Luang Prabang! Seitdem ich die Schilderungen von Peter Moore in seinem Buch „The Wrong Way Home“ über diese Stadt gelesen habe, war sie für mich der Inbegriff von Südostasien. Auch wenn die Stadt zweifellos ihre schönen Seiten hat, konnte die Realität mit meinen (sehr hohen) Erwartungen nicht ganz mithalten – was aber möglicherweise auch an dem etwas getrübten Einstieg gelegen ist.
Dabei hat alles so schön begonnen: Bereits der Landeanflug auf Luang Prabang rund um Sonnenuntergang war spektakulär: so viele zerklüftete Berge! Der Ausblick hat richtig Lust gemacht, das Hinterland zu erkunden.
Allerdings habe ich als „Souvenir“ aus Kambodscha noch einen Reisedurchfall mitgebracht, der sich gleich in der ersten Nacht „gemeldet“ hat. So musste ich zuerst einmal zwei Ruhetage einlegen.
Gerade mal auf den morgentlichen Markt habe ich es geschafft, um mir ein paar Bananen zu kaufen. Auch wenn es mir gottseidank nicht so schlecht gegangen ist, dass es mir beim Vorbeigehen an den Grillständen beim Eingang den Magen umgedreht hätte, war es vielleicht ganz gut, dass ich die Seitenstraße mit den ausgefalleneren „Köstlichkeiten“ wie (lebenden) Enten, Flusskrebsen, Kröten und Kakerlaken sowie gegrillten Ratten erst später entdeckt habe.
Nach zwei Tagen konnte ich mich dann endlich der Stadtbesichtigung widmen: Luang Prabang ist die Stadt der Tempel – und es gibt wirklich viele davon. Allerdings muss man zugeben, dass die meisten einem gewissen Schema folgen: viel Rot, viel Gold, viele Buddhas. Wenn man also so auf Tempel-Streifzug durch die Stadt zieht, stellt sich irgendwann eine gewisse Tempelmüdigkeit ein (wobei auch da natürlich mein noch angeschlagener Gesundheitszustand möglicherweise mitgespielt hat). Gelegentlich entdeckt man aber doch eine Besonderheit, wie etwa eine sehr fein gearbeitete, komplett vergoldete Tür oder eine Buddha-Statue mit Drachen-„Dach“.
Wirklich einen Besuch wert war auch der Wat Xieng Thong, die größte Tempelanlage der Stadt. Diese Anlage besteht (neben der zentralen Halle) aus zahlreichen kleineren Gebäuden und Stupas (und einer pompösen Begräbniskapelle). Dabei sind die Bauwerke ganz besonders schön gestaltet, und teilweise nicht nur mit Gold, sondern auch mit bunten Glasmosaiken verziert.
Ebenso interessant war das Nationalmuseum, das nämlich gleichzeitig der ehemalige Königspalast ist. Auch dort gilt: viel Rot, viel Gold, viele Buddhas – zumindest in den prunkvollen Repräsentationsräumen. Die Privaträume sind hingegen überraschend schlicht gehalten. Außerdem muss man wohl anmerken, dass die meisten Buddhas erst in der Funktion des Gebäudes als Museum dorthin übersiedelt wurden – sie stammen nämlich aus den umliegenden Tempeln.
Das gilt auch für die älteste Buddha-Statue, den (nach lokaler Folklore) über 1.000 Jahre (!) alten Pra-Bang-Buddha – der aber, basierend auf manchen seiner Details, jüngeren Ursprungs sein dürfte. Sicher ist: Nach dieser Statue wurde die Stadt im 14. Jahrundert (um)benannt, und nun wird sie eben auf dem Gelände des ehemaligen Königpalasts in einem eigens erbauten Tempel, dem Haw Pha Ban, aufbewahrt.
Aber auch abseits der Tempelanlagen kann ein Spaziergang durch die Stadt ganz nett sein: Entlang der Hauptstraße stehen viele alte, aber hübsch renovierte Häuschen mit Balkon, in deren Erdgeschoß sich nun nette Lokale oder Geschäfte befinden. Alternativ kann man auch die Straße entlang des breiten Mekongs entlangschlendern (wobei der sich oft hinter einem Blätterdach versteckt). Dazwischen finden sich viele kleine Gässchen, wo ich beispielsweise ganz zufällig übers Heuan Chan Heritage House gestolpert bin: ein altes, traditionelles, laotisches Haus, das nun zur Besichtigung offen steht.
Ein weiterer touristischer Fixpunkt, der aber diesmal nur bedingt empfehlenswert ist, ist der Sonnenuntergang vom Phousi Hill: Die Aussicht auf Luang Prabang ist fantastisch (siehe auch das Titelbild dieses Beitrags), aber es wird schon sehr voll – eigentlich kein Wunder, denn der Sonnenuntergang hinter den Bergen auf der anderen Seite des Mekongs ist schon ein tolles Schauspiel.
Viel ruhiger ist es aber (überraschenderweise), sich einfach in eines der vielen Restaurants entlang des Mekongs zu setzen, und dort sein (frühes) Abendessen mit Blick auf den Sonnenuntergang zu genießen – was, wenn die Verdauung wieder mitmacht, daher durchaus empfehlenswert ist.
Wenn man dann irgendwann genug von der Stadt hat, ist auch ein Ausflug in die umliegenden Berge empfehlenswert, zum Beispiel zum Kuang-Si-Wasserfall, der wahrlich sehr idyllisch aussieht. Man kann auch über einen (sehr rutschigen) Pfad zur Oberkante der Fälle aufsteigen, wobei dort die Aussicht nicht besonders gut ist – zumindest solange die Baumhäuser, die sie dort offensichtlich gerade konstruieren, noch nicht fertig sind.
Viel eher empfiehlt sich der kleine Wanderweg durch den Wald entlang des Flusses zurück zum Parkplatz (statt über die breite Straße), denn auch unterhalb des Wasserfalls fließt der Fluss in vielen Kaskaden durch zahlreiche Becken nach unten (von denen manche sogar zum Schwimmen freigegeben sind – wenn man nicht schon zum Tourbus zurückmuss, und sich auch mit etwas kühlerem Wasser zufrieden gibt). Schließlich kommt man auch bei einem Bären-Rettungszentrum von Free the Bears vorbei, wo man einen kurzen Blick auf ein paar Kragenbären werfen kann.
Alles in allem ein sehr kuratierter Einblick in die laotische Wildnis – aber einer, der Lust auf mehr macht.