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Auf Besuch im Atomreaktor

Österreich hat sich als einziges Land der Welt den Luxus geleistet, ein Atomkraftwerk zu bauen und es dann nicht in Betrieb zu nehmen. Deshalb kann man nun (im Rahmen von zwei öffentlichen Führungen pro Woche) einen Blick in einen echten Reaktor werfen, was ich heute mit einer Gruppe von Freunden auch gemacht habe.

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AKW Zwentendorf

Das fragliche Atomkraftwerk ist natürlich das AKW Zwentendorf, wie wohl jedem Österreicher bekannt sein wird. Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass seit 2010 Führungen durch das Kraftwerk angeboten werden. Trotzdem muss man sich rechtzeitig um eine Voranmeldung küern: Die Termine fürs Frühjahr 2014 (April bis Juni) wurden ab 17. Februar vergeben, und bereits um 8:30 Uhr (als ich unserer Reservierung vorgenommen habe) waren einige Termine ausgebucht. Bis zum Abend waren alle freien Plätze (für zwei Führungen à 25 Personen pro Woche) vergeben.

Die Tour selbst dauert knappe zwei Stunden, wobei zu Beginn eine kurzer Film einen Überblick über die Bauarbeiten, und danach ein Mitarbeiter einen kleinen geschichtlichen Abriss liefert. Dabei erfährt man schon so manches Überraschendes: Der Bau des Atomkraftwerks selbst hat beispielsweise umgerechnet "nur" eine halbe Milliarde Euro gekostet – aber der siebenjährige Wartungsbetrieb (mit voller Belegschaft!) nach der gescheiterten Volksabstimmung (in der Hoffnung, dass sich das politische Klima ändert) gleich noch einmal so viel! Auch für die Nachnutzung gab es einige kreative Vorschläge, so zum Beispiel von Friedensreich Hundertwasser, der ein "Museum der gescheiterten Technologien" einrichten wollte, was jedoch vom Kraftwerksinhaber nicht so gut aufgenommen wurde.

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Wachposten

Der eigentliche Höhepunkt des Besuches ist jedoch zweifelsohne der gut einstündige Spaziergang durch die Anlage selbst. Bereits beim Eingang fühlt man sich in die Vergangenheit zurück versetzt, so eindeutig im 1970er-Jahre-Stil ist die ganze Ausstattung. Die formschöne Arbeitskleidung (siehe unten) mussten wir dabei ebensowenig anlegen, wie uns mit den vorsintflutlich anmutenden Strahlenmessgeräten auf radioaktive Kontamination untersuchen zu lassen. Für uns gab es nur einen Schutzhelm.

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Arbeitskleidung

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Strahlenmessgerät

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Brennstab (Modell)

Beim Rundgang bekommt man nicht nur den Reaktorraum von oben zu sehen, sondern gelangt auch in Bereiche, die in einer tatsächlich in Betrieb befindlichen Anlage nicht oder nur unter strengen Auflagen zugänglich wären: So steht beispielsweise auch der Steuerstabantriebsraum unter dem Reaktor den Besuchern offen, in dem man sich (wäre der Reaktor in Betrieb gegangen) aufgrund der hohen Strahlenbelastung maximal zwei bis drei Minuten aufhalten dürfte. In das Containment wurde sogar ein Loch geschnitten, sodass man mitten in der (normalerweise mit Wasser gefüllten) Kondensationskammer des Reaktors herumspazieren kann.

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Kondensationskammer

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Steuerstabantriebsraum

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Dampfrohre

Auch die Turbinenhalle haben wir zu Gesicht bekommen, wobei dort dann augenscheinlich wurde, was uns bereits im Vorfeld erzählt worden ist: Das AKW Zwentendorf dient als "Ersatzteillager" für vier andere, baugleiche Reaktoren in Deutschland. So hat beispielsweise der Generator und eine Niederdruckturbine bereits gefehlt.

Abschließend konnten wir noch einen Blick in die Schaltwarte werfen, die wieder sehr im 1970er-Jahre-Stil gehalten war. Daran kann man gut erkennen, dass tatsächlich noch (fast) alles originalgetreu erhalten ist – bis auf ein paar Kleinigkeiten, die unter anderem für Filmdreharbeiten hinzugefügt wurden: So auch eine große Wanduhr, die (fast schon symbolhaft) auf 5 vor 12 gestellt ist.

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Schaltwarte

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