Nachdem ich in den letzten zwei Tagen viel Zeit im Auto verbracht habe, wollte ich heute nicht allzu weit fahren. Gleichzeitig wollte ich aber auch keine allzu lange Wanderung machen, denn auch Autofahren kann anstrengend sein. So ist meine Wahl dann auf einen gemütlichen Waldspaziergang entlang des Waiau River gefallen, der in den „Herr der Ringe“-Filmen mitunter die Rolle des Anduin übernommen hat.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich den Blick von jenem Aussichtspunkt, den ich als erstes erreicht habe, nicht wiedererkannt habe – möglicherweise muss ich mir die Filme mal wieder anschauen.
Ich war aber auch fast mehr vom umgebenden Wald fasziniert: Der Wanderweg führt mitten durch ein Meer von Crown Ferns, oder über weichen, moosigen Waldboden. Er ist nämlich kein „perfekt“ angelegter und gepflegter Wanderweg, sondern wurde von Freiwilligen eingerichtet. Dafür ist er aber ausgezeichnet markiert. Gleichzeitig ist er offensichtlich nicht sehr bekannt: Ich habe keinen einzigen anderen Wanderer getroffen. Nur gelegentlich wurde die Stille durch ein am Fluss vorbeifahrendes Jetboot unterbrochen.
So bin ich eine gute Stunde durch den Wald marschiert, bis ich einen „offiziellen“, auf meiner Online-Karte verzeichneten Wanderweg gestoßen bin – und prompt habe ich mich mehrmals verlaufen. Schlussendlich konnte ich mich aber (teilweise durchs Gebüsch) bis zu einem weiteren Aussichtspunkt über dem Fluss (auf eine seiner Biegungen) durchschlagen. Dort habe ich den Weg dann aber endgültig verloren, und ein Durchs-Gebüsch-Schlagen wollte ich dann so nahe am Abgrund zum Fluss nicht mehr versuchen.
Also habe ich kehrtgemacht, und habe dann noch den Weg in die andere Richtung zur Ruby Beach in Angriff genommen. Diesen Strand habe ich jedoch nicht erreicht, denn einerseits ist die Qualität des Weges dort doch etwas schlechter (die Wegmarkierungen waren spärlicher, und es gab immer mehr umgestürzte Bäume zu umwandern), und andererseits war bei einem (sehr pittoresken) Aussichtspunkt über dem Fluss zu sehen, dass der Weg teilweise sehr nahe an mitunter überhängenden Klippen entlangführt. In Summe hat das dann mein Vertrauen in den Weg ein wenig unterminiert, sodass ich lieber umgekehrt bin.
Nach einem kurzen Abstecher zum nahen Home Creek Walkway (der aber nicht so aufregend war) habe ich noch den Lake Manapouri (in den der Waiau River mündet) rund um die gleichnamige Stadt erkundet.
Auf dem Rückweg zu meinem Quartier in Te Anau habe ich dann noch versucht, das „fehlende“ Wegstück des Wanderwegs entlang des Waiau River von der anderen Seite zu finden. Ich bin bis zu einem Aussichtspunkt über dieselbe Flussbiegung von der anderen Seite gekommen, wo der Weg wieder im Gebüsch verschwunden ist.
Ich habe daher den Weg auch von dieser Seite nicht weiterverfolgt. Fast hätte ich das ja sogar als Zeichen verstanden, weitere Erkundungsversuche entlang des Flusses einfach sein zu lassen. Ich bin dann aber doch noch nahe eines letzten Aussichtspunkts stehen geblieben, bei dem dann das Titelbild dieses Beitrags entstanden ist – der hat sich also, finde ich, noch durchaus ausgezahlt.