Wer sagt, dass man nur beim Fliegen einen Zwischenstopp einlegen kann? Nachdem mich meine Zugfahrt (wie schon auf der Herfahrt) durch Bordeaux geführt hat, habe ich nun auf Rückfahrt meine Fahrt für drei Nächte (aber eigentlich nur zwei Tage) unterbrochen, und einen Tag davon genutzt, um mir die Stadt anzuschauen.
Dabei musste ich schon am ersten Abend feststellen, dass die Innenstadt von Bordeaux (im Gegensatz zu jenen der bisher auf dieser Reise besuchten Städte) doch ein wenig zu groß ist, um sich einfach treiben zu lassen, weil man so schon an allem Interessanten vorbeikommt. Daher habe ich mir nach meinem ersten abendlichen Spaziergang nicht nur auf einer Karte angeschaut, wo ich überall noch hin spazieren sollte, sondern auch eine Walking Tour gebucht.
Bei der habe ich so nebenbei auch ein bisschen über die Historie der Stadt erfahren: Nahezu alle der Gebäude der Altstadt stammen zum Beispiel aus dem 18. Jahrhundert, weil das die „Goldene Zeit“ von Bordeaux war, und damals (fast) alle älteren Gebäude abgerissen wurden. Nur eine Handvoll mittelalterlicher Gebäude ist heute noch erhalten. Daraus ergibt sich auch, dass die meisten Gebäude im Stadtzentrum im selben, neoklassizistischen Stil errichtet wurden. Dazu gehören unter anderem auch jene Bauten auf dem bekanntesten Platz der Stadt, der Place de la Bourse.
Außerdem wurde Bordeaux auf recht sumpfigem Grund gebaut. Das hat unter anderem zur Folge, dass die Glocken der Kathedrale Saint-André nicht in den Türmen der Kathedrale selbst, sondern in einem separat errichteten Glockenturm hängen. Man hatte nämlich Angst, dass die Vibrationen der Glockenschläge sich sonst negativ auf die Bausubstanz der gesamten Kathedrale auswirken könnten. Da schien es also wohl sinnvoller, einen separaten Glockenturm zu bauen, den Tour Pey Berland (benannt nach einem wichtigen Bischof der damaligen Zeit), den man halt schlimmstenfalls bereit war zu „opfern“. Er steht aber gottseidank heutzutage noch immer, und kann zu Besichtigungszwecken auch erklommen werden.
Wegen dem großen „Aufräumen“ steht auch kaum noch etwas der alten Stadtmauer. Nur noch zwei Tore sind erhalten geblieben. Die sind dafür recht imposant.
Doch auch sonst findet man immer wieder nette Eckerln. Schließlich sind auch (Prunk-)Bauten aus dem 18. oder 19. Jahrhundert mittlerweile durchaus etwas Außergewöhnliches – und davon hat es hier echt viele!