Wer meine letzten Reisen verfolgt hat, wird sich nicht weiter wundern, dass mein Urlaub an der Côte d’Azur in Mailand beginnt – näher kommt man nämlich (derzeit) mit einem ÖBB-Nachtzug nämlich nicht an die französische Riviera heran. Also habe ich gleich die Gelegenheit genutzt, um ein wenig in diese italienische Fashion-Hauptstadt hineinzuschnuppern.
Kommt man allerdings eben mit dem ÖBB-Nachtzug (in Milano Lambrate) an, ist von Fashion anfangs nicht viel zu spüren. Der etwas heruntergekommene Bahnhof (und seine Umgebung) wirken eher wie das Zentrum eines Arbeiterviertels – ganz im Gegensatz zum Hauptbahnhof Milano Centrale übrigens, von dem ich am nächsten Tag dann weiterfahren sollte.
Im Stadtzentrum wird die Stadt ihrem Ruf dann schon eher gerecht: Eine Luxusmarke reiht sich mit ihrem Flagship-Store an die nächste, und in (fast) allen gibt es einen so gut gekleideten menschlichen Türöffner, dass ich mir in meinem besten Anzug, den ich besitze (aber natürlich nicht mithabe), wohl noch etwas underdressed vorkommen würde. Kurz und gut: Das ist nicht so ganz meine Welt.
Aber ich bin ja nicht zum Einkaufen gekommen, sondern zum Besichtigen. Aus Zeitgründen habe ich mir da ein paar Höhepunkte herauspicken müssen. Begonnen habe ich dabei mit dem Castello Sforzesco und dem sich dahinter erstreckenden Parco Sempione. Selbst beim Schloss musste ich gewisse Abstriche machen und mich auf eine Besichtigung von außen beschränken – denn angeblich kann man in den Museen, die in den Innenräumen untergebracht sind, durchaus Tage verbringen. Aber auch von außen macht das Schloss durchaus was her.
Die Besichtigung habe ich mir dann für das Highlight aufgehoben: den Mailänder Dom. Allerdings konnte ich selbst den nicht (oder eigentlich: kaum) von innen besichtigen, weil nämlich für meinen Besuchstag kein einziges Ticket mehr zu haben war, als ich eines vorab buchen wollte. Vor Ort habe ich dann festgestellt, dass der Dom den gesamten Tag für Besichtigungen geschlossen war – vermutlich wegen irgendwelcher kirchlicher Feiern/Messen.
Was aber zu besichtigen war, waren die (so habe ich im Vorfeld überall gelesen) noch mehr zu empfehlenden Terassen. Auch wurde eine schöne Aussicht versprochen, was ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte. Viel mehr habe ich im Vorfeld aber, ehrlich gesagt, gar nicht darüber nachgelesen.
So war ich dann recht überrascht, dass man auf diesen „Terassen“ eigentlich auf dem Kirchendach (!) herumspaziert: zuerst noch auf etwa zwei Drittel der Höhe, und schließlich tatsächlich oben am Dachfirst vom Hauptschiff – nur die Kuppel des Doms thront noch über einem. Rundherum ragen dabei zahlreiche kleine Türme, sogenannte Fialen, typischerweise noch mit einer Statue an der Spitze, in die Höhe. Die unteren Terassen sind dabei noch durch zahlreiche kunstvoll verzierte Strebebögen unterbrochen, die den oberen Teil des Hauptschiffs zu stützen scheinen. Es war jedenfalls ein faszinierendes Erlebnis, der außergewöhnlichen Architektur des Mailänder Doms so nahe zu kommen. (*)
Für den Abend habe ich mir dann das Viertel Navigli, das mit seinen (sehr) belebten Kanälen durchaus an Venedig (oder auch an Nyhavn in Kopenhagen) erinnert. Jedenfalls hat die Gegend eine gute Gelegenheit für einen Abendspaziergang (unterbrochen von einer Pizza in einem der Lokale entlang eines der Kanäle) geboten.
Zusammenfassend kann man also sagen: Für einen Kurzaufenthalt wie den meinen ist der Mailänder Dom sicherlich der absolute Höhepunkt. Um die Stadt ein bisschen besser kennenzulernen, braucht man aber wohl mehr also die rund 23 Stunden, die mir zur Verfügung gestanden sind.
(*) Und auf dem Weg zum Ausgang kommt schließlich doch noch für ein paar Meter in den Dom hinein.