San Marino gilt als pittoreskes Bergdorf. Während die Bezeichnung als Bergdorf wohl etwas übertrieben ist (zumindest was den Berg betrifft), so kann ich die Klassifizierung als "pittoresk" nur unterschreiben.
Bei einer maximalen Seehöhe von 739 Metern von einem Bergdorf zu sprechen, wäre wohl wirklich etwas vermessen. Doch die Hauptstadt des fünftkleinsten Staats der Erde hat (mit rund 4.000 Einwohnern) tatsächlich einen etwas dörflichen Charakter. Wie es sich für eine Touristendestination in einer Enklave gehört, finden sich dort vor allem Schmuck- und Uhrengeschäfte, Parfümerien – und überraschenderweise auch Schusswaffen- und Messerhändler. (*) Dieser Teil des Ortes hat mich weniger begeistert; die etwas abseits gelegenen, weniger touristischen Gässchen habe ich da schon interessanter gefunden.
Der Sitz des Parlaments, der Palazzo Publico, war dann das erste pittoreske Gebäude; die wahre Attraktion sind jedoch die drei Burgen/Türme, die sich die steilen Klippe, an die das Städtchen herangebaut ist, entlang ziehen.
Die ersten beiden dieser Burgen kann man auch von innen erkunden, was ich auch getan habe. So bekommt man einen noch besseren Eindruck der teilweise echt prekären Lage dieser Bauwerke. In der zweiten Burg sieht man auch eine Waffen- und Rüstungssammlung, doch auch hier war für mich die Aussicht die eigentliche Attraktion.
Damit endet dann auch schon anscheinend das übliche Touristenprogramm, denn auf dem rund zehnminütigen Spaziergang zum dritten Turm durch den Wald war schon deutlich weniger los. Ich habe mich dann noch weiter auf Wanderschaft begeben um den Klippenpfad zu erkunden – nicht zuletzt deswegen, weil ich beim Blick von oben keine Ahnung hatte, wo denn da bloß Platz für einen Pfad sein könnte, so steil geht es teilweise nach unten.
Der Klippenpfad hat sich dann stellenweise fast schon als Steig (mit Seilen und Stahltreppen) entpuppt und hat fast durchwegs durch dichte Bewaldung geführt, sodass man die Steilheit der Klippen oberhalb des Weges nur erahnen konnte. Trotzdem war es ein schöner Spaziergang.
Als ich wieder in den Ort zurückgekommen bin, war schon deutlich mehr los als in der Früh. Das habe ich auch schon beim Verlassen der ersten Burg gemerkt, als ich einige Touristengrüppchen auf die Burg zukommen gesehen habe, während ich nur mit einer Handvoll anderen Touristen die Burg teilen musste. Offensichtlich war der zweite Bus des Tages aus Rimini gerade noch früh genug.
Doch auch so haben sich die Besucher in Grenzen gehalten. Nachdem bei meiner Eintrittskarte für die beiden Burgen auch der Palazzo Publico und zwei Museen dabei waren, habe ich zumindest erstem und dem Landesmuseum einen Besuch abgestattet. Erstes ist offensichtlich so wenig besucht, dass sie gar keine Aufpasser auf die beiden Stockwerke verteilen, sondern man von seiner persönlichen Aufpasserin begleitet wird. Ich habe daher nicht die schöne Einrichtung zerstört, sondern nur bewundert. Auch habe ich artig gewartet, als die Wache (just als ich gehen wollte) das Tor weit geöffnet hat – allerdings nicht für mich, sondern für irgendeinen hohen Politiker, der in der dunklen Limousine vorgefahren worden ist.
Das Landesmuseum zeigt schließlich Fundstücke von Ausgrabungen im Staatsgebiet, darunter auch welche aus vor-republikanischer Zeit, also von vor 301 n. Chr. Das wohl älteste Ausstellungsstück (und gleichzeitig eines der jüngsten) war überraschenderweise ein Stück Mondgestein, das Apollo 17 gemeinsam mit einer sanmarinischen Flagge vom Mond zurückgebracht hat.
(*) Das obligate Kasino haben wir bereits auf der Busfahrt gleich nach der Grenze passiert.