Wie bereits erwähnt, übernachte ich derzeit in Tejeda. Nachdem ich gestern bereits vom Auto aus den Talkessel von Tejeda bewundern konnte, wollte ich ihn heute genauer (und daher zu Fuß) erkunden. Praktischerweise hat mein Wanderführer dafür eine Wanderung vorgeschlagen, die direkt im Ort beginnt – so konnte ich es mir auch sparen, mit mit den Sonntagsausflüglern um die (hier eher spärlichen) Parkplätze zu kämpfen.
Nachdem es sich dabei nur um eine Halbtageswanderung handeln sollte, habe ich auch gleich die Gelegenheit genützt, und bin den Tag recht gemütlich angegangen. Erst gegen 10:30 Uhr habe ich mich schließlich auf den Weg gemacht. Dieser hat mich zuerst in den Barranco(*) de Tejeda geführt, von wo der Aufstieg zum Cruz de Timagada begonnen hat. Der Wanderweg hat in mehr oder weniger engen Serpentinen immer weiter hinauf geführt – gottseidank um diese Uhrzeit noch großteils im Schatten. Mit nahezu jedem Höhenmeter ist auch die Aussicht über den Talkessel, die Caldera de Tejeda, immer besser geworden, was auch den nötigen Energieschub geliefert hat.
Kurz vor der Ankunft beim Cruz de Timagada musste ich jedoch erschreckt feststellen, dass mein Anschlussweg nach La Culata wegen Bauarbeiten gesperrt war. Wenn die Touristeninformation in Tejeda offen gewesen wäre, und ich mich dort nach Wanderwegen erkundigt hätte, hätte ich das vielleicht im Vorhinein erfahren. So ist aus dem Abstecher zum Cruz de Timagada recht unverhofft der einzig mögliche Weg geworden. Oben angekommen musste ich also überlegen, wie ich weitermachen will.
Nach Konsultation meiner Wanderkarten-App habe ich eine mögliche Alternativroute (im Wesentlichen eine Runde „auf die andere Seite“) gefunden – natürlich ohne zu wissen, ob auf dieser nicht vielleicht weitere Teile gesperrt sein könnten. Ich habe mich dann aber entschlossen, es zumindest bis zur Kreuzung mit der Hauptstraße zu versuchen. Das waren rund 200 Höhenmeter Abstieg, die ich schlimmstenfalls auch wieder aufsteigen könnte – und von der Hauptstraße würde ich vielleicht auch mit Autostopp weiterkommen, so meine Hoffnung.
Der erste Teil des Weges hat sich dann als sehr pittoresk entpuppt: Man hält praktisch direkt auf den Roque Bentayga zu, eine ähnlich imposante Felssäule wie der Roque Nublo. Im Hintergrund konnte man auch noch das Meer zwischen den Berggipfeln erspähen. Gegen Ende dieses Kammweges muss man allerdings an einem nicht eingezäunten Bauernhof vorbei, wo ein freilaufender, bellender Wachhund mich hoffen hat lassen, dass ich diesen Weg nicht wieder zurückgehen muss.
Schließlich hat der Weg wieder in Richtung Tejeda gedreht – mit großartigen Blicken übers Tal – und ich konnte dann sogar erfolgreich die Fortsetzung des Weges auf der anderen Seite der Hauptstraße finden. Leider hat diese tief in den Barranco de Tejeda hinuntergeführt, sodass auf der anderen Seite wieder rund 100 Höhenmeter Aufstieg auf mich gewartet haben. Allerdings sind die Felswände des Canyons, die teilweise aus Basaltsäulen zu bestehen scheinen, ein echtes Spektakel – was für ein Glück also, dass ich dort zufällig vorbeigekommen bin!
Am Weg hinauf ins Zentrum des Ortes hatte ich dann noch ein Schreiduell mit zwei kleinen Kläffern zu bewältigen, das ich nur knapp für mich entscheiden konnte. (**) Zur Beruhigung der Nerven (und zur Kühlung beim mittlerweile doch recht starken Sonnenschein) war dann ein Eis am Dorfplatz sehr willkommen – zu meiner großen Freude lokal aus Ziegen- und Schafmilch (!) hergestellt.