Auch heute war das Thema im weitesten Sinne wieder Canyons, und zwar jene in Mesa Verde, die von Anasazi-Siedlungen in den Felsklippen durchzogen sind.
Mesa Verde ist, wie der Name schon sagt, ein Hochebene – auch wenn der Name eigentlich irreführend ist, denn es handelt sich nicht um ein ebenes, sondern ein schiefes Plateau. Aber wie auch immer, die Gegend war vom 7. bis 13. Jahrhundert ein beliebtes Siedlungsgebiet der amerikanischen Ureinwohner. Davon sind auch heute noch Spuren zu sehen.
Der Park ist allerdings überraschend groß: Ich habe mit einer geführten Tour des Balcony House, einer in die Felsklippen gebauten Siedlung, begonnen – und die war doch tatsächlich eine Stunde Fahrt vom Parkeingang entfernt. Die Fahrt hat sich aber ausgezahlt, denn die Besichtigung war sowohl abenteuerlich als auch interessant: Der Zustieg erfolgt über eine 12 Meter hohe Holzleiter, und zwischen den einzelnen Plattformen muss man durch enge Gänge schlurfen. Außerdem ist es sehr beeindruckend zu sehen, wie vor rund 800 Jahren die Behausungen in Felsüberhänge hineingebaut wurden – und auch heute noch (mit recht geringem Restaurierungsaufwand) noch immer stehen.
Verglichen damit war der Rest des Parks dann zwar interessant, aber nicht mehr ganz so spektakulär: Oben auf der Mesa kann man verschiedene ältere Siedlungen sehen – denn erst in den letzten rund hundert Jahren wurde die Siedlungen in den Felsklippen gebaut. Zu Beginn waren es nur Lehmhütten über mehr oder weniger tiefen Gruben im Boden, später sind daraus Steinhäuser (über Grund) und zeremonielle Kivas (runde Löcher unter Grund) entstanden.
Es gibt aber auch noch ein paar andere in den Felsen gebaute Siedlungen, die man aber (zumindest um diese Jahreszeit – auch hier ist es noch sehr früh in der Saison) nur von der Ferne besichtigen kann. Bei manchen sind auch die Vertiefungen im Felsen zu sehen, die damals als Kletterhilfe verwendet wurden – denn diese bequemen Leitern sind (großteils) moderne Ergänzungen.
Insgesamt ist der Park jedenfalls mehr ein Autofahrer- denn ein Wanderpark. Insbesondere die Ausgrabungen auf der Mesa waren teilweise nur ein paar hundert Meter voneinander entfernt – aber es gibt nur eine Straße, keinen Wanderweg. Der Drive-In-Picknickplatz hat mich dann komplett verwirrt: Ich habe das Drive-In-Konzept nicht erkannt und mich geärgert, dass nur Busparkplätze direkt beim Picknickplatz zur Verfügung stehen.
Als ich dann schließlich doch am Überlegen war, eine der (wenigen) etwas längeren Wanderungen in Angriff zu nehmen, hat sich der Nieselregen, der schon seit Mittag immer wieder eingesetzt hat, zu einem ziemlichen Wolkenbruch ausgewachsen, sodass ich diesen Plan wieder verworfen habe. Gottseidank habe ich lange genug mit der Entscheidung, was ich stattdessen tun möchte, so lange herumgetrödelt, dass ich beim nächsten Sonnenfenster noch schnell ein paar Ausgrabungen besichtigen konnte. Erst danach hat es richtig zu regnen begonnen – und am Abend dann zu hageln bzw. zu schneien.