Meine letzte Station meines Aufenthalts in Neuseeland war Great Barrier Island, eine Insel im Hauraki Gulf (östlich von Auckland). Dort habe ich natürlich wieder vor allem eines gemacht: Wandern!
Bereits der Hinflug(*) war (trotz recht starker Bewölkung über der Insel) recht beeindruckend. Kaum angekommen, bin ich gleich zu einem ausgedehnten Strandspaziergang auf der nahen Kaitoke und der südlich davon gelegenen Medland Beach aufgebrochen. Dabei habe ich schon einige schöne Plätzchen der Insel entdeckt.
Am nächsten Tag habe ich dann den Aotea Track (bzw. genauer gesagt, eine Variante davon) in Angriff genommen: Ich bin per Autostopp zum Windy Canyon gefahren, und bin durch ebendiesen, engen (und tatsächlich recht windigen) Canyon zum Mt. Hobson aufgestiegen. Vom Gipfel dieses mit 627 Metern höchsten Bergs der Insel hat man einen tollen Rundblick über fast die gesamte Insel.
Die Nacht habe ich dann in der Mt. Heale Hut mitten in den Bergen verbracht. Direkt von der Terasse der Hütte hat man einen ähnlich schönen Ausblick auf die Westküste der Insel wie vom Gipfel des Mt. Hobson – eine der am schönsten gelegenen Berghütten, die ich kenne!
Am nächsten Tag bin ich weiter zur Kaiaraara Hut spaziert und dabei an einem beeindruckend Kauri-Damm vorbeigekommen. Derartige Dämme wurden in den Zwanziger- und Dreißiger-Jahren des vorigen Jahrhunderts dazu verwendet, um kleine Bäche samt darin treibender gefällter Bäume aufzustauen und dann durch abruptes Öffnen des Damms ins Tal schießen zu lassen.
Eigentlich wollte ich ja in der Kaiaraara Hut übernachten, aber nachdem es dort keine Kochgelegenheit gegeben hat, und sie außerdem recht kalt (und daher nicht gerade einladend) war, habe ich (auch angesichts des noch jungen Tages) gleich noch die nächste Tagesetappe des Wanderwegs in Angriff genommen.
Die folgende Wanderung über die Forest Road nach Süden hat zwar nicht die in der Broschüre versprochenen Ausblicke auf die Westküste geboten, aber zumindest zwei kleine Abstecher waren sehr interessant:
Der erste Abstecher hat mich zu zwei riesigen Kauri-Bäumen geführt, die so groß waren, dass ich sie unmöglich auf Film bannen konnte. Man stelle sich daher einen Baum mit einem Stamm von rund eineinhalb Meter Durchmesser vor, der schnurgerade (ohne sich wesentlich zu verjüngen) nach oben geht. In geschätzten 20 Metern Höhe sprießen dann mindestens 30 Zentimeter dicke Äste nach allen Seiten – einfach gewaltig! Leider sind gerade diese Bäume weitgehend der Abholzung zum Opfer gefallen, sodass eben nur noch wenige Exemplare existieren.
Der zweite Abstecher hat mich auf den Gipfel des Maungapiko geführt, von wo aus man dann tatsächlich einen guten Ausblick auf die Westküste hat – wenn auch (naturgemäß) nicht einen so guten wie vom Mt. Hobson.
Zum Abschluss der Wanderung habe ich noch einen Abstecher zu den Kaitoke Hot Springs gemacht, wo ich meine (zu diesem Zeitpunkt doch schon recht müden) Glieder im warmen Quellwasser entspannen wollte. Das Wasser war dann jedoch so warm, dass ich es bei einem Fußbad belassen habe (und mich eher über die angenehme Abkühlung durch die leichte Brise nach dem Verlassen der Quellen gefreut habe).
Dort habe ich dann auch einen tiefgläubigen neuseeländischen Milchbauern getroffen, der sich mit mir über Gott und die Welt Farm unterhalten wollte – nicht gerade die Themen, die ich gewählt hätte, aber es war trotzdem ein nettes Gespräch. (**)
Netterweise haben er und sein Frau mich dann auch vom Ende des Wanderwegs zurück in meine (rund zwei Kilometer entfernte) Jugendherberge gebracht, was mir nach rund sieben Stunden reiner Wanderzeit auch ganz recht war. In der Jugendherberge konnte ich mir dann auch (im Gegensatz zur erwähnten Hütte) ein warmes Abendessen zubereiten, auch wenn ich dabei stets aufpassen musste, dass ich mich nicht selbst K.O. schlage. (***)
Meinen durch die schnellere Absolvierung des Aotea Track "gewonnen" Tag bin ich dann eher gemütlich angegangen: Nach der Lektüre eines guten Krimis bin ich zu einem kurzen, rund eineinhalbstündigen Spaziergang über den Te Ahumata aufgebrochen. Am Nachmittag habe ich dann im Museum für Milch, Honig und Getreide einige Fotos und andere Relikte aus dem Inselleben rund um die Jahrhundertwende (vom 19. ins 20. Jahrhundert) gesehen.
Am späten Nachmittag ist dann wieder mein Rückflug nach Auckland gegangen, wo ich die letzten 25 Stunden meines Neuseeland-Aufenthaltes verbringen werde.
(*) Es gibt zwar auch eine Fähre, aber einerseits braucht die halt acht Mal so lang, und andererseits kann die See auch ziemlich rau werden.
(**) So habe ich beispielsweise über die Firma Fonterra gelernt: Diese Firma hat (angeblich dank freiwilliger Unterstützung der neuseeländischen Milchbauern, die alle Miteigentümer sind) eine Quasi-Monopolstellung für Milch in Neuseeland. Über sie wird 95% (!) der neuseeländischen Milchproduktion ins Ausland exportiert. Insgesamt ist die Agrarindustrie (mit rund 25% des BIP) noch vor dem Tourismus die wichtigste Einnahmequelle für Neuseeland.
(***) Die Tragebalken für den darüberliegenden Stock hatten im Bereich der Küche eine Durchgangshöhe von nur 1,90 m.