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Das Tal, wo Wein und Kaffee wachsen

Auf die heutige Wanderung habe ich mich schon gefreut, seitdem ich sie in einem Blog entdeckt habe – so sehr haben es die Blog-Autoren geschafft, diese Wanderung anzupreisen. Glücklicherweise hat sie die hohen Erwartungen, die ich dadurch an sie gestellt habe, voll erfüllt.

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Valle de Agaete

Die Wanderung beginnt im schönen Valle de Agaete, das allerdings nur mäßig gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln angeschlossen ist, nämlich alle vier Stunden. Der erste Bus eine Stunde vor Sonnenaufgang erschien mir (vor allem angesichts meines Plans, die Landschaft zu genießen) ein wenig früh, also musste ich den zweiten Bus über(*) drei Stunden nach Sonnenaufgang nehmen. Dafür hat sich dann das Tal bereits in seiner ganzen Pracht gezeigt: Es ist unglaublich grün und wird von hohen, zerfurchenen Bergen umgeben. Am Talboden wird viel Kaffee (und anscheinend auch Wein) angebaut, wobei ich auf die Besichtung einer Kaffeeplantage (mit angeschlossenem Weinanbau) verzichtet habe. So viel mache ich mir ja weder aus dem einen noch aus dem anderen – ich war eher zum wandern hier.

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Lomo de San Pedro

Der Weg hat mich zuerst durch die kleine Ortschaft Lomo de San Pedro geführt, bevor er dann den Berghang hochgeklettert ist. Dabei hatte ich das Gefühl, dass der Ausblick von Schritt zu Schritt schöner wird. So war mein Aufstieg oft unterbrochen von Fotopausen – und überraschenderweise dem Ausweichen von Trail-Runnern, von denen es auf dieser Strecke verblüffend viele gegeben hat.

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Valle de Agaete

Kurz vor Erreichen des Passes bei Era de Berbique wird aus dem „normalen“ Wanderweg eindeutig ein sogenannter „Königsweg“ (camino real), also ein uralter Bergweg, der im 15. Jahrhundert im Auftrag der spanischen Krone ausgebaut wurde (daher der Name). Diese Königswege zeichnen sich oft durch eine durchgehende Steinpflasterung aus, wie das auch hier der Fall war. Am Pass selbst, den ich schließlich nach etwas über einer Stunde (und rund 450 Höhenmetern) erreicht habe, findet sich überraschenderweise sogar ein großer, mit Steinen gepflasterter, alter Dreschplatz. Was dort oben allerdings gedroschen wurde, ist mir ein Rätsel geblieben.

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Königsweg zur Era de Berbique

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Dreschplatz am Era de Berbique

Nach ausgiebiger Mittagspause habe ich mich dann auf der anderen Seite des Passes an den Abstieg in Richtung Puerto de las Nieves gemacht, wo ich übernachte. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich damit auch (schweren Herzens) vom Valle de Agaete Abschied werde nehmen müssen, aber den Taleingang hat man noch lange gesehen, denn der Weg hat sich anfangs in leichtem Auf und Ab den Berghang entlang gezogen, bevor er schließlich unter einer Felswand abgebogen und abwärts (in Richtung Meer, weg vom Tal) geführt hat.

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Valle de Agaete

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Wanderweg entlang der Steilwand

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Puerto de las Nieves und Agaete

Mit diesem Schwenk in Richtung Meer ist dann immer mehr Agaete und der benachbarte Hafenort Puerto de Las Nieves ins Blickfeld gerückt. Auch die zerklüftete Westküste hat nochmals ihre Aufwartung gemacht: Ich war nämlich genau in den Hügeln über jener Straße unterwegs, die ich am Vortag entlang gefahren bin. So konnte ich auch (ohne von den vielen Kurven abgelenkt zu sein) diesen Teil der Insel nochmals genießen.

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Westküste von Gran Canaria

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Kanaren-Wolfsmilch oberhalb von Agaete

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Meeresschwimmbecken in Agaete (im Hintergrund)

Nach der Ankunft unten im Ort (und damit praktisch am Meer) war natürlich wieder ein kurzer Badestopp angesagt. Diesmal war das aber definitiv nicht einfach so im Meer möglich, denn die Wellen hier sind riesig. Glücklicherweise gibt es aber Meeresschwimmbecken, die durch Steine und andere Barrieren ein wenig von der Brandung geschützt sind. Doch selbst dort ist man den Wellen kaum entkommen: Von den drei Becken sind zwei hintereinander und eines leicht seitlich versetzt (etwa in der Mitte der beiden anderen) angelegt. Im vordersten Becken war an Schwimmen nicht zu denken, und selbst im mittleren Becken ist man sich wie in einem Wellenbad mit Gegenstromanalage vorgekommen. Die größten Wellen haben sogar das hinterste Becken (und teilweise die Zugangsfläche unmittelbar dahinter) überspült.

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Sonnenuntergang in Puerto de las Nieves

Erst im Nachhinein habe ich festgestellt, dass ich just in der Stunde vor dem Höhepunkt der Flut dort war – das spielt bei knapp zwei Meter Tidenhub natürlich auch eine Rolle.

Abends, bei Sonnenuntergang, waren die Wellen aber nicht weniger dramatisch: Am Hafen, wo ich vorbeigeschaut habe, sind sie mit Getöse und viel Gischt gegen die Kaimauer geprallt.


(*) Er hatte Verspätung.

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