Die letzten beiden Tage habe ich auf der Insel Vestvågøy verbracht, und mehrere Aspekte dieser Insel erkundet, darunter die (wilde) Küste zwischen Eggum und Unstad sowie die Geschichte der lokalen (wilden?) Wikinger.
Begonnen habe ich gestern – endlich wieder bei strahlendem Sonnenschein! – mit einer Küstenwanderung zwischen den beiden erwähnten Siedlungen Eggum und Unstad. Dabei war der Anblick der Küste mit den über den Felsen brechenden Wellen ebenso faszinierend wie das landschaftlich attraktive Hinterland (etwa das von der Küste wegführende Utdalen; siehe rechts). Überraschenderweise hält sich auch der Touristenansturm in Grenzen – vielleicht kommen die alle erst gegen Mitternacht (denn aufgrund der Ausrichtung der Küste nach Norden eignet sie sich natürlich besonders gut für die Beobachtung der Mitternachtssonne)?
Ich hatte aber auch untertags meine Freude: Nach dem ersten Kilometer fasziniert schon die Granitskulptur „Kopf“ von Markus Raetz (einem Schweizer), die aus unterschiedlichen Blickwinkeln komplett unterschiedlich aussieht: entweder ein aufrechter oder ein umgedrehter Kopf (oder ein unförmiges Ding dazwischen).
Außerdem war es ein Genuss, mal wieder auf einem gemütlichen Wanderweg unterwegs zu sein. Damit war dann nach ca. drei Kilometern aber ohnehin Schluss: Es galt (mal wieder) einen Felssturz zu überwinden. Nachdem das offensichtlich jeder ein bisschen anders macht, war danach auch der Pfad nicht mehr so eindeutig. Nach einem weiteren Geröllfeld und einigen gatschigen Stellen hat sich das aber gottseidank wieder gebessert.
So bin ich dann – nachdem der Weg zuvor eigentlich immer knapp oberhalb des (Stein-)Strandes dahingegangen ist – schön langsam auf die steilen Klippen der Kleivheia hochgestiegen: auf einem zwar schmalen, aber verhältnismäßig gemütlichem Weg. Schließlich habe ich den letzten Felssporn umrundet, und konnte meine Mittagspause schon mit Blick auf die Bucht von Unstad absolvieren.
Ich habe mich dann entschieden, mir den etwa halbstündigen Abstieg nach (und danach den erneuten Aufstieg von) Unstad zu schenken, und habe mich wieder auf den Rückweg gemacht. Das Überkraxeln der beiden Geröllfelder hat ohnehin wieder etwas Zeit in Anspruch genommen, und auch der (recht kühle) Wind ist zunehmend stärker geworden. Gut eingepackt bin ich schließlich aber glücklich und zufrieden (wenn auch wieder einmal mit etwas verdreckten Hosenbeinen) nach Eggum zurückgekehrt.
Nachdem das Wetter an den beiden folgenden Tagen wieder schlechter werden sollte, wäre eigentlich eine zweite Wanderung noch am selben Tag wieder angezeigt gewesen – aber ich habe mich dazu schlicht nicht überwinden können. Stattdessen habe ich mich nach dem Abendessen auf meine Terrasse in die Sonne gesetzt, um ein wenig über einem möglichen Schlechtwetterprogramm für die nächsten Tage zu tüfteln.
Kurz vor Mitternacht bin ich dann noch zu einem ein paar Minuten entfernten Aussichtshügel gefahren, um zumindest ein Mal tatsächlich die Mitternachtssonne zu Gesicht zu bekommen – und dieser kleine Hügel hat dafür eine überraschend hübsche Kulisse abgegeben.
Heute Früh hat mich nach dem Aufstehen dann ein Sonnenstrahl durchs Fenster überrascht. Bis ich mit dem Frühstück fertig war, war der zwar schon wieder weg, aber ich habe trotzdem mein Schlechtwetterprogramm vorerst mal hintan gestellt, und bin noch zu einer kurzen Wanderung auf die Ballstadheia aufgebrochen.
Nachdem man den ersten Anstieg – teilweise wieder über (recht neu aussehende) Steinstufen, wie beim Reinebringen(*) – geht es dabei recht gemütlich über die nur leicht ansteigende Ballstadheia hinauf zum Nonstinden. Erst zum Schluss ist wieder ein bisschen Kraxelei erforderlich; ingesamt war ich aber recht überrascht, dass ich tatsächlich rund 450 Höhenmeter in einer knappen Stunde absolviert habe.
Vom Gipfel hat man einen fantastischen Blick auf Ballstad bis hinein nach Leknes, eine der größeren Städte hier auf den Lofoten. Nachdem der Abstieg dann die Klippen entlang führt, kann man den sogar noch einige Zeit genießen. Auch hier war der Wanderweg (für norwegische Verhältnisse) aber recht harmlos, sodass die Wanderung ein reiner Genuss war.
Am Nachmittag ist dann das Lofotr-Wikingermuseum auf dem Programm gestanden: In Borg, im Zentrum der Insel, ist ein Farmer in den 1980er-Jahren beim Pflügen auf ein paar Artefakte gestoßen – wodurch die Archäologen dann das längste (bekannte) Langhauses aus Wikinger-Zeiten entdeckt haben: 12 Meter breit und 83 Meter lang.
Das Museum besteht unter anderem aus einem Nachbau dieses Langhauses in Originalgröße, in dessen Inneren einige Schauspieler traditionelles Wikinger-Handwerk und dergleichen präsentieren. Etwas abseits kann man auf einem See auch mit dem Nachbau eines Wikingerboots auf Segeltörn gehen, aber der Andrang war da so groß, dass ich fast eine Stunde hätte warten müssen, und das war mir dann zu lang. Stattdessen habe ich beim Axt-Werfen bewiesen, das aus mir wohl kein großer Wikinger geworden wäre.
(*) Vielleicht hatten sie von dort noch Steine über?