Die unglaubliche Geschichte des vergessenen GPS

Heute möchte ich ausnahmsweise nicht von meinen Unternehmungen berichten, sondern von einem Erlebnis erzählen, das einerseits die Freundlichkeit und (wie ich meine) außergewöhnliche Hilfsbereitschaft der Neuseeländer illustriert, und andererseits zeigt, welch unglaublich glücklichen Zufälle es manchmal geben kann.

Begonnen hat die Geschichte eigentlich schon gestern, doch das habe ich erst heute Früh so richtig gemerkt: Als ich heute Morgen nämlich in Queenstown auf meinen Bus nach Mount Cook gewartet habe, wollte ich mein GPS-Gerät hervorholen (mit dem ich nicht nur meine Wanderungen, sondern manchmal auch meine Busfahrten tracke) – aber mein Griff in die übliche Rucksacktasche ging ins Leere.

Da ist mir siedend heiß eingefallen, dass ich mein GPS ja auch bei der gestrigen Busfahrt von Te Anau nach Queenstown in Verwendung gehabt und es dabei auf eine kleine Ablage neben dem Fenster gelegt hatte (weil dort der Satellitenempfang am besten ist). Ich konnte mich aber nicht erinnern, es von dort beim Aussteigen wieder weggenommen zu haben.

Ich musste es also im Bus vergessen haben. Nachdem mir das aber nur wenige Minuten vor der Abfahrt meines nächsten Busses aufgefallen ist, habe ich keine Möglichkeit gesehen, des GPS noch in Queenstown wieder habhaft zu werden. Stattdessen wollte ich den Busfahrer des bereits vorgefahrenen Intercity-Busses nach Dunedin nach der Telefonnummer des zentralen Fundbüros fragen, um mich zu erkundigen, wie ich unter Umständen wieder an mein GPS kommen könnte, sollte es denn gefunden werden.

Als ich dem Busfahrer mein Anliegen erklärt habe, hat er mich gleich gefragt, was ich denn wann genau vergessen hätte. Nachdem ich ihm Auskunft gegeben hatte, hat er mit den simplen Worten Ah, okay! sein Handy gezückt und offensichtlich im Büro angerufen, um sich zu erkundigen, ob mein GPS-Gerät vielleicht am Vorabend vom Busfahrer schon gefunden wurde. Er hat dann sein Mobiltelefon vertrauensvoll an mich weitergereicht, und mich mit der Dame im Büro telefonieren lassen, während er seinen Bus abfahrtsbereit gemacht hat.

Leider ist am Vortag aber nur eine Brille aufgetaucht, und daher konnte mir die Dame nur raten, mich per Mail ans zentrale Intercity-Fundbüro in Auckland zu wenden, damit sie dort meine Kontaktdaten haben, wenn mein GPS-Gerät noch auftauchen sollte.

Ich habe also dem Busfahrer sein Handy wieder zurückgegeben, der sich gleich nach dem Erfolg meiner Anfrage erkundigt und (nach meiner kopfschüttelnden Antwort) mir empfohlen hat, mich auch an die Polizei zu wenden. Ich musste ihm dann erklären, dass ich eben gerade auf meinen Anschlussbus warte, und daher leider keine Zeit hätte, zur Polizei zu gehen. Daraufhin hat er unvermittelt angeboten, ich solle ihm doch meine Mobiltelefonnummer geben (An Austrian mobile? No problem, as long as I can dial through!), dann würde er sich am Nachmittag für mich bei der Polizei erkundigen!

Trotz dieser sagenhaften Hilfsbereitschaft bin ich schießlich mit dem Gefühl in meinen Bus eingestiegen, dass ich mein GPS wohl nicht wiedersehen werden. Doch ich habe nicht damit gerechnet, dass Fortuna anscheinend auch noch ein ordentliches Wörtchen mitreden wollte:

Beim ersten Raststopp bei Mrs. Jones's Fruit Store habe ich beim Händewaschen auf der Toilette aus dem Augenwinkel plötzlich den Busfahrer von gestern in die Toilette verschwinden gesehen. Ich habe dann kurzerhand vor der Toilette auf ihn gewartet, um auch mit ihm persönlich zu sprechen. Ich habe mich zuerst vergewissert, dass er tatsächlich mein gestrige Busfahrer war, woraufhin er mich sofort gefragt hat, ob ich meine Brille vergessen hätte. Als ich ihm dann erklärt habe, dass ich nicht meine Brille, sondern mein GPS vergessen hätte, hat er gemeint: Ah, your GPS! Yes, I found it! (Ah, Ihr GPS! Ja, das hab ich gefunden!)

Ich war schon einmal glücklich zu wissen, dass es aufgetaucht ist, doch dann hat er mich mit der Aussage verblüfft: I've got it with me on the bus! (Ich habe es in meinem Bus dabei!) – obwohl er heute offensichtlich mit dem Bus einer anderen (wenn auch kooperierenden) Busgesellschaft unterwegs war! Er hat sich dann noch genau nach Marke und Modell erkundigt (wohl um sicherzugehen, dass es meines ist), und mir dann tatsächlich mein GPS wieder ausgehändigt.

Das er, wie in einem Nebensatz klar wurde, der Meinung war, ich säße im Bus nach Dunedin, hat mir gezeigt, dass der Busfahrer, mit dem ich in der Früh gesprochen habe, wohl auch nicht untätig war. So gesehen ist es wohl nicht überraschend, dass ich rund eine Stunde später (genau während des fahrplanmäßigen Raststopps des Busses nach Dunedin) einen Anruf von eben diesem Busfahrer bekommen habe, der mir mitteilen wollte, dass mein GPS vermutlich gefunden wurde.

Ich war da noch ein wenig überwältigt von dem Ganzen, und konnte ihm daher nur kurz erklären, dass ich es sogar schon zurückbekommen habe, und mich bei ihm für seine Bemühungen bedanken. Hiermit sei dieser (für mich leider namenlose) Busfahrer nochmals aufs Podest gehoben, auch wenn Fortuna natürlich auch ein gehöriges Wörtchen mitzureden hatte.

4 Gedanken zu „Die unglaubliche Geschichte des vergessenen GPS“

  1. Aus der Kletterhalle in Kagran bekommst Du nicht mal ein altes, verschwitztes T-Shirt wieder (auch nicht vom Fundbüro), von Schuhen oder Sicherungsgeräten ganz zu schweigen. Dagegen haben wir in NZ auch schon eine im Supermarkt liegen gelassene Geldbörse wiedererhalten – unversehrt.

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