Unsere ersten vier Tage in Patagonien sind nun auch schon wieder vorbei, und es wird Zeit für einen nächsten Bericht: Nachdem wir Silvester in der Touristen-Hochburg San Carlos de Bariloche gefeiert haben, haben wir zwei Tage inmitten der patagonischen Wildnis verbracht. Heute ging dann die Fahrt über die "Ruta de los Siete Lagos" (Sieben-Seen-Route) nach San Martin de los Andes.
Zu Silvester haben wir ein oppulentes Buffet genossen. Es gab dabei alles, was bei so einem Buffet üblich ist: Von Salaten über Fisch, Meeresfrüchte und (asiatisch zubereitetem!) Fleisch bis hin zu Früchte und sonstigen Desserts war alles zu finden. Am beeindruckendsten war jedoch der separate Fleischgrill: Ungefähr eineinhalb Meter (!) im Durchmesser, drehbar, darunter die glühenden Holzkohlen. Auf dem Grill war (unter anderem) ein komplettes Lamm (!) zu finden – allerdings in der typisch argentinischen Zubereitungsart, also mit allen Vieren von sich gestreckt, flach am Grill liegend. Dadurch bekommt das Rippenfleisch eine ganz spezielle, knusprige Kruste. Es hat mir zwar gut geschmeckt, ich muss aber zugeben, dass mir die bei uns üblichen Lammkoteletts lieber sind.
Doch zurück zur patagonischen Landschaft: Zwei Nächte lang haben wir mitten im Nationalpark Nahuel Huapi übernachtet. Die Straße dorthin ist eine reine Schotterstraße und über eine weite Strecke eigentlich nur breit genug für ein Auto. Deswegen haben sich die Argentinier eine zeitabhängige Einbahnregelung einfallen lassen: Von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr darf man nur hinein, und von 16.00 Uhr bis 19.00 Uhr nur hinaus fahren. Nur während der restlichen Zeit ist gleichzeitiger Verkehr in beiden Richtungen ("auf eigene Gefahr") erlaubt.
Dementsprechend wenig war dort auch los, was natürlich für uns umso angenehmer war. So haben wir z.B. in Ruhe die bizarren Formationen des Ventisquero Negro ("Schwarzen Gletscher") besichtigen können. Dieser Gletscher heißt deswegen so, weil die mitgeführten Sedimente das Eis schwarz färben. So entsteht eben eine schwarze, tief zerklüftete Eisdecke, bei deren Anblick es sich gut jausnen lässt.
Eine Ganztageswanderung hat uns dann auch auf das Refugio Otto Meiling am Hang des Cerro Tronador geführt. Ganz in der Nähe dieser Hütte befindet sich die Abbruchkante eines weiteren Gletschers, diesmal mit weißem Eis, das bläulich in der Sonne geschimmert hat. Beim Aufstieg zur Hütte haben wir außerdem zweimal eindrucksvoll demonstriert bekommen, wieso der Berg Cerro Tronador ("Donnerberg") heißt: Vom Gletscher herabstürzenden Eismassen erzeugen nämlich ein lautes Donnern, ähnlich einem Gewitterdonner.
Unsere heutige Fahrt über die "Ruta de los Siete Lagos" war schließlich (im Vergleich) etwas weniger pittoresk als erwartet: Gut die Hälfte der Strecke war nämlich eine sehr holprige Schotterstraße, die das Vergnügen etwas getrübt hat. Zwischendurch war auf wenigen hundert Metern immer wieder der Straßenbelag verfestigt bzw. die Straße mit Drahtkäfigen, die mit Steinen befüllt worden sind, befestigt. Dann gab es wieder Stellen, wo die Arbeiten dafür noch im Laufen waren – und an manchen Stellen sind einfach die leeren Stahlkäfige bzw. Erd- oder Steinhaufen herumgelegen. Ob all dies dazu gedient hat, die Strecke tatsächlich zu verbessern, oder ob die Arbeiten nur dazu dienen, die Straße zumindest irgendwie befahrbar zu halten, sei dahingestellt. Immerhin hat es dem argentinischem Straßenbau eine Erwähnung in diesem Blog eingebracht …
Insgesamt hatte ich auf der Sieben-Seen-Route also eher den Eindruck, durch eine Baustelle als eine touristisch sehr attraktive Strecke zu fahren. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass es auch dort traumhaufte Ausblicke gegeben hat, manchmal halt mit einem "dekorativen" Erdhügel im Vordergrund.
Alles in allem kann ich aber festhalten, dass die argentinische Schweiz auf jeden Fall einen Besuch wert ist – vor allem, wenn man ein wenig abseits der großen Touristenmassen (und am besten zu Fuß) unterwegs ist. Wenn man dann noch (wie wir) strahlenden Sonnenschein genießen darf, ist überhaupt alles perfekt.
Soweit der erste Teil meines Argentinien-Aufenthaltes. Morgen geht es nach Chile, wo wir zehn Tage verbringen werden. Aufgrund des dortigen Programms (unter anderem vier Tage Schifffahrt und eine viertägige Wanderung in einem Nationalpark) könnte es sein, dass der nächste Eintrag noch ein wenig auf sich warten lässt.