Nach dem Virgen-, dem Gschlöß- und (ein wenig) dem Defereggental in den letzten Tagen war heute das Kalser Tal an der Reihe: Ich habe die Dabaklamm und das Kalser Dorfertal (fast) bis zum Dorfer See erwandert.
Zwar war es heute ein wenig wärmer als gestern, dafür hat sich die Sonne hinter Wolken versteckt und es hat teilweise ein eisiger Wind gepfiffen. Genauso gut eingepackt wie am Vortag konnte ich aber in Ruhe die Dabaklamm erkunden, die den Beginn des Kalser Dorfertals (am Ende des breiteren Kalser Tals) darstellt. Anfangs hat noch ein kleiner einspuriger Fahrweg in der Klamm Platz gehabt, doch bald ist der in einem Tunnel verschwunden, und nur noch der schmale Wanderweg hat sich an die steilen Felswände geschmiegt. Tief unter mir ist der Kalserbach durch die enge Schlucht gerauscht – wieder einmal ein spektakuläres Schauspiel, das man gottseidank auch heutzutage noch bewundern kann. Von den 1950ern bis in die 1980er Jahre war nämlich immer wieder die Rede von einem Speicherkraftwerk mit einer 200 Meter hohen Staumauer am Klammausgang. Erst 1989 wurden diese Pläne endgültig verworfen.
Schließlich weitet sich das Tal wieder, und man betritt das sogenannte Dorfertal. Dieses Tal geht man für rund eineinhalb Stunden gemütlich entlang, mit kaum einer Steigung. Erst am Talende beginnt das Tal langsam anzusteigen – und das war der Punkt, wo die Wanderung recht anstrengend wurde. Der Anstieg war zwar nicht steil, aber angesicht der Witterung tiefverschneit. Glücklicherweise bin ich kurz vor Beginn des Anstiegs kurz falsch abgebogen, sodass mich drei andere Wanderer überholt und für mich die Spur gelegt haben. Andernfalls wäre ich wohl schon alsbald umgekehrt. Doch auch so musste ich in ihre teilweise 20 bis 30 Zentimeter tiefen Fußstapfen im Schnee treten.
Auf der ersten Anhöhe angekommen, konnte man schon einen Blick auf das Ziel meiner Wanderung werfen, den Dorfer See. Allerdings hat dort oben der Wind ganz besonders stark geblasen, und zu schneien hat es auch noch begonnen. Zu allem Überfluss wurde es immer schwerer, den Weg zu finden, da man zunehmend über Felsbrocken kraxeln musste. Als ich den "Spähtrupp" schließlich eingeholt habe, waren sie gerade dabei, zum Dorfer See abzusteigen: teilweise auf dem Hosenboden, der Erste hüfttief im Schnee. Das war der Punkt, wo ich dann kehrt gemacht habe, denn für so ein Abenteuer bin ich einfach nicht ausgerüstet. Ich habe zwar viel auf meine Reise mitgenommen, aber eine warme (und wasserdichte) Winter-Wanderhose und/oder Gamaschen gehören nicht dazu.
So habe ich noch ein Erinnerungsfoto geschossen, und bin wieder umgekehrt. Dabei war es schon schwierig genug, den Rückweg über die Felsen zu finden. Auch der Abstieg durch den Schnee war recht anstrengend. Ich muss zugeben, dass ich ganz froh war, als ich wieder am Talboden des (auch vergleichsweise windstillen) Dorfertals angekommen bin.