Meine dritte Hauptstadt auf dieser Reise – langsam wird's anstrengend. Ich habe mir daher einen eher entspannten Besichtungsplan zusammengestellt, bei dem ich trotzdem einiges von der Stadt gesehen habe.
Begonnen habe ich mit einem Spaziergang durch die Altstadt, in der es von Jugendstilbauten nur so wimmelt – so fühlt man sich wenigstens ein wenig heimisch. Auch sehr gut gefallen hat mir der Pilsētas-Kanal, der die Altstadt (samt dazugehörigem Grünstreifen) umschließt.
Am Nachmittag habe ich dann an der Riga Free Tour teilgenommen, die mich aus der Altstadt ein wenig hinausgeführt hat. Zuerst sind wir durch den riesigen Markt von Riga spaziert, wo in fünf großen Hallen Fleisch, Milch und Milchprodukte, "Gastronomie"-Waren (eine bunte Mischung aus Honig, Brot und Bekleidung), Obst und Gemüse sowie Fisch angeboten wird. Rundherum gibt es dann noch unzählige Marktstände mit Obst, Gemüse und Blumen im Angebot. Die Hallen sind übrigens deswegen so groß geraten, weil beim Bau (bald nach dem 1. Weltkrieg) das Metall für die Dächer so knapp war, dass kurzerhand andernorts ein paar Zeppelinhangars demontiert, und die Teile für die Markthallen wiederverwendet wurden.
Die Tour ging dann weiter nach Maskavas Forštate (zu deutsch: Moskauer Vorstadt), wo sich unter anderem die "Speicherstadt" von Riga (Spīķeri) ebenso wie der in ehemals kommunistischen Großstädten anscheinend unvermeidliche Kulturpalast befindet. Außerdem finden sich in diesem Bezirk noch einige Holzhäuser aus dem frühen 19. Jahrhundert; damals durfte außerhalb der Stadtmauern nur mit Holz gebaut werden. Als nämlich (im 17. Jahrhundert, wenn ich nicht irre) die Russen die (damals in schwedischer Hand befindliche) Stadt attackiert haben, haben sie eine außerhalb der Stadtmauern stehende Steinkirche als Basis für den Beschuss der Stadt genützt. Daher wurde danach dekretiert, dass außerhalb der Stadtmauern nur Holzhäuser stehen dürfen, die im Kriegsfall einfach verbrannt werden. Genützt hat es den Schweden wenig, da sie beim nächsten Angriff der Russen nicht nur die Vorstadt, sondern (angeblich) auch ihren Pulvervorrat in Brand gesetzt und so ein Loch in die Stadtmauer gesprengt haben. Doch auch die Russen waren wenig glücklos, als sie 1812 – im Glauben, Napoleon nähere sich der Stadt – die Vorstadt erneut dem Erdboden gleich gemacht haben. Leider hat jedoch der Aussichtsposten in Wahrheit nur eine Kuhherde (und nicht etwa Napoleons Armee) erspäht – so zumindest die Legende.
Schließlich war ich heute vormittag nochmals in der Altstadt unterwegs, wo offensichtlich bereits die Vorbereitungen für die Sonnwendfeiern laufen. Zumindest gab es einen großen Markt, auf dem neben lokalen Köstlichkeiten auch die traditionallen Blumen- bzw. Eichenkränze, die hierzulande zu diesem Anlass getragen werden, verkauft wurden. Außerdem gab es eine Vorführung von traditionellen lettischen Tänzen auf dem Rathausplatz durch Tanzgruppen jeder Altersklasse (von Vorschul- über Volksschulkinder bis hin zu Jugendlichen und schließlich Erwachsenen).