Wo bu hui shuo zhongwen – but that’s OK

Wie bereits erwähnt, war ich elf Tage lang allein in Taiwan unterwegs, vollkommen ohne Chinesisch-Kenntnisse. Nicht einmal den Satz Wo bu hui shuo zhongwen (chinesisch für "Ich spreche kein Chinesisch") konnte ich mir merken. Gottseidank sind die Taiwanesen aber unglaublich hilfsbereits, sodass man Taiwan tatsächlich auch ohne Chinesisch-Kenntnisse ziemlich stressfrei bereisen kann.

Das Chinesischen ist für mein Empfinden nämlich (leider!) eine wirklich schwierige Sprache: Nicht nur, dass sie mit so gar keiner mir bekannten Sprache auch nur irgendwie verwandt wäre, sie ist auch eine tonale Sprache, d.h. auch die Tonhöhe bzw. der -verlauf ist mitentscheidend für die Bedeutung. Betont man obigen Satz also falsch, so könnte man einem Chinesen auch etwas ganz anderes mitteilen, wie z.B. "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad".

Aus diesem Grund habe ich gleich gar nicht versucht, mehr Vokabeln zu lernen als "Hallo" (ni hao), "danke" (xiexie) und "Entschuldigung" (duibuqi). Die Phrase für "Darf ich Sie fragen", die man vor jede eigentliche Frage stellen sollte, habe ich schon nicht mehr gelernt, denn wenn man diese falsch betont, heißt es plötzlich "Ich möchte Sie küssen"!

Man trifft aber ohnehin an den unglaublichsten Orten auf englischsprechende Taiwanesen: Während das Zugticket-Kaufen in Taipei noch am schwierigsten war, hat mich bei einem kleinen Imbiss in Tainan sofort eine Bedienung (auf Englisch!) angesprochen, ob ich denn Hilfe benötige und gerne eine englische Speisekarte hätte. Auch meine Bestellung konnte sie auf Englisch aufnehmen.

Auch wenn englischsprechendes Personal (außerhalb von Hotels) die Außnahme war, zumindest die Worte „english menu“ wurden allerorts verstanden und meist auch mit einer zweisprachigen Speisekarte, auf der man mittels Fingerzeig bestellen konnte, „beantwortet“.

Die enorme Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Taiwanesen zeigt sich aber außerhalb der Tourismus-Branche:

  • Bei einer kurzen Rast in einem Park nahe Kenting hat eine taiwanesische Familie ihre Jause (Pampelmusen) einfach so mit mir geteilt, ohne dass wir miteinander irgendwie kommunizieren hätten können.
  • Auf dem Rückweg von ebendiesem Park (mehrere Kilometer vom Ort entfernt) hat mich plötzlich ein Taiwanese angesprochen, wo ich denn hinwolle. Als sich herausgestellt hat, dass er in genau diese Richtung unterwegs war, hat er mir sofort angeboten, mich mitzunehmen – und seine Frau ist schon vom Beifahrersitz aufgesprungen und hat sich nach hinten gesetzt, um mir Platz zu machen.
  • Auf einer vierstündigen Busfahrt von Taitung nach Hualien hat die hinter mir sitzende Dame bei einem kurzen Stopp extra eine Cola-Dose eingekauft – für mich, als Geschenk!
  • Nicht zuletzt hat sich (neben dem Freund, den ich besucht habe) auch dessen Wohnungskollege sehr um mich gekümmert, als ich an Durchfall und Fieber laboriert habe.

Teilweise waren mir diese ganzen Freundlichkeiten ja fast schon unangenehm, einerseits weil ich weiß, dass es Taiwanesen in Österreich sicher nicht so ergehen wird, und andererseits weil ich irgendwie ein schlechtes Gewissen habe, Geschenke anzunehmen, wo ich doch um ein Vielfaches mehr verdiene.

Wie auch immer, auf jeden Fall haben die vielen freundlichen Gesten meine Rundreise um vieles angenehmer gestaltet, und ich kann Taiwan grundsätzlich auch für Leute ohne Chinesisch-Kenntnisse empfehlen.

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