An meinem letzten Tag mit Mietauto in Gran Canaria habe ich mich wieder mehr ins Hinterland gewagt: Anstatt über die Autobahn im Osten und Norden bin ich erneut über kurvige Bergstraßen im Süden und Westen an mein Ziel gefahren.
Den ersten Stopp habe ich noch an der Südküste, in Puerto de Mogán, eingelegt. Anhand der (Appartement-)Häuser in Hafennähe merkt man zwar, dass dieser ehemalige Fischerort wohl mittlerweile auch schon recht touristisch ist, aber so zeitig in der Früh, wie ich unterwegs war, sind die meisten davon wohl noch beim Frühstück. Leider ist aber der Freitagsmarkt, den man angeblich nicht verpassen sollte, kein Markt für Einheimische, sondern einer für Touristen. So gibt es dort Ledergürtel, Sommerkleider, Ledertaschen, Sonnenbrillen und sonstigen Nippes zu erstehen, was mich weniger gereizt hat. Ich habe mich daher mit einem kurzen Durchschlendern sowie einem Abstecher zum Strand und zum Aussichtspunkt beschränkt, bevor ich weitergefahren bin.
Dabei musste ich der Küste fürs erste Lebewohl sagen, denn in den südwestlichen Winkel der Insel führt praktisch keine Straße – wenn man von der einen oder anderen Stichstraße absieht, die von jener Straße abgehen, die ich genommen habe. Mein Ziel war La Aldea, also jener Ort, den ich bereits vor zwei Tagen vom Montevista aus erspäht habe. Die Strecke war wieder einmal sehr pittoresk, wobei die Kurven erneut das Genießen der Aussicht schwierig gemacht haben. Ein paar Parkbuchten und Aussichtspunkte haben hier aber wieder ein wenig Abhilfe geschaffen.
In La Aldea angekommen, bin ich zu einer kleinen Wanderung zum Punta de La Aldea aufgebrochen, einem kleinen Kap an der Westküste. Der Hinweg bietet dabei großartige Blicke auf La Aldea hinunter und in den Barranco del Perchel hinein (den man hinaufwandert). Der Ausblick am Punta de La Aldea ist dann verhältnismäßig mäßig – der Weg ist also hier das Ziel.
Am Rückweg kommt man dann noch an der Playa El Puerto (zu Deutsch: „Hafenbucht“) vorbei, die deswegen so heißt, weil dort bis rund 1900 der (natürliche) Hafen des Ortes war. Heutzutage ist die Bucht anscheinend ein bisschen ein Geheimtipp – was wohl auch an dem etwas längeren Hinweg liegt.
Eigentlich wollte ich dort ja schwimmen gehen, aber weiter als ins hüfthohe Wasser bin ich nicht gekommen, bevor eine so große Welle mit so starker Sogwirkung dahergerollt ist, dass ich mich nicht weiter ins Wasser getraut habe. So habe ich also nur ein wenig geplanscht, mich von einer weiteren hohen Welle dabei fast umschmeißen lassen, und vor einer dritten großen Welle (die mich vermutlich sogar überragt hätte) dann schlussendlich Reißaus genommen.
Einen weiteren Eindruck von der wilden Westküste habe ich mir dann noch vom Mirador del Balcón geholt, der an der alten Küstenstraße über den Klippen thront. Leider ist diese alte Küstenstraße seit einem Erdrutsch im November 2016 nicht mehr befahrbar, weshalb ich auf die Autobahn im Landesinneren ausgewichen bin – oder vielleicht sollte ich besser sagen: im Landesunteren, denn man fährt in einem Tunnel unter den Bergen durch. Dieser Tunnel spuckt einen aber recht unvermittelt in einem winzigen Kreisverkehr aus, und – schwupps! – schon ist man wieder auf der alten, kurvigen Bergstraße. Die Autobahn ist in der nördlichen Hälfte nämlich noch in Bau. Diese alte Straße lässt jedenfalls erahnen, wie spektakulär die nun gesperrte Straße gewesen sein muss – wobei zu befürchten ist, dass ihr ein ähnliches Schicksal droht, wenn die Autobahn einmal fertiggestellt ist.
Schließlich bin ich in Agaete angekommen, von wo aus ich nach Teneriffa übersetzen werde. Zuvor stehen aber noch ein paar letzte Tage auf Gran Canaria an.