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Bernhard perdido?

Heute im Spanisch-Kurs für Anfänger: zwei weitere Bedeutungen des Wortes „perdido“ (verloren, verirrt). Doch bevor sich jemand zu viele Sorgen macht: Ganz so schlimm war es dann doch nicht – aber wirklich glatt gelaufen ist nicht alles am heutigen Tag.

Den Ton hat bereits ein E-Mail von der ÖBB zu meiner Nachtzugverbindung nach Hause angegeben, und mir den ersten (eigentlich mehr oder weniger grundlosen) Schrecken des Tages eingejagt. (*) Danach musste ich mich (nachdem ich mich in den französichen Pyrenäen ja noch davor gedrückt habe) doch eine „pista“ (Piste, Waldweg) fahren, um ins nächstgelegene Wandergebiet zu kommen (nachdem die Zufahrt in den Monte-Perdido-Nationalpark ja leider gesperrt ist).

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Tal von Bujaruelo

Nach einigem Gerumpel (inklusive Überqueren von ein paar Furten) konnte ich dann meine Wanderung im Tal von Bujaruelo beginnen. Bald habe ich dieses Tal aber hinter (oder genauer: unter) mir gelassen, und bin in Richtung des Valle de Otal aufgestiegen.

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Aufstieg zum Valle de Otal

Bereits beim Taleingang überblickt man das gesamte (Hoch-)Tal von Otal (auch wenn mir der Wasserfall am Talschluss beim ersten Anblick doch tatsächlich entgangen ist). Ein wenig bin ich auch ins Tal hineingewandert, doch habe ich (auch auf Anraten meines Herbergsvaters) bald kehrtgemacht, denn es gibt „nebenan“ noch ein weiteres Nebental, das Valle de Ordiso, das ebenso sehr schön sein soll.

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Valle de Otal

Zum Glück (so war ich zumindest anfangs noch der Meinung) habe ich online einen nicht in meiner Wanderkarte verzeichneten Wanderweg gefunden, der eine gute Verbindung zwischen diesen beiden Tälern schafft. Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten habe ich diesen Weg dann auch gefunden und bin losmarschiert.

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Tal von Bujaruelo

Dabei habe ich anfangs sogar schöne Blicke übers Tal von Bujaruelo genossen. Danach hat der Weg aber in einen Wald geführt, wo es sehr steil bergab gegangen ist – und wo sich gleichzeitig auch der Weg verloren hat. Ich habe trotzdem den Abstieg in Angriff genommen, weil der Weg weiter unten (laut der Online-Karte) wieder praktisch ebenaus weiterführen sollte. Als ich jedoch dort unten angekommen bin, bin ich schlussendlich in einer tiefen Bachrinne gelandet und vor einer Felsmauer gestanden – und von einem Wanderweg war weit und breit keine Spur. Nach einigem Herumkraxeln in der Rinne musste ich mir dann schließlich eingestehen, dass ich schon längst hätte umkehren sollen.

Also habe ich die Zähne zusammengebissen und mich über den steilen Waldboden wieder nach oben gekämpft. Nach überraschend kurzer Zeit(**) bin ich wieder am besser erkennbaren Teil des Weges gelandet – und war heilfroh darüber.

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Río Ara

Danach musste ich aber natürlich wieder zurück ins Valle de Otal, wo ich mir dann eine ausgiebige Mittagsrast gegönnt habe. Von dort ist es wieder hinunter ins Tal von Bujaruelo gegangen, wo es mich dann doch noch gejuckt hat, den Abstecher in Richtung Valle de Ordiso zumindest ein Stückchen zu versuchen. Also habe ich den Río Ara, der durch das Tal fließt, auf einer (offiziellen) Brücke überquert und auf der anderen Flussseite den (offiziellen) Weg genommen.

Nach rund zwanzigminütigem Aufstieg bin ich dann auf den Wasserfall Cascada del Pix gestoßen, der direkt neben dem Weg die Felswand hinuntergestürzt ist, bevor das Wasser dann über den Weg abgeflossen ist. Bedingt durch die Regenfälle der letzten Tage war der Wasserfall offensichtlich auch recht gut gespeist, sodass ich mir beim Überqueren wohl nasse Füße geholt hätte. Zu allem Überfluss ist mir dann plötzlich auch noch eine komplette, scheinbar herrenlose Kuhherde entgegen gekommen. Nach den bisherigen Erlebnissen des Tages habe ich das dann als Zeichen zum Umkehren verstanden.

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Cascada del Pix

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Blick in Richtung Valle de Ordiso

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Tal von Bujaruelo

So habe ich mir nach erfolgtem Abstieg dann noch eine weitere Pause direkt am Ufer des Río Ara gegönnt, von wo aus man auch schon tolle Blicke aufs Tal von Bujaruelo hat – man müsste also gar nicht so wild herumkraxeln, wie ich das getan habe.

Während ich dort so meine Seele habe baumeln lassen, hat mich die Kuhherde eingeholt: über 80 (!) Kühe, wie ich dann gezählt habe. Hinter der letzten war dann doch ein Bauer unterwegs – und ich habe mich schon gewundert, wieso denn plötzlich alle Kühe freiwillig den Berg herunterkommen.

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Tal von Bujaruelo

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Puente de Bujaruelo

Diese Kuhherde hat dann auch für einen kleinen Stau gesorgt: zuerst am Wanderweg, und dann (in Kooperation mit einer zweiten Herde aus einem anderen Teil des Tals) auf der Rumpelpiste aus dem Tal hinaus. So war die Heimfahrt auch noch recht anstrengend, denn neben Kühen waren natürlich auch entgegenkommende Autos auf der engen, kurvigen Straße unterwegs. Kurz und gut: Ich war dann heilfroh, als ich endlich in meinem Quartier angekommen bin.


(*) Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, die beide Phrasen Dieser Zug fällt leider aus. und Teilausfall entweder in umgekehrter Reihenfolge anzuführen oder gleich zu einer gemeinsamen, passenderen Aussage zu vereinen. Wenn sie dazu noch gleich im E-Mail erwähnt hätten, dass nur die Fahrt von Salzburg nach Wien ausfällt, dann wäre man gleich viel entspannter.

(**) nur 16 Minuten – der Weg hinunter hat sich länger angefühlt

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