Ein (Wander-)Urlaub in Neuseeland ist nicht komplett, ohne im Aoraki/Mount-Cook-Nationalpark vorbeigeschaut haben. Daher habe ich das in den letzten drei Tagen gemacht.
Bereits bei der Anreise hat sich der Namengeber des Parks, der 3.724 Meter hohe Aoraki/Mount Cook, in seiner ganzen Pracht präsentiert. Die Ostasiaten im Bus waren begeistert – ich aber durchaus auch.
Angesichts des guten Wetters konnte ich nicht anders, als nach dem Einchecken in der Jugendherberge sofort zu einer Wanderung aufzubrechen. Praktischerweise hat die Wanderung, die ich unbedingt (wieder) machen wollte, der Hooker Valley Track, mehr oder weniger direkt auf den Mount Cook hingeführt. Doch bereits unten im Tal war der Blick Mount Cook (und den nahen Mount Sefton) fantastisch.
Für einen Teil der Wanderung verliert man allerdings den Mount Cook aus den Augen, weil man dem Mueller Lake, einem Gletschersee, ausweichen muss, und sich dann eine andere Bergkette vor den Mount Cook schiebt. Allerdings ist auch der Blick auf den Mueller Lake nicht zu verachten.
Danach erreicht man aber das eigentliche Hooker Valley, in dem man entlang des laut rauschenden Hooker River wandert. Schließlich kommt man am Gletschersee an, der diesen Fluss speist: dem Hooker Lake, auf dem die vom Gletscher abgebrochenen Eisberge schwimmen.
Auf dem Rückweg habe ich dann noch beim Alpine Tarn vorbeigeschaut, in dem sich der Mount Cook sehr malerisch gespiegelt hat. Alles in allem war die Wanderung noch besser als ich sie von meinem ersten Besuch vor 15 Jahren in Erinnerung habe.
Am nächsten Tag habe ich dann den Sealy Tarns Track gemacht, den ich bereits von meiner Übernachtung in der Mueller Hut kenne. Man möchte meinen, dass man die rund 2.200 Stufen mit nur einem Tagesrucksack vergleichsweise mühelos hinauffliegt, aber das kann ich nicht ganz bestätigen. Ich war allerdings nicht der Einzige, der beim Aufstieg etwas geschnauft hat.
Die Aussicht von oben auf den Mueller Lake und das Mount Cook Valley ist aber die Mühen definitiv wert. Überraschenderweise hört man selbst von dort oben das Rauschen des Hooker River – zumindest wenn es nicht gerade vom Krachen eines Eissturzes am nahen Huddleston Glacier übertönt wird.
Fast wäre ich ja versucht gewesen, noch weiter in Richtung Mueller Hut aufzusteigen, aber gewisse Limitierungen (Wasser, Essen, Wettervorhersage und Kondition) haben mich dann doch ins Tal zurückkehren lassen. Stattdessen habe ich noch den Abstecher zum Kea Point mitgenommen. Leider (oder gottseidank?) haben sich die frechen, namensgebenden Vögel nicht blicken lassen. So musste ich mit dem Blick auf den Mueller Lake Vorlieb nehmen.
Am dritten (und letzten vollen) Tag meines Aufenthalts sind dann zunehmend Wolken aufgezogen, und der Wind hat aufgefrischt. Am Vormittag ist sich aber trotzdem noch der (ebenso von meinem Besuch vor 15 Jahren bekannte) Red Trans Track ausgegangen – wieder mit hunderten Stufen, aber diesmal nur über 300 (statt 600) Höhenmeter. Selbst ein Bach-Gurgeln war wieder zu hören, nur diesmal vom Black Birch Stream.
Oben angekommen hat dann allerdings das Pfeifen des Windes den Bach übertönt. Dafür bietet sich ein schöner Blick übers Mount Cook Valley (von der anderen Seite als von den Sealy Tarns). Gottseidank liegen die Red Tarns (die übrigens diesmal tatsächlich rötlich waren) in einer kleinen Senke, sodass die eben recht steife Brise dort dann weniger ein Problem dargestellt hat. Beim Weggehen hat dann sogar noch ein Kea kurz vorbeigeschaut.
Nachdem diese zweistündige Wandeurng bereits in eineinviertel Stunden erledigt war, habe ich noch den einstündigen Governors Bush Walk und den (nicht einmal) zehnminütigen Bowen Bush Walk angehängt, die beide durch (die letzten Reste der) Wälder mit einheimischem Gehölz führen.
Am späten Nachmittag hat dann ein heftiger Sturm eingesetzt, der alsbald von starkem Regen begleitet wurde – so stark, dass das Wasser zwischen den Ritzen der Holzplanken an den Wänden hereingesickert ist. Am Morgen meines Abreisetages war der Spuk aber schon wieder (früher als vorhergesagt) vorbei, sodass ich das freundliche Angebot eines amerikanischen Pärchens, mit dem ich am Vorabend geplaudert habe, mich ins benachbarte Tasman Valley zu bringen, mit Freuden angenommen habe.
Dort habe ich dann die beiden kurzen Wanderungen, den Tasman Glacier View Track und den Tasman Lake and River Track gemacht. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch vor 10 Jahren war der riesige Tasman Lake allerdings nahezu komplett frei von Eisbergen, was ihm (in meinen Augen) ein wenig Reiz genommen hat.
Nach einer Mittagsjause in The Hermitage, dem besten Hotel am Platz, habe ich dann noch den Glencoe Walk absolviert, der mir bisher tatsächlich durch die Lappen gegangen ist. Von dort habe ich dann noch ein letztes Mal den Blick auf den (mittlerweile wieder völlig wolkenfreien) Aoraki/Mount Cook genossen.
Alles in allem war mein Aufenthalt ein erfolgreiches Wiedersehen mit einem der wohl besten (per Straße erreichbaren) Orte in den Neuseeländischen Alpen.