Die Karstlandschaft rund um Yangshuo ist wirklich einmalig – so etwas habe ich noch nie gesehen: Die unzähligen Hügeln erstrecken sich in alle Richtungen, eine Reihe nach der anderen. Dazwischen fließt der malerische Li-Fluss. Wir haben die Region vom Fahrrad und auf kurzen Spaziergängen erkundet.
Unsere Radtour hat uns den Yulong, einem Zufluss des Li, entlang bis zum Mondsichelberg geführt. Einige aus unserer Gruppe haben sich für einen Teil der Strecke auch auf einem Bambus-Floß den Fluss hinabschippern lassen; ich habe die Aussicht nur vom Fahrrad genossen.
Der Mondsichelberg hat seinen Namen aufgrund seines nahezu perfekt halbkreisförmigen Lochs, von dessen Basis man auch einen schönen Blick auf die Karstberge genießen kann. Der Aufstieg hält sich mit knapp 20 Minuten Dauer zwar in Grenzen, aber nachdem der Weg praktisch ausschließlich aus Stufen besteht, kommt man (besonders bei der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit, die hier herrschen) trotzdem ordentlich ins Schwitzen.
Danach haben wir auf Empfehlung unseres Reiseleiters noch die Gold Water Cave besucht. Die Tropfsteine dieser Höhle sind in den kitschigsten Farben bunt erleuchtet. Unserer Führerin hat uns dort aber ohnehin durchgejagt, an unzähligen großen chinesischen Tourgruppen sowie unterirdischen Souvenirgeschäften (!) vorbei, bis wir bei unserem Hauptziel angekommen sind: einem unterirdischen Schlammbad und unterirdischen heißen Quellen. Das Schlammbad war zwar (naturgemäß) sehr glitschig, aber offensichtlich auch sehr salzhaltig, sodass man wie im Toten Meer im Wasser schweben konnte. Die kühle Dusche und das Bad in den heißen Quellen danach war aber notwendig, um des ganzen Schlamm wieder Herr zu werden.
Danach mussten wir wieder zurück ins Stadtzentrum radeln, was sich als schwieriger herausgestellt hat als gedacht: Bereits am Vormittag hat das Rad einer Mitreisenden ein lockeres Pedal gehabt, woraufhin unser Reiseleiter mir ihr das Fahrrad getauscht hat (und kurz darauf das Fahrrad austauschen musste, weil er dann tatsächlich das Pedal verloren hat). Auf der Rückfahrt hat dann ein (anderes) Fahrrad sogar das Hinterrad verloren – gottseidank im Stehen; nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn das während der Fahrt passiert wäre. Unser Reiseleiter hat dann eine Werkstatt gesucht, um das Hinterrad wieder zu fixieren (eine Schraubmutter ist offensichtlich abhanden gekommen), bevor wir über die Hauptstraße wieder zurück nach Yangshuo fahren konnten – ein Erlebnis für sich, denn speziell innerstädtisch fährt offensichtlich jeder wie er meint, und man schlängelt sich als Radfahrer so zwischen Motorrädern, Autos, Lastwagen und anderen Fahrradfahrern (die einem teilweise sogar auf der falschen Fahrbahnseite entgegen kommen) durch den Verkehr.
Wir haben es aber alle überlebt, und hatten sogar noch eine gute halbe Stunde Zeit, bevor einige von uns (darunter auch ich) zu der abendlichen Lichter-Show "Impression Sanjie Liu" aufgebrochen sind. Nach etwa fünf Minuten Fahrt sind wir dann rund halbe Stunde im Stau gestanden – die Show ist sehr beliebt. Wir haben es aber (fast) noch rechtzeitig auf unsere Plätze geschafft. Die Show ist ziemlich beeindruckend, mit einiger unglaublichen Anzahl an Darstellern, vor der tollen Kulisse der umliegenden Karstberge – und mit dem Li-Fluss als Bühne. Sie erzählt die Liebesgeschichte von Liu Sanjie und stellt gleichzeitig auch ein wenig die lokalen Volksgruppen und deren Bräuche vor.
Am zweiten Tag in der Früh ist für manche von uns (auch für mich) eine Taiji-Stunde auf dem Programm gestanden. Im Gegensatz zu den "traditionellen" chinesischen Lehrern, die sich Erzählungen zufolge sehr streng und wortkarg sein sollen, war unser Lehrer sehr erklärfreudig (und auch leicht zufrieden zu stellen). Wenn ich allerdings nicht schon Taiji kennen würde, wäre die Stunde wohl trotzdem ziemlich stressig geworden. So war es aber eine erholsame Stunde im Park.
Danach sind wir zu einer Tour in der Umgebung von Yangshuo aufgebrochen. Unser erster Stopp war in einer Teeplantage, wo wir uns im Tee-Pflücken hätten üben können, wenn es denn die richtige Saison dafür gewesen wäre. Wir waren aber etwa einen Monat zu früh dran, und so hat es kaum verwendbare Teeblätter gegeben.
Daher haben wir uns mit einem kurzen Spaziergang durch die Plantage, dem (gegenseitigen) Fotografieren und einer anschließenden Teezeremonie, bei der wir den bereits fertigen Tee verkosten konnten, begnügt.
Nach einem kurzen Ausflug auf den Aussichtsberg Xianggong, von dessen Spitze man einen grandiosen Blick auf den Li-Fluss samt den umliegenden Karsthügeln hat, haben wir noch ein altes Steindorf besichtigt. In diesem Dorf hat noch bis 2013 die letzte Familie gelebt; nun ist es jedoch ein Geisterdorf. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Natur bereits jetzt diesen Bereich wieder zurückerobert. Außerdem ist die Bauweise der Steinhäuser – komplett ohne Mörtel – ziemlich bemerkenswert.
Schließlich haben wir den Tag noch mit der Beobachtung des Sonnenuntergangs über den Karsthügeln ausklingen lassen. Leider hat sich die Sonne hinter einer Wolke versteckt; trotzdem haben wir einen kitschig-schönen Sonnenuntergang zu sehen bekommen.
Die Bilder von der Lichter-Show "Impression Sanjie Liu" stammen von Flickr (© Kenneth Lu, Lizenz: CreativeCommons by-nc 2.0).