Meine letzten Tage in Neuseeland habe ich in Christchurch verbracht – und endlich ist wieder etwas Leben im Stadtzentrum, ganz anders als bei meinem letzten Besuch recht kurz nach den schweren Erdbeben. Es sind aber noch immer (teilweise recht tiefe) Wunden in der Stadt zu sehen.
Um einen Eindruck zu bekommen, was die Erdbeben 2010/11 für die Bewohner der Stadt wirklich bedeutet haben, habe ich die Quake City besucht, eine Ausstellung über die Erdbeben und deren Folgen. Manches davon ist recht bedrückend zu sehen; es wird aber auch gezeigt, was danach daraus Positives entstanden ist: der Zusammenhalt der Gemeinschaft etwa, oder die Entwicklung von Methoden, um die Gebäude besser auf zukünftige Erdbeben vorzubereiten.
Danach habe ich etwas sehr Touristisches getan, und mich in die Christchurch Tram gesetzt, eine Hop-On-Hop-Off-Straßenbahn mit historischen Wägen. Man erfährt dabei aber tatsächlich so einiges Interessantes über die Stadt, auch wenn das Vergnügen vielleicht etwas überteuert ist.
Zuerst habe ich einmal eine volle Runde gedreht, um mir einen Überblick zu verschaffen. Dabei hat bei einem Stopp auch der „Wizard of New Zealand“ vorbeigeschaut (der angeblich tatsächlich einmal vom neuseeländischen Premierminister diesen Titel verliehen bekommen hat) – ein etwas komischer Vogel, aber ein amüsantes Erlebnis.
Nach der ersten Runde bin ich dann aber auch tatsächlich immer wieder einmal ausgestiegen, um mir unterschiedliche Teile der (Innen-)Stadt anzuschauen. Manches habe ich auch zu Fuß erkundet, denn nicht alle Sehenswürdigkeiten liegen auf der Route der Straßenbahn, und manchmal ist der „Hop-On“-Teil wegen Überfüllung auch gar nicht so einfach.
Und auch wenn viele Gebäude (darunter natürlich vor allem die historischen) unter den Erdbeben gelitten haben, ist der englische Charakter der Stadt, der mir bereits bei meinem ersten Besuch vor 15 Jahren aufgefallen ist, definitiv nicht zu leugnen, etwa rund um The Arts Centre, entlang des River Avon, oder auch im Botanischen Garten – auch wenn letzterer einen Bereich für die einheimische Flora hat, wo ich alle möglichen Farne, Cabbage Trees, oder sogar einen Kauri-Baum noch einmal sehen konnte.
Andernorts sind aber Gebäude noch immer eingerüstet, weil sie erst repariert (oder gar abgerissen) werden müssen, oder gibt es noch große freie Flächen (oder Baugruben), wo erst neu gebaut werden muss. Um zumindest letztere ein wenig zu verschönern, finden sich auf vielen Hausmauern, die an ein solches leeres Grundstück grenzen, sehr kunstvolle Graffiti. So wird mitunter eine flache Hauswand zur dreidimensionalen Häuserfront.
Überhaupt scheinen Graffiti hier einen hohen Stellenwert zu haben: Irgendwie hat ein Stück der Berliner Mauer (!) seinen Weg nach Christchurch gefunden, und das wird jetzt regelmäßig von lokalen Graffiti-Künstlern als „Leinwand“ benutzt. Mein Favorit war aber eindeutig eine Wandmalerei, die die Popkultur der 1980er- und 1990er-Jahre aufgreift – ich bin halt doch ein Kind der 80er!