Meine letzte Station in den Pyrenäen war der vielen Mitteleuropäern eher unbekannte Zwergstaat Andorra – Grund genug, sich den einmal anzuschauen!
Die Fahrt hinein von Spanien aus hat mich gleich ein wenig schockiert: Dichter Verkehr auf einer breiten Straße (mit zwei Spuren in jede Richtung), auf der die Tankstellen und Einkaufszentren nur so aufgefädelt sind. Auch in Andorra la Vella, der Hauptstadt, hat sich der Verkehr nicht wirklich gebessert, sodass ich gleich einmal in die Berge Reißaus genommen habe. Weil es an diesem Tag zwar sonnig, aber ziemlich frisch war, habe ich mir dafür ein nicht allzu hoch gelegenes Ziel gesucht.
Es ist dann der Llac d’Engolasters, ein See einige hundert Höhenmeter über der Hauptstadt geworden. Nachdem es sich dabei um ein beliebtes Ausflugsziel der Andorraner handelt, war es also (k)ein ideales Ziel für Samstag Mittag. Dementsprechend überfüllt war der Parkplatz. Gottseidank habe ich rund hundert Höhenmeter unterhalb noch ein Platzerl für mein Mietauto ergattern können, und bin dann gemütlich in rund 20 Minuten durch einen recht idyllischen Wald hinauf zum See spaziert.
Am See haben sich die Besucher erfreulicherweise auch recht gut verlaufen, obwohl der (Stau-)See gar nicht so groß ist. Die Wortfetzen aus einem Lautsprecher, die aber vom anderen Ende des Sees zu hören waren, haben mich vermuten lassen, dass die meisten wohl für irgendeine Veranstaltung(*) hinaufgefahren sind.
So konnte ich recht ungestört den See und den umliegenden Wald genießen, durch den ich dann gleich noch einen Spaziergang angehängt habe. Schließlich habe ich auch noch den Circuit de les Fonts, die Runde der Quellen, absolviert. Da waren aber weniger die Quellen (von denen zwei von drei nicht einmal Wasser geliefert haben) für mich die Attraktion, sondern vielmehr der schöne Blick hinunter ins Tal auf Andorra la Vella (siehe Titelbild).
Den zweiten Tag, einem Sonntag, habe ich dann im Nordwesten des Landes, rund um die Estanys de Tristaina verbracht. Leider war die Straße das letzte Stück gesperrt (was meinen Informationen zufolge eigentlich nur bis Mitte September der Fall sein sollte – aber vielleicht sind da Sonntage eine Ausnahme?), sodass ich vor der Wahl gestanden bin, entweder die Gondelbahn zu nehmen oder zusätzliche rund drei- bis vierhundert Höhenmeter aufzusteigen. Ich habe dann die 18 Euro für Ersteres investiert, denn ich hatte ohnehin genügend Höhenmeter vor mir.
Der Wanderweg ist dann auch sogleich steil angestiegen, aber ich bin trotzdem recht gut vorangekommen. Nach rund eineinhalb Stunden war ich dann beim (recht futuristisch anmutenden) Aussichtspunkt, dem Mirador Solar de Tristaina, der gleichzeitig eine Sonnenuhr darstellt (die aber interessanterweise anscheinend in UTC geht, also zwei Stunden nach). Von dort oben hat man jedenfalls einen tollen Blick auf die umliegenden Berge – und sogar nach Frankreich, denn der Berggrat, auf dem man das letzte Stück unterwegs ist, bildet die Grenze zwischen den beiden Ländern.
Diesen Berggrat habe ich dann auch gleich noch ein wenig weiter erkundet. Ursprünglich wollte ich ja nach Nordosten, aber da hat mir der Weg doch sehr ausgesetzt ausgesehen. Daher bin ich einfach in die andere Richtung, nach Südwesten, marschiert und habe dort die nächsten zwei (kleinen) Gipfel anvisiert. Den ersten habe ich auch noch ohne Probleme erreicht, beim zweiten musste ich knapp unter dem Gipfel aufgeben, weil ich einfach nicht mehr erkannt habe, wie der Weg die senkrechte Felswand vor mir denn bloß umgeht.
Das war aber nicht weiter schlimm, denn es ist ohnehin noch etwas auf dem Programm gestanden: ein Besuch an den Ufern der namensgebenden Estanys de Tristaina. Dazu musste ich erst ein paar steile Serpentinen absteigen, bevor der Weg dann recht gemütlich um drei der Seen herum geführt hat. Den Aufstieg zu einem vierten habe ich mir gespart, denn meine Beine waren zu diesem Zeitpunkt dann doch schon etwas müde – zum Glück habe ich die Seilbahn genommen!
Meinen heutigen letzten Tag in Andorra habe ich schließlich im Osten des Landes verbracht. Begonnen habe ich dabei im Vall d’Incles, von wo aus ich zum Estany de Juclar aufgestiegen bin. Weil der Weg auf der Ostseite des Tals nach oben geführt hat, und ich recht zeitig unterwegs war(**), war es dementsprechend frisch. Erst knapp unterhalb des Estany de Juclar hat die Sonne zum ersten Mal über die Berggipfel geschaut. Ich habe mir dann gleich eine Pause im Sonnenschein am Ufer des Estany de Juclar gegönnt.
Nachdem allerdings der mit zwei Stunden veranschlagte Aufstieg nicht einmal eineinhalb gedauert hat, und die Gegend dort oben doch recht eintönig und karg war, habe ich beschlossen, noch eine andere Wanderregion in der Nähe zu besuchen, anstatt rund ums Estany de Juclar weitere Erkundungen vorzunehmen. Also bin ich wieder abgestiegen – jedoch nicht ohne die Blicke aufs mittlerweile sonnendurchflutete Vall d’Incles zu genießen.
Danach bin ich weiter zu den Llacs de Pessons gefahren, die oberhalb eines Schigebiets liegen. Der Beginn der Wanderung war daher wenig pittoresk; die eigentlichen Seen dafür dann umso mehr. Nach dem initialen Aufstieg (zuerst über die Schipiste, dann durch den Wald) führt ein Rundweg an rund einem Dutzend kleinerer und größere Seen vorbei. Dabei war der Weg nicht immer gut markiert, sodass ich (wieder einmal) in einem steilen Bachbett gelandet bin.
Nach einigem Nach-oben-Kraxeln war vor einem kleinen Wasserfall dann Schluss. Zum Glück konnte ich dort den Bach sicher überqueren, und auf der anderen Seite einem Trampelpfad um die Felswand folgen – ich bin wohl nicht der erste, der sich dort verirrt hat. Der Trampelpfad hat mich dann auch am eigentlich Wanderweg wieder ausgepuckt – wobei mir ein kurzer Blick nach unten dann verraten hat, dass auch der „offizielle“ Aufstieg wohl ein bisschen eine Kraxelei gewesen wäre.
Von diesem kleinen Missgeschick abgesehen habe ich die Seenrunde dann aber ohne weitere Probleme bewältigt. Nur den kleinen Abstecher ganz am Schluss hinauf zu einem weiteren See habe ich mir geschenkt – da waren es mir dann schon genügend Höhenmeter für den Tag. Auch so war diese Wanderung aber definitiv ein schöner Abschluss für meine drei Tage in Andorra.
(*) ein Lauf-Event für Kinder, wie sich später herausstellen sollte
(**) Auch im Vall d’Incles gibt es (im Sommer) eine Beschränkung, wann man mit dem Auto zufahren darf. Nachdem ich mir nach meinem Erlebnis am Vortag nicht sicher war, ob diese Beschränkung nun gilt oder nicht, bin ich auf Nummer sicher gegangen, und war vor 9:00 Uhr am Parkplatz.