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Sauber, sauberer, Singapur?

Singapur hat ja den Ruf, die sauberste Stadt der Welt zu sein. Aber ist dieser Ruf berechtigt?

Was den Titel der saubersten Stadt der Welt betrifft, so möchte ich mir kein Urteil anmaßen. Vom Boden essen kann man in Singapur aber auch nicht. Andererseits habe ich in den vergangenen Tagen doch einen Eindruck davon bekommen, wie dieser Ruf vielleicht entstanden sein könnte.

Bereits bei der Ankunft bekommt man einen ersten Eindruck vom "sauberen Singapur": Sowohl Flughafen als auch Metro sind topmodern und blitzblank. Auf den Flughafentoiletten ist es gar so, dass, sobald man die Toilette verlassen hat, schon ein Bediensteter mit dem Kloputzen beginnt – anscheinend nicht auszudenken, wenn jemand auf eine bereits benutzte Toilette gehen müsste! In der Metro ist der Standard der Toiletten zwar etwas geringer, aber wenn ich an so manche U-Bahn-Toiletten in Wien denke, dann ist es trotzdem kein Vergleich!

Grundsätzlich ist Singapur eine topmoderne, fast schon westliche Stadt mit hohen Wolkenkratzern mit spiegelnden Glasfronten in Downtown. Geht man jedoch z.B. nach Little India, wo auch meine Jugendherberge liegt, kommt schon eher das alltägliche Singapur zum Vorschein – nicht schmutzig, aber halt doch so wie bei uns.

Gegen die Natur ist man schließlich selbst hier machtlos, und die Bäume werfen ihre welken Blätter einfach rücksichtlos auf die Straße. Schlimmer noch: Hier, so nahe am Äquator (rund 1° 18' Nord), gibt es ja keine Jahreszeiten, d.h. sie machen das praktisch ständig. Das muss wahrlich ein schwerer Schlag sein!

Es ist aber nicht so, dass man sich etwa kampflos geschlagen gibt: Ich habe doch tatsächlich eine Dame (vom Reinigungspersonal?) gesehen, die mit einem Fischernetz welke Blätter aus einem Springbrunnen gefischt hat. Erst nachdem sie sich mehrmals vergewissert hat, auch wirklich nichts übersehen zu haben, war sie mit ihrer Arbeit zufrieden. Heute waren ganze Heerscharen von Gärtner (ich übertreibe nicht!) in einem Park unterwegs, und haben das Gras geschnitten – es muss wohl alles seine Ordnung haben.

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Sentosa Island

Außerdem war ich hier in Singapur (auf Sentosa Island, das eigentlich mehr Vergügnungspark als Naturerlebnis ist) auf dem wohl am wenigsten naturbelassenen Nature Walk, den ich je erlebt habe. Er wird als Regenwalderlebnis angepriesen, hat aber auf mich einen ziemlich künstlichen Eindruck gemacht – auch wenn ich nicht genau festmachen kann, woran das wirklich gelegen ist. Möglicherweise spielt die Aussicht auf den Strand, hinter dem mehr oder weniger direkt benachbart der Ölhafen liegt, eine Rolle. Die plötzlich am Wegrand auftauchende, einen Meter lange Echse, hat zwar wieder ein paar Punkte wettgemacht, aber überzeugt von der Naturbelassenheit bin ich nicht.

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Schild am Mount Faber

Überhaupt habe ich bei vielem hier in Singapur den Eindruck, dass es sich irgendwie um eine Kunstwelt handelt, wobei ich eben nicht genau sagen kann, was genau die Ursache für dieses Gefühl ist. Vielleicht liegt es daran, dass alles (zumindest in und um Downtown, z.B. in den Shopping Centres) so geschniegelt und gestriegelt aussieht. Oder es sind die vielen Verbote, die das Leben hier so streng regulieren. Wobei man diese Verbote hier offensichtlich mit Humor nimmt, wie nebenstehendes Schild zeigt.

Übrigens: Für all jene, die immer viel zu viele 500,–-Euro-Scheine in der Geldbörse haben, ist Singapur das richtige Land: Hier gibt es einen 10000,–-SGD-Geldschein (also umgerechnet rund 5000,– Euro)! Andererseits hat man auch den sprichwörtlichen "kleinen Mann" gedacht, der ja eher mit zuviel Schotter herumläuft: Die kleinste Banknote ist ein Zwei-Dollar-Schein, also rund ein Euro.

Ach ja, und nicht vergessen:

Berhati-hati di ruang platform (*)


(*) malaiisch für "Achtung auf den Bahnsteig-Spalt!", was auf einer der drei Metro-Linien in Singapur vor jeder Station in allen vier Amtssprachen Singapurs (Englisch, Mandarin, Tamilisch und eben Malaiisch) durchgesagt wird – die malaiische Variante ist aber mit Abstand die amüsanteste!

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