Endlich ist es wieder Zeit für eine Reise! Wenn man nicht gerade leidenschaftlicher Schifahrer ist, dann ist die Urlaubssaison in (Mittel-)Europa nun mal eine kurze. Denn auch diesmal mache ich noch immer keine Fernreise – aber ich wage mich zumindest schon mal wieder ins Ausland: Südtirol und Slowenien stehen auf dem Programm.
Die Reiseart ist aber noch die aus Corona-Zeiten bewährte (und für mich ja eher untypische): mit dem Auto. Diesmal ist mir das aber durchaus zugute gekommen, denn nach einem Sturz mit dem Fahrrad in der Vorwoche bin ich noch immer etwas rekonvaleszent. Daher habe ich die Gegend mehr mit dem Auto denn per pedes erkundet.
Bereits auf der Anreise über den Reschenpass habe ich am Reschensee einen Stopp eingelegt. Wegen meines verletzten Beines, aber auch wegen dem unsicheren Wetter habe ich mich für einen Spaziergang entlang des Sees, von Reschen im Norden bis nach Graun (etwa in der Mitte am Ostufer) entschieden. So konnte ich auch die bekannteste Sehenswürdigkeit der Region bestaunen: den in den Fluten des Reschensees versunkenen Kirchturm von Graun (siehe Titelbild). Beim derzeitigen, offensichtlich sehr niedrigen Wasserstand des Sees wäre der Turm aber wohl gar nicht mehr im Wasser, hätten sie nicht einen separaten kleinen Damm errichtet, der die Bucht mit dem Turm zum See hin begrenzt (was einen höheren Wasserstand in der Bucht erlaubt).
Doch wie kommt überhaupt ein Kirchturm in den See? Nach dem Bau des Staudamms nach dem zweiten Weltkrieg wurden kurzerhand einige Dörfer und Siedlungen überflutet, darunter eben auch der Ort Graun (der mittlerweile etwas höher wieder aufgebaut wurde). Der Kirchturm wurde dabei als eine Art Mahnmal stehen gelassen.
Die Entscheidung für einen eher kurzen Spaziergang hat sich übrigens kurz nach der Rückkehr zum Auto als goldrichtig erwiesen: Es hat nämlich prompt zu regnen begonnen – und für den Rest des Tages nicht mehr aufgehört.
Am nächsten Tag hat mich in der Früh aber strahlender Sonnenschein begrüßt, und so habe ich mich zu einem Ausflug in die Berge entschlossen – nur halt mit dem Auto. Das erschien mir schonender für meine Beine. Dass die 48 Haarnadelkurven auf dem Weg hinauf zum (und danach natürlich auch wieder hinunter vom) Stilfser Joch angesichts des dichten Fahrrad- und Motorrad-Verkehrs allerdings weniger schonend für meine Nerven sind, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in vollem Umfang wissen.
Die Aussicht von oben kann sich aber tatsächlich sehen lassen: Zum einen hat man auf der einen Seite einen guten Blick auf rund 20 der erwähnten Spitzkehren, und auf der anderen Seite erhebt sich die Bergwelt rund um Bormio. Und auch hier war nach einer kurzen Wanderung auf einen nahen Aussichtspunkt klar: Die Entscheidung, auf eine längere Wanderung zu verzichten, war durchaus richtig.
Am Heimweg habe ich noch am idyllisch am Fuße des Stilfser Jochs gelegenen Prad eine kurze Pause eingelegt, um mir zumindest auf ebenem Boden ein wenig die Beine zu vertreten.
Am heutigen Pfingstsonntag war dann ein Ausflug zur Churburg an der Reihe. Diese im Privatbesitz befindliche (und im Sommer noch immer bewohnte!) Burg wurde vor rund 750 Jahren ursprünglich errichtet, und stammt in ihrer heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert. Von damals stammt beispielsweise ein Säulengang im Innenhof, an dessen Decke sich der Stammbaum der Burgherren (ursprünglich das Geschlecht der Matscher, dann das der Trapps) entlang zieht. Darüber hinaus besitzt die Burg die größte private Rüstkammer der Welt.
Von der Churburg war es dann nicht weit in die Stadt Glurns, mit nur rund 900 Einwohnern eine der kleinsten Städte der Welt. Viel interessanter als die Einwohnerstatistik sind für Besucher aber die die Stadt umschließende Stadtmauern – die einzige, vollkommen erhaltene, geschlossene Wehranlage in den Alpen.
Ansonsten habe ich halt (wenn nicht gerade ein Wolkenbruch niedergegangen ist) die Aussicht von meinem Quartier genossen – denn die ist auch nicht zu verachten: