlängerung“ des Urlaubs durch Telearbeit. Zwar hat bei letzterem das Mitnehmen der Entspannung aus dem Urlaub auch nicht ganz so gut geklappt wie erhofft (weil die Arbeit einfach trotzdem stressig ist), aber zumindest in der Freizeit ist noch ein wenig Urlaubsfeeling aufgekommen.

Dauer

Was die Dauer der Workation betrifft, so ist man (zumindest als Angestellter) wohl am ehesten durch die Vorstellungen des Arbeitgebers eingeschränkt. Was aber die Aufteilung vor Ort betrifft, so kann ich mir gut vorstellen, im Zwei-Wochen-Rhythmus den Ort zu wechseln: Damit hat man ein volles Wochenende zum Erkunden der unmittelbaren Umgebung zur Verfügung, und auch das Nachmittagsprogramm nach der Arbeit wird noch nicht zu fad (zumindest wenn man nicht ein einem winzigen Ort gelandet ist).

Für den Ortswechsel dazwischen würde ich den Samstag in Betracht ziehen, und war aus denselben Überlegungen wie das verlängerte Wochenende als Einstieg: So hat man zumindest einen Tag, um sich an der neuen „Basis“ einzuleben, und kann sich noch samstags im Supermarkt mit Essen eindecken (wenn dieser sonntags geschlossen haben sollte).

Was ich mir auch gut vorstellen kann, ist, ein verlängertes Wochenende zwischen zwei solchen Blöcken von je zwei Arbeitswochen einzuschieben – vielleicht sogar mit einem Mietauto, wenn man ein gutes Einweg-Angebot finden kann. So könnte man nämlich auch die Gegend zwischen den beiden Orten in Ruhe erkunden. Auch hier würde ich mir aber wohl schon einen entspannten, vollen Tag im neuen Quartier gönnen.

Ausstattung

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Mein Arbeitsplatz in Los Gigantes

Was man für die Telearbeit an Ausstattung braucht, hängt wohl sehr vom Job ab. Für mich war wichtig, dass ich nicht die ganze Zeit vornübergebeugt über dem Laptop sitze. Daher habe ich eine externe Tastatur und Maus mitgenommen, um den Laptop aufbocken zu können. Für das Aufbocken haben sich in beiden Quartieren passende Töpfe gefunden; ob ich mir für zukünftige Workations eventuell einen Laptopständer leiste, muss ich mir noch überlegen.

Was ich mir aber ziemlich sicher leisten werde, ist eine kabellose Tastatur und Maus: So gut kann man nämlich die Kabeln anscheinend gar nicht aufwickeln, dass sich nicht irgendwas in der Tasche darin verfängt. Dann hat man manchmal plötzlich eine Maus in der Hand, wenn man etwas anderes aus der Tasche zieht, oder bekommt umgekehrt die Geräte nicht aus der Tasche, weil das Kabel irgendwo festhängt.

Gleichzeitig war mir wichtig, nicht zu viel mit mir herumzuschleppen, da ich ja auch Urlaub gemacht habe (wo all diese Ausstattung – bis auf den Laptop – nur totes Gepäck war). So gesehen wird es möglicherweise bei den Töpfen als Laptopständer bleiben.

Standortwahl

Länderauswahl

Für mich war klar, dass mein Ziel ein EU-Land sein muss, weil ich dort eine Arbeitsbewilligung habe. Wenn man das nämlich ernst nimmt, dann ist es als Europäer sehr schwierig, von außerhalb der EU zu arbeiten. Die Visaprogramme der meisten Staaten sehen so etwas wie Telearbeit nämlich einfach nicht vor.

Doch auch innerhalb der EU gibt es unterschiedliche Zeitzonen. Wenn man nicht die Standard-Arbeitszeiten (wohl meist von 9 bis 17 Uhr) hat, ist es natürlich sehr hilfreich, wenn die Zeitverschiebung „in der richtigen Richtung“ erfolgt, sodass die eigenen Arbeitszeiten mehr in Richtung Standard-Arbeitszeiten verschoben werden. Für mich als Frühaufsteher war also eine Reise in den Westen ideal.

Ein Aspekt ist dann aber noch dazugekommen, den ich im Vorfeld überhaupt nicht bedacht habe: Die Kanarischen Inseln liegen eigentlich noch weiter westlich, als ihre Zeitzone vermuten lassen würde – und zwar um eine weitere Zeitzone. Das heißt zwar, dass die Sonne sehr spät aufgeht, aber (insbesondere im Oktober, mit Sommerzeit) hatte ich nach Arbeitsende noch viereinhalb (!) Stunden Tageslicht, was natürlich noch viel Raum für Unternehmungen lässt.

Was aber einer der wesentlichen Gründe war, warum ich Telearbeit einmal ausprobieren wollte, war die Verlängerung des Sommers – und das ist in vollem Umfang geglückt.

Daraus ergibt sich übrigens auch, dass nicht jedes Urlaubsziel für mich für eine Workation in Frage kommt: Weil die meisten EU-Staaten ja in einer sehr ähnlichen Klimazone liegen wie Österreich, schränkt das die Auswahl der „Kandidaten“ für potentielle Telearbeit für mich ein wenig ein.

Ortswahl

Wenn man sich dann für ein Land (oder eine Region innerhalb eines Landes) entschieden hat, stellt sich noch die Frage nach dem genauen Arbeitsort. Für mich war dann entscheidend, dass ich von meinem Arbeitsort aus auch nach der Arbeit noch etwas Sinnvolles unternehmen kann, um die Tatsache, dass ich von woanders arbeite (und dafür ein Quartier bezahle), möglichst gut ausnützen zu können. Ich habe mich da fürs Schwimmen entschieden, weil man das (etwa im Gegensatz zu den meisten Wanderungen) auch leicht mit nur wenig Zeit noch unterbringen kann (falls man doch einmal etwas länger arbeiten muss). Daher waren für mich Quartiere in Strandnähe gesetzt. Andere Leute mögen andere Prioritäten haben.

Für Unternehmungen am Wochenende ist es auch praktisch, eine gute öffentliche Anbindung zu haben. Das war in Los Gigantes nämlich leider etwas mühsam. Ebenso habe ich (wieder einmal) feststellen müssen, dass mir zu touristische Ort nicht so behagen. Auch hier war Los Gigantes gerade noch an der Grenze. Trotzdem: Auch mein Aufenthalt dort war sein Geld wert!

Quartiersuche

Die Notwendigkeit, irgendwo meinen Laptop samt Tastatur und Maus aufbauen zu können (siehe oben), hat mich dann auch bei der Quartiersuche beschäftigt: Mir war wichtig, entweder überhaupt einen separaten Arbeitsplatz oder zumindest einen großen Tisch zu haben, auf dem ich sowohl essen als auch arbeiten kann, ohne immer alles her- und wieder wegräumen zu müssen. Auch auf (sehr) gute Bewertungen bei der WLAN-Verbindung habe ich besonders achtgegeben (wobei sich das selbst in den entlegensten Ortschaften, die ich im Urlaub auf den Kanaren besucht habe, praktisch nie als Problem erwiesen hat).

Für meine zweite Unterkunft in Los Gigantes habe ich mir auch eine Terrasse geleistet, die noch dazu nordostseitig (und damit schön schattig) war. Diese Investition hat sich aus meiner Sicht auch ausgezahlt, denn so muss man nicht mal das Appartement verlassen, um zum Beispiel fürs Mittagessen draußen sitzen zu können – was sicher auch dazu beigetragen hat, dass ich mich dort trotz leichter Mängel (siehe oben) im Endeffekt recht wohl gefühlt habe.

Fazit

Wenn ich also wieder einmal in einem EU-Land Urlaub mache, wo der Sommer ein bisschen länger andauert (oder früher beginnt) als bei uns, dann kann es sehr gut sein, dass ich meinen Urlaub wieder mit Telearbeit verlängere.

2 Gedanken zu „Fazit meiner ersten Workation“

  1. Wow, das nenn ich mal ein umfangreiches Fazit zum Thema Telearbeit! Mir fällt jetzt auf die Schnelle kein wesentlicher Punkt ein, den du dabei vergessen hast. Sollte ich mal ein ähnliches Unterfangen planen, weiß ich jetzt, wo ich die wichtigsten Punkte nachlesen kann. 😀

    Auf jeden Fall freut es mich, dass es insgesamt wohl ein erfolgreiches Experiment war, und auch, wenn dich Tag 1 zurück in der Arbeit (trotz Umgebung mit Urlaubsflair) wohl schnell wieder in die harte Realität zurückgeholt hat, stell ich mir so einen täglichen Ausklang des Arbeitstages beim Schwimmen im Meer schon sehr klass‘ vor 🙂

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