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Dampfross & Drahtesel statt Dolce Vita

Eigentlich wollte ich heute Pisa erkunden, doch aus naheliegenden Gründen ist das derzeit nicht möglich. Daher habe ich mich zumindest auf einen Tagesausflug nördlich von Wien begeben, und bin den "Dampfross & Drahtesel"-Radweg abgefahren.

Dieser Radweg ist auf einer ehemaligen Bahntrasse, die sich im frühen 20. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreut hat, entstanden. Nach dem Betriebsende 1988 (dann natürlich nicht mehr mit Dampfloks) hat es noch etwas gedauert, bis die Strecke schließlich 2005 zum Radweg umgebaut wurde. Heutzutage bietet sie eine gute Möglichkeit für einen Tagesausflug mit dem Rad nördlich von Wien.

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Felder nördlich des Rendezvousbergs

Bereits am Beginn der Rundfahrt steht der Anstieg auf den Rendezvousberg auf dem Programm – laut Streckenbeschreibung immerhin mit einer Steigung, die der Semmeringbahn entspricht. Einerseits hatte ich (auch angesicht des Gegenwindes) ein wenig Respekt vor dieser Steigung, andererseits habe ich mich auch gefragt, wo denn da ein Berg sein soll, außer vielleicht das kleine Hügerl an der Stadtgrenze. Es hat sich dann herausgestellt: Dieses kleine Hügerl war tatsächlich gemeint – 25 Promille (!) Steigung ist für eine (Dampf-)Eisenbahn offensichtlich schon sehr viel, auch wenn der Anstieg gefühlt nur 100 Meter lang ist.

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Ehemaliger Bahnhof Eibesbrunn

Kaum hatte ich den Rendezvousberg "erklommen", führt der Radweg dann gemütlich ebenaus durch die umliegenden Felder. Wenn man nicht gerade den gelegentlichen Info-Tafeln oder ein paar schnaufenden Radfahrern begegnet (letzteren eher selten, weil eben alles komplett flach ist), erinnert heutzutage allerdings fast nichts mehr an die Dampfross-Geschichte des Radwegs. Nur in Eibesbrunn habe ich hinter einer Hecke ein Gebäude entdeckt, das wohl den ehemaligen Bahnhof darstellt.

Ab Obersdorf ist man dann allerdings tatsächlich neben Bahngleisen unterwegs: Dieser Abschnitt wurde nämlich erst im Dezember 2019 aufgelassen. Schließlich führt der Weg dann an moderneren Technikbauten (Ölpumpen und Windräder) vorbei nach Strasshof. Dort angekommen muss man sich auf dem (ansonsten recht gut ausgeschilderten) Radweg selbst zurecht- und den Weg zu Bahnhof finden – an der entscheidenden Abzweigung fehlt nämlich ein Wegweiser. Allerdings hat man auch nicht viel verpasst, wenn man den Schlenkerer durch den Ort auslässt und gleicht in Richtung Deutsch-Wagram weiterfährt: Diesen Streckenabschnitt habe ich am wenigsten interessant empfunden. Am Bemerkenswertesten war vielleicht noch die Straußenfarm knapp vor Deutsch-Wagram – da fragt man sich dann kurz, warum man nach Südafrika gefahren ist, um eine Straußenfarm zu besuchen. Allerdings muss ich sagen, dass die Tiere in Südafrika gepflegter ausgesehen haben.

Den Abschluss der Tour bildet dann der (landschaftlich wieder recht schöne, aber mit zunehmender Nähe zu Wien auch zunehmend gut besuchte) Marchfeldkanal. Alles in allem ist der Radweg vielleicht kein vollwertiger Ersatz für ein verlängertes Wochenende in Italien, aber ein durchaus lohnender Tagesausflug.

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