Nach dem Hokianga Harbour habe ich mich der Kauri Coast zugewandt, die (wie der Name schon sagt) mit (sehr) großen Kauri-Bäumen aufwarten kann.
Begonnen hat die Erkundung bereits gestern Abend mit der „Footprints Waipoua“-Tour, bei der man in der abendlichen Dämmerung den Waipoua Forest mit seinen Kauris besucht. Geführt wurde die Tour von einer Maori, die uns auch einen Einblick in die Signifikanz dieser Baum-Giganten für die Maori gegeben hat. So war es nicht nur eine Natur-Erkundung, sondern auch gleich eine kleine Erweiterung des kulturellen Horizonts.
Obwohl es des ganzen Tag über eigentlich trocken war, hat es im Waipoua Forest dann geregnet. Offensichtlicht trägt er seinen Namen (Wai = Wasser, Po = Nacht, Ua = Regen) zu recht. Die Wolken und der Regen haben aber eigentlich nur zum mystischen Erlebnis beigetragen.
Bereits die vielen, „nur“ wenige hundert Jahre alte Kauris, die wir auf dem Weg gesehen haben, sind ziemlich beeindruckend: Der astlose Stamm geht kerzengerade in die Höhe, und ganz oben breiten sich dann die Äste oberhalb der anderen Bäume aus. Trotzdem war das nichts im Vergleich zum Anblick von Te Matua Ngahere, dem „Vater des Waldes“: Plötzlich steht da ein rund 3.500 Jahre (!) alter Baum mit einem Stammdurchmesser von über fünf (!) Metern vor einem. Einfach unglaublich! (*)
Dabei ist das sogar nur der zweitgrößte Kauri-Baum der Welt (gemessen in Festmeter Holz unterhalb des niedrigsten Astes). Trotzdem kommt einem Tane Mahuta, der größte Kauri-Baum der Welt (der sich in unmittelbarer Nähe befindet), im Vergleich gar nicht so mächtig vor – kein Wunder, denn er hat einen Stammdurchmesser von „nur“ rund 4,40 Metern. Dafür ist er aber sehr hoch, was ihm eben den Titel „weltgrößter (lebender) Kauri-Baum“ sichert.
Heute habe ich dann (nach einem erneuten Abstecher zu Tane Mahuta) den Kauri-Wald von Trounson besucht. Der größte Baum dort ist gerade einmal 1.200 Jahre alt, und hat einen Stammdurchmesser von dreieinhalb Metern – ein schlanker Jungspund also. Doch auch dort beeindruckt die Dichte an (jüngeren) Kauris.
Alsbald lässt man aber die Kauri-Wälder dann schon hinter sich, und fährt durch recht flaches Farmland entlang des Wairoa River. So mancher Hügel erhebt sich aber doch. Einen davon, den Aussichtsberg Tokatoka Peak, habe ich dann auch erklommen, um den tollen Rundumblick zu genießen. Gottseidank war ich aber kein Teilnehmer einer Internet-Gameshow, und durfte daher weiterfahren, ohne jemandem ein Kompliment zu machen. Andernfalls hätte das wohl ein wenig gedauert: Meines war das einzige Auto am Parkplatz.
Den Abschluss meines Kauri-Erlebnisses hat dann das Kauri-Museum in Matahoke gebildet, wo man nicht nur über das gnadenlose Abholzen der Kauri-Wälder und der Jagd nach dem „Kauri Gum“ (dem Harz des Kauri-Baumes) etwas erfährt, sondern auch ganz allgemein über das Leben der frühen (europäischen) Siedler etwas lernen kann. Ingesamt habe ich mich fast ein wenig erschlagen gefühlt von der Fülle an Informationen, die das Museum bietet.
(*) Leider ist es sehr schwer, diese Größe auf Fotos zu bannen.