Ich habe das verlängerte Wochenende über Fronleichnam für einen Kurzbesuch in Prag genützt – und damit war ich bei weitem nicht der Einzige!
Bereits am Donnerstag auf dem Weg vom Bahnhof zur Jugendherberge war ich über die Menschenmassen in der Stadt, vor allem am Altstädter Ring, erstaunt. Am Freitag haben die unglaublicherweise noch einmal zugenommen, sodass ich schon der Meinung war, dass nun wohl die größtmögliche Dichte an Touristen erreicht worden ist. Heute war dann wirklich die Hölle los, verursacht mitunter auch durch eine Veranstaltung (zum Thema Brustkrebsvorsorge?), bei der sich Tausende Frauen in den gleichen rosa T-Shirts durch die Straßen gequetscht haben.
Dabei gibt es schon Massen an Touristen, die sich scheinbar bereits rund 30 Minuten vor der vollen Stunde vor der astronomischen Uhr anstellen, um das stündlichen Schauspiel zu bewundern: Ein paar Figuren bewegen Hand und/oder Kopf, ein Glöckchen ertönt, und ein mechanischer Hahn kräht. Das Ganze ist auf den ersten Blick ungefähr so aufregend, wie es sich jetzt wahrscheinlich anhört – erst wenn man sich vor Augen hält, dass das bereits seit Jahrhunderten (!) so funktioniert, ist man doch beeindruckt.
Es gibt aber glücklicherweise auch etwas ruhigere Straßen, zum Beispiel gleich nebenan im jüdischen Viertel Josefov. Zwar drängen sich vor dem jüdischen Museum manchmal auch die Touristen, aber es gibt ebenso ruhige Straßen. Ich habe auf den Museumsbesuch verzichtet, und mir nur die Synagogen von außen angeschaut, wie zum Beispiel jene mit dem interessanten Namen "Altneu-Synagoge". Als sie im Jahre 1270 fertiggestellt wurde, war sie nämlich tatsächlich die neue Synagoge. Im Laufe der Zeit sind aber andere Synagogen dazugekommen, die dann eben neuer waren, und so war die dann irgendwann die alte neue Synagoge – alles klar? Heute ist es jedenfalls die älteste noch aktive Synagoge Europas.
Andernorts finden sich natürlich auch modernere Gebäude, zum Beispiel das sehr charmante "Tanzende Haus" am Moldau-Ufer (auch "Fred and Ginger" genannt, nach Fred Astaire und Ginger Rogers).
Das Moldau-Ufer ist überhaupt eine Attraktion für sich, insbesondere an so heißen Tagen wie diesen. Dort kann man sich nämlich im Schatten der Parks gut erholen, und gleichzeitig die schöne Aussicht auf die Prager Altstadt genießen.
Eine weitere, bei Touristen sehr beliebte Attraktion ist natürlich die Karlsbrücke. Man schiebt sich da an Karikaturisten und Porträtmalern, an Schmuckverkäufern, an Musikern und (in den Straßen nahe der Brücke) auch an den anscheinend obligatorischen schwebenden Mönchen und menschlichen Statuen vorbei, fühlt sich dabei paradoxerweise aber noch ganz wohl. Besonders gefallen hat mir die Band Electroshock, die mit ihrem ganz eigenen Arrangement von zwei Violinen, einem Cello, einer Zieharmonika und einer Cajón (Kistentrommel) diverse Hits (von ABBA bis zur Titelmelodie von "Piraten der Karibik") neu interpretiert. Am Freitag Abend wurde ihre "Vorstellung" dann sogar noch von einem kleinen Feuerwerk, abgeschossen von einer schwimmenden Platform auf der Moldau, beendet – sehr stimmungsvoll!
Am anderen Ende der Karlsbrücke findet sich schließlich der letzte große Touristenmagnet: der Hradschin mit der Prager Burg. Insbesondere der Veitsdom und das Goldene Gässchen ist sehr bekannt – letzteres dürfte wohl vor rund hundert Jahren etwas ruhiger gewesen sein, denn in den Jahren 1916/17 hat dort Franz Kafka gewohnt, um in Ruhe an seinen Werken schreiben zu können.
Damit bleibt noch eine letzte große tschechische "Attraktion": das Bier. Da halte ich es jedoch mit dem glatzköpfigen Charakter aus dem aktuellen xkcd-Comic: