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Odysee nach Nicaragua

Bisher hatte ich mit meinen Flügen eigentlich immer Glück – keiner hatte wirklich viel Verspätung. Just bei meinem Flug nach Nicaragua, wo ich nur eine sehr kurze Umstiegszeit hatte, hat mich mein Glück verlassen. Daraufhin ist meine Reise nach Nicaragua zur wahren Odysee geworden.

Kurz gesagt, mich hätte die Flugverspätung ganze zwei Tage gekostet (weil ich mit einer Billigfluglinie unterwegs war, die nur selten nach Nicaragua fliegt), weshalb ich kurzfristig meinen Flug am Samtag Abend storniert und einen anderen, etwa drei Mal so teuren Flug für Sonntag Früh gebucht habe, wodurch ich noch rechtzeitig zum Beginn meines Spanischkurses (am Montag) in Nicaragua angekommen bin.

Genauer betrachtet hat mich das Ganze natürlich einiges an Nerven gekostet: Ich bin am Samstag, dem 31. Jänner, zum Flughafen La Guardia gefahren, nur um dort zu erfahren, dass mein erster (von zwei) Flügen Verspätung hat, weshalb ich meinen Anschlussflug nicht erreichen würde. Man hat zwar angeblich versucht, mich auf meinem (österreichischen) Handy (das ich nicht dabei habe) anzurufen; ein E-Mail hat man mir jedoch nicht geschickt (Ja, Reservations hat die E-Mail-Adresse, aber wir hier am Flughafen haben nur die Telefonnummer!).

Nachdem ich also ohnehin schon am Flughafen war, habe ich direkt bei American Airlines und Continental nachgefragt, wieviel mich ein kurzfristig gebuchter Flug nach Nicaragua kosten würde. American Airlines war mit rund 530,– Dollar viel zu teuer (selbst wenn ein Retour-Ticket sogar "nur" 510,– Dollar gekostet hätte), aber Continental war mit 387,60 Dollar nur knapp über der von mir selbst gesetzten Grenze von 340,– Dollar. Also habe ich mich für diesen Flug entschieden, der in den frühen Morgenstunden des 1. Februars (um 5:30 Uhr, um genau zu sein) vom Flughafen Newark in New Jersey wegfliegen sollte.

Da jedoch bei Continental niemand mehr am Flughafen war, musste ich den Flug per Telefon buchen – und die Dame im Call Center hat mir mitgeteilt, dass Continental keine Kreditkarten mit österreichischer Rechnungsadresse akzeptiert! Mir wurde dann aber angeboten, in der Früh direkt am Flughafen (zumindest zwei Stunden vor Abflug) bar zu zahlen. Auf mein Nachfragen hat sich dann herausgestellt, dass das Ticket Office erst um 4:00 Uhr früh, also eineinhalb Stunden vor Abflug, aufsperrt. Es hat schließlich jedoch geheißen, dass das angesichts der Umstände auch noch ausreichend sei.

So bin ich also wieder zurück in die Stadt gefahren, habe meinen Rucksack nochmals bei der Jugendherberge untergestellt, und mir noch ein Broadway-Musical angeschaut (irgendetwas Gutes sollte dieses Ärgernis wenigstens noch haben). Nach einem späten Abendessen bei McDonald's bin ich dann zum Flughafen Newark gefahren, und habe dort zweieinhalb Stunden versucht, nicht einzuschlafen (aus Angst, sonst meinen Flug zu verschlafen).

Beginnend um 3:20 Uhr habe ich dann versucht, meinen Flug zu bezahlen, bin jedoch von einem Ort zum nächsten geschickt worden: Zuerst beim normalen Check-In, dann beim Domestic Ticketing , dann beim International Ticketing , und schließlich beim "Elite" Check-In. Da jedoch die "elitären" Passagiere offensichtlich alle mit viel Gepäck reisen (und bereits einige vor mir gewartet haben), hat das Ganze ziemlich lange gedauert. Als ich endlich drangekommen bin, war das Prozedere dasselbe wie beim "normalen" Check-In über eine Stunde früher. Als ich dann gemeint habe, dass ich in bar zahlen müsste, weil meine Kreditkarte nicht akzeptiert werde, hat es geheißen, dafür müsse ich hinauf zum Accounting! Ich habe schon mehr oder weniger meine Hoffnung fahren lassen, den Flug noch zu erreichen, doch die Dame am Schalter hat gemeint, ich solle doch einfach meine Kreditkarte versuchen – und siehe da, sie wurde anstandslos akzeptiert! Außerdem ist in der ganzen Verwirrung untergegangen, dass mir eigentlich noch eine Buchungsgebühr verrechnet werden sollte; die Angestellten am Schalter waren sich jedoch selbst über die Höhe nicht einig und waren sich nicht sicher, ob sie nicht schon im vom System angezeigten Betrag inkludiert sei. Ich habe mich natürlich gehütet, sie diesbezüglich aufzuklären.

Ich bin dann zum Flugzeug gehetzt – und wurde beim Security Check gleich wieder aufgehalten, weil ich zufällig für eine genaue Gepäcküberprüfung ausgewählt worden bin. Sowohl ich als auch mein Handegepäck wurde dabei auf Sprengstoff untersucht, was im Endeffekt ohnehin recht schnell gegangen ist. Trotzdem habe ich mich beim Warten in einem auf drei Seiten geschlossenen Plexiglaskäfig, der an der offenen Seite von einem bewaffneten Officer "bewacht" wurde, ein wenig wie ein verurteilter Verbrecher gefühlt.

Schlussendlich habe ich das Flugzeug problemlos erreicht – und das Boarding hat sogar noch viel länger gedauert, weil nahezu alle Hispanics an Bord (und das war die Mehrheit der Passagiere) mit einem riesigen Handgepäck unterwegs waren, was einiges an Zeit fürs Verstauen gekostet hat. So sind wir mit 30 Minuten Verspätung abgehoben – nicht gerade sehr beruhigend bei nur 37 Minuten Spielraum fürs Umsteigen am Zielflughafen.

Gottseidank haben wir die Verspätung mehr als wettgemacht, und so war sogar noch Zeit für einen Besuch der Toilette am George-Bush-Flughafen (ja, der ist echt nach dem ehemaligen US-Präsidenten benannt, allerdings nach dem Vater) in Houston, bevor ich in die Maschine nach Managua (Nicaragua) eingestiegen bin.

Kurz nach 12:00 Uhr mittags war ich dann endlich am Ziel, und musste nur noch fünf Stunden am Flughafen totschlagen, bis ich endlich (gemeinsam mit einer anderen Schülerin) vom Shuttle-Service meiner Spanischschule abgeholt worden bin. Insgesamt hat es vom (ersten) Verlassen meiner Jugendherberge in New York bis zur Ankunft in der Spanischschule also schlappe 28 Stunden gedauert.

Für die nächsten drei Wochen habe ich das Reisen jedoch überstanden, da ich so lange hier Spanisch lernen werde. Bleibt nur noch ein Problem: Was mache ich bloß mit dem ganzen Dollar-Bargeld, das ich zum Bezahlen des Fluges abgehoben habe?

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