Bei meiner Ankunft in Kathmandu vor zwei Wochen habe ich einen kleinen Kulturschock erlitten, so laut und chaotisch ist diese Stadt. Nach einigen Tagen Sightseeing habe ich mich einigermaßen an den Wahnsinn gewöhnt, aber es bleibt wohl das: Wahnsinn!
Es sind einfach unglaublich viele Autos und (vor allem) Motorräder, aber auch Fußgänger unterwegs, und anscheinend gilt das Recht des Lauteren: Dauernd wird gehupt, bevor man sich aneinander vorbei zwängt – da wird kein Meter hergeschenkt! Das Überqueren der Straße wird so natürlich zur Herausforderung – gottseidank gibt es in Zentrumsnähe einige Fußgängerbrücken. Kaum hat man dann es in die engen Gassen der Altstadt geschafft (wo es keine Gehsteige gibt, dafür sind alle möglichen Waren vor den Geschäften aufgestapelt), knattert auch schon ein Motorrad knapp an einem vorbei – ist wohl doch keine Fußgängerzone! Auch der anfangs beruhigende Gedanke, dass die Straßen hier sicherlich zu eng für Autos sind, ist durch einen entgegenkommenden Kastenwagen alsbald zerstört worden.
Hat man sich dann aber einmal daran gewöhnt, auf Tuchfühlung mit den restlichen Verkehrsteilnehmern (inklusive den motorisierten) zu gehen, kann man dann die vielen Tempel und kleinen Statuen, die oft wie vergessen an einerStraßenecke oder in einer Mauernische herumstehen und meist mehrere hundert Jahre alt sind, entdecken. Die größte Tempeldichte gibt es wohl am Durbar Square (übersetzt „Königshof“), aber auch sonst findet sich fast an jeder Ecke ein Tempel oder eine kleine Götzenstatue. So wird jeder Stadtspaziergang zum Erlebnis – sowohl des Verkehrs als auch der Sehenswürdigkeiten wegen.
Etwas abseits des Stadtzentrums gibt es noch drei große, wichtige Tempelanlagen: Swayambhunath, Pashupatinath und Bodhnath.
Swayambhunath ist eine buddhistische Stupa und wird wegen der dort ansässigen Affen auch Affentempel genannt. Allerdings hätte ich mit mehr Affen gerechnet, als ich dann tatsächlich vor Ort angetroffen habe – nach meiner Erfahrung wäre „Hundetempel“ fast zutreffender.
Pashupatinath ist das wichtigste hinduistische Heiligtum in Nepal und bekannt für die dort stattfindenden Leichenverbrennungen. Der eigentliche Tempel ist für Nicht-Hindus nicht zugänglich, und die Leichenverbrennungen unter freiem Himmel haben etwas Makaberes an sich, sodass ich mich dort jedoch nicht allzu lange aufgehalten habe.
Die Stupa von Bodhnath, neben Swayambhunath das wichtigste buddhistische Heiligtum in Nepal, war hingegen mein persönliches Highlight in Kathmandu: Die riesige weiße Kuppel, auf der ein goldfarbener Turm mit den großen Augen Buddhas thront, und die zur Dämmerung von hunderten Pilgern im Uhrzeigersinn umrundet wird, hat etwas Faszinierendes an sich.
Om Mani Padme Hum(*)
(*) buddhistisches Mantra, das an der Bodhnath-Stupa aus jedem Lautsprecher dringt (das aber auch tatsächlich von so manchem Pilger vor sich hin gemurmelt wird)