Nachdem ich bereits vor meiner Reise viel Gutes über Phong Nga gehört hatte, waren meine Erwartungen dementsprechend hoch – und selbst die wurden noch übertroffen. Allein die Landschaft mit den Reisfeldern inmitten der Karstfelsen ist eine Reise wert, und die Höhlen hier in der Umgebung sind dann einfach nur noch atemberaubend.
Ich habe meine Erkundungen auch gleich mit zwei Höhlen begonnen: Mit einem kleinen Motorboot bin ich gemeinsam mit sechs anderen Touristen (*) den Son-Fluss vom Ort Phong Nha zur gleichnamigen Höhle gefahren. Diese Tropfsteinhöhle haben wir zuerst per Boot erkundet, bevor wir sie dann (zumindest auf den letzten 300 Metern) wieder per pedes verlassen haben. Die Größe der Tropfsteinformationen hat mich dabei ungemein überrascht: Die Höhle ist stellenweise gut zehn Meter hoch, und selbst dort türmen sich die Stalagmiten fast bis zur Decke auf. Leider ist es praktisch unmöglich, diese ganze Pracht in einem Bild einzufangen – schade für den geneigten Leser, doch meinem Vergnügen hat das natürlich keinen Abbruch getan.
Danach sind wir noch über rund sechshundert Stufen zur Tien-Son-Höhle aufgestiegen, die ähnliche Dimensionen (und ähnlich faszinierende Tropfsteinformationen) aufweist, aber trockenen Fußes durchquert werden kann. Von unterwegs konnten wir dabei den tollen Rundblick auf Fluss und Karstfelsen genießen.
Am zweiten Tag habe ich mir ein Fahrrad ausgeborgt und wollte eigentlich das Bong-Lai-Tal erkunden. Offensichtlich bin ich aber irgendwo falsch abgebogen – auf jeden Fall bin ich nicht bei den erwarteten Gaststätten vorbei gekommen und schlussendlich auf einer Straße gelandet, wo ich gar nicht hinkommen hätte sollen. So oder so, es war eine sehr nette Fahrradroute.
Nachdem ich aber durch diesen Zufall auf der Straße zum Botanischen Garten gelandet bin, den mir mein Herbergsvater auch empfohlenen hat, bin ich gleich zu diesem weitergefahren. Das war dann aber doch etwas anstrengender als erwartet, denn der Weg ist ganz schön steil, was insbesondere dann eine Herausforderung ist, wenn man (wie ich) mit einem vietnamesischen Oma-Rad unterwegs ist, bei dem man die Beine selbst dann nicht ganz ausstrecken kann, wenn man die Füße flach auf den Boden stellt.
Ich habe es schlussendlich aber (mit ein bisschen Schieben) geschafft, und rund zwei Stunden den Botanischen Garten erkundet, der wohl besser den Namen Botanischer Dschungel tragen sollten. Doch gerade das Streifen durch die dichte Vegetation hat es zu einem interessanten Erlebnis gemacht. Die große Attraktion scheint überhaupt der Gio-Wasserfall zu sein – die meisten Touristen gehen wohl nur zu dem.
Die Fahrt zurück in den Ort war dann dank Schwerkraft etwas leichter, wenn auch nicht frei von Nervenkitzel: Wenn man nämlich auf den steilsten Abschnitten trotz Vollbremsung langsam schneller wird, ist das leicht beunruhigend.
Ich habe es aber wieder heil in den Ort geschafft, wo ich dann noch ein wenig ziellos durch die Landschaft gekurvt bin, und die schönen Ausblicke genossen habe.
Mein dritter Tag war wieder den Höhlen gewidmet – zumindest war das der Plan. Dass meine Zwei-Höhlen-Tour just mit dem Botanischen Garten beginnt, hat man mir vor dem Buchen nicht gesagt. Es gibt aber schlimmer Orte, wo man ein halbes Stündchen verbringen könnte.
Danach ist dann tatsächlich die Paradise Cave an die Reihe gekommen, deren schiere Größe einfach unglaublich ist. Diese lässt sich auch auf Fotos kaum einfangen (man beachte aber zum Vergleich die menschlichen Silhouetten und die hölzernen Stege, die auf manchen Fotos zu erkennen sind). Ich kann daher nur Karl Farkas zitieren: Schauen Sie sich das an!
Die letzte Höhle am Programm, Dark Cave, war dann fast mehr ein Vergnügungspark: Zipline über den Fluss, dann ein Stückchen zur Höhle schwimmen, zurück per Schlauchboot und dann noch Freizeit bei weiteren Ziplines über dem Fluss. Die nicht beleuchtete Höhle (daher der Name) war aber durchaus aus eben diesem Grund ganz interessant: Selbst in der Gruppe fühlt man sich mit Helm samt Helmlampe ein wenig wie ein Höhlenforscher. Leider sind wir nur wenige hunderte Meter in die Höhle hinein gewandert – bis zu einem Schlammbad, das für viele offensichtlich interessanter als die Höhle an sich war.
Am heutigen letzten Tag meines Aufenthalts in Phong Nha habe ich mir noch einmal ein Fahrrad ausgeborgt und diesmal wirklich das (tatsächlich sehr idyllische) Bong-Lai-Tal erkundet.
Es hat sich allerdings herausgestellt, dass das Fahren auf einer rumpeligen Staub- und Schotterpiste mit einem vietnamesischen Oma-Rad fast noch anstrengender ist als auf einer asphaltierten Straße bergauf. Als der Weg dann zu einer Schlammpiste geworden ist, habe ich kehrt gemacht, obwohl ich erst etwas über eine Stunde unterwegs war. Ich habe mir dann einen anderen Heimweg (mit leichten Umwegen) gesucht, wodurch es noch ein schöner dreistündiger Radausflug geworden ist.
Insgesamt gesehen haben aber vor allem die Höhlen (und da wiederum die Phong-Nha-Höhle und die Paradise Cave) Lust gemacht, weitere der rund 300 Höhlen in dieser Gegend (**) zu erkunden, vielleicht sogar auf einer der zwei- oder dreitägigen Touren. Da ich aber noch einige andere Ziele auf meinem Programm stehen habe, wird das wohl aufs nächste Mal warten müssen.
(*) die glücklicherweise zur selben Zeit am Kartenschalter waren, und wir uns so einigen konnten, ein Boot zu teilen – wobei es mit umgerechnet etwas über 15,– Euro Bootsmiete im Notfall auch möglich gewesen wäre, sich ganz alleine ein Boot zu nehmen.
(**) von denen allerdings nur ein Bruchteil für Touristen geöffnet ist