Wie könnte ich einen Urlaub, der mich quer durch Österreich führen soll, standesgemäßer beginnen als mit einem Tagesausflug ins Fürstentum Liechtenstein? Wem das abwegig erscheint, der rufe sich in Erinnerung, dass die Familie Liechtenstein Österreich eng verbunden ist. Außerdem lebt so die Chance auf eine "echte" (d.h. vollständige) Durchquerung Österreichs – auch wenn ich mich ehrlich gesagt frage, was genau ich an der slowakischen oder ungarischen Grenze machen soll.
Doch zurück zu Liechtenstein: Nicht nur die Fürstenfamilie ist eng mit Österreich verbunden, auch im Land selbst ist man aus Österreich verblüffend schnell – zumindest aus Feldkirch, wo mein Autoreisezug angekommen ist: Bereits an der Ortsende-Tafel hängt eine Zusatztafel "Liechtenstein", dann fährt man noch an zwei Zollhäuschen vorbei, und schon ist man in Liechtenstein! Dort angekommen muss man dann aufpassen, nicht versehentlich rechts abzubiegen, weil sonst landet man mitunter in der Schweiz. Ich habe mich daher an die geradeaus führende Straße nach Schaan gehalten, wo ich einen ersten kleinen Spaziergang unternommen habe (der mich aber noch nicht vom Hocker gerissen hat).
Also bin ich alsbald weiter nach Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein, gefahren, wo es mir schon besser gefallen hat: Über dem Stadtzentrum, "Städle" genannt, thront sehr pittoresk das Schloss Vaduz. Man kann auch einen gemütlichen Spaziergang hinauf zum Schloss machen, und sich die Gegend von oben anschauen – allerdings nicht das Schloss selbst, denn da (wie Freunden von mir in der Touristeninformation einmal mitgeteilt wurde) wohnt ja der Fürscht!
Vaduz hat aber noch mehr zu bieten als die Burg: zum Beispiel ein paar Museen (auf die ich jedoch verzichtet habe), oder auch den Rhein. An letzterem bin ich ein Stückchen entlang spaziert, wobei mir ganz besonders die Alte Rheinbrücke, eine komplett umschlossene Holzbrücke, gefallen hat.
Von Vaduz wollte ich eigentlich weiter nach Triesen, habe mich dann aber von Wegweisern nach Triesenberg verwirren lassen: Ich habe dann an einer Gabelung (auch um im Zweifel im Land zu bleiben, siehe oben) die linke Straße genommen – und flugs habe ich mich auf einer engen, kurvigen Straße in die Liechtensteiner Berge wiedergefunden. Das war zwar nicht geplant, aber mangels Umkehrmöglichkeit auf den ersten paar hundert Metern habe ich mich dann meinem Schicksal gefügt, und halt auch noch diesen Abstecher unternommen. Kurz vor meiner Ankunft in Malbun wurde ich plötzlich von der Straße gewunken. Nach zwei, drei Minuten Wartezeit (nach der ich fast schon weiterfahren wollte) bin ich dann plötzlich mitten im Almabtrieb gestanden. Daher hat sich (nachdem ich mein Auto auf einem offiziellen Parkplatz geparkt hatte) auch gleich ein kurzer Spaziergang auf den Hängen rund ums Dorf angeboten. Fast wäre ich ja auch der Versuchung eines Mittagessens erlegen, aber ein Blick auf die aushängenden Speisekarten hat mich wieder vertrieben. (*)
Leider habe ich die Dauer des Almabtriebs unterschätzt: Die sind nicht nur in den nächsten Ort marschiert, sondern offensichtlich gleich ins Tal. So bin ich bei der Rückfahrt kurz nach dem nächsten Ort wieder hinter Kühen (und zahlreichen anderen Autos) hinterhergezuckelt. Als dann plötzlich praktisch alle (außer dem Linienbus) vor mir auf ein kleines Sträßchen abgebogen sind, bin ich dann einfach der Masse gefolgt. Da diese Masse auch einen Traktor umfasst hat, ist es zwar nur geringfügig schneller gegangen, aber ich habe es immerhin in mein letztes Ziel in Liechtenstein, nach Balzers, geschafft.
Dort thront die Burg Gutenberg über dem Ort, doch anfangs war der Coop-Supermarkt die größere Attraktion für mich. Nach einer schnellen Stärkung mit einem dort gekauften Snack habe ich mich dann doch noch für den Spaziergang zur Burg hinauf entschlossen – und das hat sich ausgezahlt, denn einerseits war der Blick hinunter wieder sehr hübsch, und andererseits konnte man diesmal sogar hinein (wenn auch nur in den Vorhof). Wäre nicht kurz nach mir eine gefühlte Busladung voller Touristen angekommen, wäre ich vielleicht noch länger geblieben, aber so bin ich dann doch zurück nach Österreich gefahren.
Dort habe ich noch einen Spaziergang durch die Altstadt von Feldkirch gemacht. (**) Auch die hat eine Burg zu bieten (die Schattenburg), und ist durchaus einen (in meinem Fall rund einstündigen) Spaziergang wert. Ich gebe allerdings zu, dass (m)ein köstliches Eis dieses Urteil vielleicht auch beeinflusst haben könnte.
(*) Wenn schon Suppen rund zehn Franken kosten, weiß man, man ist nicht mehr in Österreich.
(*) Wo ich übrigens zum einzigen Mal heute fürs Parken zahlen musste – es ist also nicht alles teurer in Liechtenstein.