Die Hautpattraktion von Kambodscha sind die Tempeln von Angkor. Dementsprechend war das auch der Hauptfokus meines fünftägigen Aufenthalts. Ich habe aber auch ein wenig das rurale Kambodscha erkundet.
Der bekannteste Tempel ist wohl Angkor Wat (siehe Titelbild), aber es gibt so viel mehr: In der Region befinden sich hunderte (!) Tempel, von denen einige Dutzend besichtigt werden können. Um derart viele Tempel in bewältigbare „Portionen“ einzuteilen, haben sich zwei Routen etabliert: die kleine und die große Rundfahrt, die jeweils einen kleinen bzw. großen Kreis durch das Gebiet beschreiben, der gut in je einem Tag machbar ist, und entlang dessen man sich einige Tempel ansehen kann.
Da es aber nur Tickets für einen, drei oder sieben Tage gibt, habe ich mir ein Drei-Tages-Ticket geleistet, und nach der Absolvierung der beiden Rundfahrten mit je einer geführten Tour noch einen weiteren Tag auf eigene Faust mit dem Tuk-Tuk entlang der kleinen Rundfahrt eingelegt (da die entsprechende Tour nur bei recht wenigen Tempeln Halt gemacht hat). So habe ich insgesamt wohl ein Dutzend Tempel zu Gesicht bekommen – zu viele, um sie hier alle im Detail zu beschreiben (ja, vielleicht sogar zu viele, um sie alle im Gedächtnis zu behalten), aber einen kleinen Überblick möchte ich im Folgenden bieten.
Traditionellerweise gehört zur kleinen Rundfahrt auch der Sonnenaufgang bei Angkor Wat dazu, also habe ich das auch gemacht. Es ist allerdings schon sehr viel los (und dabei sind angeblich erst 50 bis 60 Prozent der Touristen von Vor-Covid-Zeiten wieder im Land). Leider war es auch ein wenig bewölkt, sodass der Himmel nicht ganz so kitschig rosa war. Es war aber trotzdem ganz beeindruckend, die Türme von Angkor Wat so langsam aus dem Dunkel der Nacht auftauchen zu sehen.
Danach haben wir uns mit den Touristenmassen durch den Tempel von Angkor Wat selbst gewälzt. Dabei ist es schwierig, das Monumentale dieses Tempels auf Fotos einzufangen: Es geht über mehrere Ebenen immer weiter hinauf, wobei sich immer wieder kunstvolle Wandverzierungen finden. Man kann sich gar nicht vorstellen, was das für ein Aufwand gewesen sein muss, diesen Tempel (in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts!) zu errichten.
Der nächste Stopp auf der kleinen Rundfahrt sind die Ruinen der Stadt Angkor Thom, die nicht weniger beeindruckend sind. Vor allem die Vielfalt an unterschiedlichen Tempeln, Toren und Terrassen ist bemerkenswert: In der Mitte steht Bayon mit seinen (ursprünglich) 49 Türmen, die in alle vier Himmelsrichtungen je ein Gesicht tragen. Unweit davon erhebt sich der Tempelberg Baphuon, der sich wieder über zahlreiche Ebenen gen Himmel streckt. Außerdem findet man dort etwa die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, die beide mit wunderschönen Reliefs verziert sind.
Mein absoluter Lieblingstempel war aber Ta Prohm, weil dessen Mauern und Gebäude nämlich an vielen Stellen von hohen Bäumen überwuchert werden, was ein echtes Indiana-Jones-Gefühl aufkommen lässt – oder besser gesagt, ein „Tomb Raider“-Gefühl, denn dieser Film wurde dort nämlich gedreht.
Um diesen Tempel in Ruhe besichtigen zu können, habe ich meine abschließende Tuk-Tuk-Tour dann auch dort begonnen. Die Ankunft nur fünf Minuten nach Öffnung hat mir dann tatsächlich erlaubt, zumindest einen Teil des Tempels vor dem Eintrudeln der ersten großen Tourgruppen zu genießen.
Ebenfalls sehr beeindruckend, diesmal wegen der überaus feinen Schnitzerein in dem rosafarbigen Gestein des Tempels, war Banteay Srei, was am Anfang meiner zweiten Tour gestanden ist. Dieser Tempel liegt etwas außerhalb (und gehört daher eigentlich nicht zur großen Rundfahrt dazu), war aber definitiv den Abstecher wert.
Im Vergleich dazu sind die restlichen (kleineren) Tempel auf der kleinen Rundfahrt (und auch die kleineren Tempel auf der großen Rundfahrt) zwar ganz nett, aber nicht mehr so grandios wie die bisher geschilderten – auch wenn viele davon weiterhin ihre Besonderheiten haben, was die Besichtigung noch immer ganz abwechslungsreich macht.
Besonders gut gefallen hat mir dann noch der (wiederum sehr große) Tempel Preah Khan, den wir abschließend auf der großen Rundfahrt besucht haben. Dieser ist teilweise noch verfallen, und lädt so richtig zum Entdecken ein. Die Säulenhalle der Bibliothek, die mehr an einen griechischen Tempel denn an all die anderen Tempel der Region erinnert, war dabei eine ganz besondere Überraschung. Zusätzlich hat der nahende Sonnenuntergang den Tempel in ein wunderschönes Licht getaucht, was wohl auch zu meinem positiven Eindruck beigetragen hat.
Auch abseits der Tempel gibt es genug zu entdecken – so viel, dass ich mich schon entscheiden musste, welche der Ausflüge und Besichtigungen ich noch unterbringen kann. Meine Wahl ist dabei auf das „schwimmende Dorf“ Kampong Phluk am Ufer des Tonle Sap gefallen, dass heutzutage aber mehr ein Stelzendorf ist (weil ein schwimmendes Haus halt den Nachteil hat, dass man immer dem Wasser folgen muss, und daher nie einen fixen Standort hat). Nachdem der Wasserspiegel des Tonle Sap aber zwischen Regen- und Trockenzeit um mehrere Meter (!) schwankt, braucht man bei Sesshaftigkeit dann andere Mittel, um im Trockenen zu bleiben (wie etwa eben hohe Stelzen).
Kurz vor der Mündung des kleinen Flusses, entlang dessen sich der Ort erstreckt, gibt es auch eine kleinen Mangrovenwald, durch den man sich von Einheimischen rudern lassen kann. Dieser kurze Ausflug ist zwar ziemlich touristisch (wir sind sogar im Stau gestanden!) und mit fünf Dollar vielleicht ein wenig überteuert, war aber trotzdem ein netter Zeitvertreib, bevor wir dann den Sonnenuntergang über dem Tonle Sap genießen konnten.
Am Abreisetag bin ich dann noch zu einer kurzen, geführten Fahrradtour durchs Hinterland von Siem Reap aufgebrochen, bei der wir ein wenig einen Einblick ins ländliche Kambodscha bekommen haben: Lotus-Farmen und Reisfelder, sowie buddhistische Tempel (die, so wurde uns erklärt, in keinem kambodschanischen Dorf fehlen dürfen).