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Wanderung auf Umwegen

Eigentlich wollte ich heute nach Nagarkot, einem nahen Ort auf rund 2.000 Meter Seehöhe, fahren, um von dort einerseits das Himalaja-Panorama zu genießen und andererseits eine Wanderung zu unternehmen. Ich habe es allerdings nicht dorthin geschafft, bin schlussendlich aber trotzdem noch zu einer Wanderung gekommen.

Um nach Nagarkot zu kommen, wollte ich ursprünglich den Bus nehmen. Als ich jedoch an der Busstation angekommen bin, war dort kein Bus zu sehen. Ich bin dann etwas die Straße entlang spaziert, weil in der Ferne ein Bus zu erkennen war, aber es waren alle Busse ohne Fahrer am Straßenrand geparkt. Beim Nachfragen bin ich leider auch nur an des Englischen nicht wirklich mächtigen Nepalis gestoßen, die mich auf die Frage nach dem Bus nach Nagarkot immer weiter die Straße hinunter geschickt haben. Schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie wohl nur den Weg, aber nicht den Bus nach Nagarkot meinen, und so bin ich zur Busstation zurückgekehrt. Dort angekommen habe ich endlich einen Englisch sprechenden Nepali getroffen, der mir erklärt hat, dass gestreikt wird – und das nicht nur an diesem Tag, sondern drei Tage lang! Ein anderer hat mir dann das Gleiche erzählt und noch hinzugefügt, dass er auch auf den Bus nach Nagarkot warte. Das hat mich vermuten lassen, dass doch einzelne Busse fahren. Allerdings hatte ich wenig Lust, stundenlang auf einen vielleicht auftauchenden Bus zu warten, der dann mit Sicherheit vollkommen überfüllt gewesen wäre. Genauso wenig wollte ich die 15 Kilometer bis Nagarkot zu Fuß gehen, und so habe ich mich für die nur sechs Kilometer Fußmarsch nach Changu Narayan entschieden, wo ein wichtiger hinduistischer Tempel steht.

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Ziegelfabrik zwischen Feldern

Diese Strecke gehört laut meinem Reiseführer zu den schönsten im [Kathmandu-]Tal – eine Einschätzung, die ich zumindest anfangs angesichts Ziegelfabriken mit schwarz rauchenden Schloten und verfallener Häuser nicht ganz nachvollziehen konnte. Später ist die Umgebung doch etwas ländlicher geworden, und auch die Häuser bewohnbarer (ja sogar teilweise ganz modern). Ganz zu übersehen war der Einfluss der Ziegelfabriken jedoch nie, denn immer wieder waren Ziegel scheinbar mitten im Feld aufgeschichtet.

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Changu Narayan

Der Tempel von Changu Narayan selbst war dann auch ganz interessant, mit vielen Statuen rund herum und kunstvollen Schnitzereien an Wänden und Dachstreben. Dafür dass er aber angeblich ein sehr wichtiger Tempel ist, waren verblüffend wenig Pilger unterwegs.

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Changu Narayan

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Nachdem meine Besichtigung schon gegen 11:00 Uhr beendet war, habe ich mich entschieden, meine Wanderung etwas zu verlängern: Mein alternativer Wanderweg (für den Fall, dass ich den geplanten in Nagarkot nicht finde) hat nämlich zuerst über die Straße Nagarkot–Bhaktapur und dann über einen Feldweg einen Bergrücken entlang nach Changu Narayan geführt. Also habe ich den kurzerhand umgedreht, und bin dann klarerweise nach Bhaktapur ab- anstatt nach Nagarkot aufgestiegen.

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Zwischen Changu Narayan und Tilkot

Speziell das Stück über den Bergrücken war recht idyllisch – selbst wenn auch dort Motorräder unterwegs waren – aber der Rückweg nach Bhaktapur die Straße entlang hat sich dann doch etwas gezogen. Unterwegs habe ich eine Gruppe Jugendlicher getroffen, die mich dann ein Stück begleitet haben, um mit mir zu plaudern. Von ihnen habe ich erfahren, dass der Streik wohl doch umfangreicher ist als gedacht: Auch ihr Unterricht ist ausgefallen.

Am Abend habe ich dann genauere Nachforschungen angestellt: Es handelt sich um einen von der Opposition ausgerufenen, dreitägigen Generalstreik wegen eines Streits über die neue föderale Verfassung des Landes. Anfangs wurden Streikbrechern angeblich sogar mit Gewalt bedroht (!), und es gab anscheinend sogar ein paar Ausschreitungen in Kathmandu. Wegen der großen Einschränkungen im Alltag waren aber offensichtlich auch viele Nepalis über den Streik erzürnt. Daher hat sich die Opposition nach Gesprächen mit der Regierung schließlich dazu entschlossen, den Streik für die kommenden zwei Tage abzusagen – zum Glück, sonst wäre ich wohl in Bhaktapur festgesessen.

Meinen Rückflug in zwei Tagen (in den frühen Morgenstunden) hätte ich aber so oder so erreicht. Streiks in Nepal sind nämlich anscheinend strenger reglementiert als die tägliche Arbeitszeit für so manchen nepalesischen Arbeiter: Sie dauern von 7:00 Uhr früh bis 17:00 Uhr abends!

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