Die Insel Saaremaa war zu Zeiten der Sowjetherrschaft militärisches Sperrgebiet. Selbst Esten durften nur mit Sondergenehmigung auf die Insel, denn schließlich war sie ja einer der westlichsten Außenposten des Landes und daher von besonderem Interesse. Heute ist davon natürlich nichts mehr zu merken.
Die Insel wirkt vielmehr sehr idyllisch: Der Hauptort Kuressaare, wo ich auch übernachtet habe, wirkt trotz seiner rund 14.000 Einwohner eher verschlafen. Außer einer (sehr imposanten) Ordensburg aus dem 14. Jahrhundert gibt es auch wenig touristische Anziehungspunkte in der Stadt.
Der Burg habe ich jedoch einen Besuch abgestattet. Sie ist im Wesentlich noch originalgetreu erhalten, daher betrifft die hierzulande offenbar allgegenwärtige Wiederherstellungswut gottseidank nur die Wehranlagen rund im die Burg; an denen wird allerdings eifrig gebaut und gebuddelt.
Ein paar weitere, kleinere Sehenswürdigkeiten hat die Stadt dann doch noch zu bieten, beispielsweise die "Große Brücke" (die längste und älteste, aus dem 18. Jahrhundert stammende, Steinbrücke Estlands) oder eine alte Windmühle (die mittlerweile allerdings ein Restaurant beherbergt).
Mit einem Fahrrad habe ich auch die Umgebung der Stadt ein wenig erkundet: viel Grün, wie eigentlich allerorts im Baltikum. Hier gilt das jedoch ganz besonders, was eben auch mit der jüngeren Geschichte der Insel zu tun hat, in der die Natur (abseits von Militärstützpunkten, Grenzwachposten und den Straßen dazwischen) recht unberührt geblieben ist.
Bei meinem Ausflug bin ich auch zufällig am Loode-Eichenwald, einem Naturschutzgebiet im Süden der Insel, vorbeigekommen, wo ich auch gleich einen kleinen Spaziergang durch den Wald und über blühende Wiesen (wo die Markierung des Weges übrigens offensichtlich einfach durch regelmäßes Ausmähen erfolgt; Anm.) unternommen habe.