Nach den verregneten Tagen davor hatte ich ein wenig Angst, dass mir das aktuelle Wetter auch bei meinen geplanten Wanderungen in Grindelwald einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Meine Sorgen waren aber unbegründet: Das hat schon das vergangene Wetter erledigt. Es war nämlich so lange kalt, sodass für meine geplanten Wanderungen in größerer Höhe noch viel zu viel Schnee liegt. So habe ich mir halt in der Touristeninformation andere, weniger durch Schnee beeinträchtigte Wanderungen empfehlen lassen, und bin im Endeffekt damit dann doch noch recht gut gefahren.
Diesmal habe ich für meine beiden Tageswanderungen jeweils einen „gemischten“ Aufstieg gewählt: Am ersten Tag bin ich mit der Zahnradbahn etwa den halben Weg bis zur Kleinen Scheidegg hinaufgefahren, und danach zu Fuß weitermarschiert. Dabei ist man die ganze Zeit im Schatten der berühmt-berüchtigten Eiger Nordwand unterwegs – und selbst wenn eine Anschlagtafel die Route der Erstbesteigung illustriert, fragt man sich, wie da jemals jemand hochkommen konnte.
Auf der Kleinen Scheidegg, dem Pass zwischen Grindelwald und dem Nachbartal, angekommen, hat man dann einen tollen Blick auf die Jungfrau, den höchsten Berg der Region. Nachdem von dort auch eine Zahnradbahn auf das Jungfraujoch, einen Pass einige hundert Höhenmeter unter dem eigentlichen Gipfel, führt, war dort auch entsprechend viel Betrieb.
Ich habe mich also bald wieder auf den Weg gemacht, zuerst auf einen kleinen Abstecher zum Fallboden, rund 100 Höhenmeter oberhalb. In dem dortigen Speichersee spiegeln sich die Berggipfel dann auch noch sehr pittoresk – aber man kommt eben nur per pedes hin, was die Touristenmassen doch etwas ausdünnt.
In weiterer Folge wollte ich zum Gipfel des Männlichen weiterwandern, bin aber bei einem Restaurant (mit schönem Blick zurück auf die Kleine Scheidegg sowie die Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau) plötzlich vor einem Absperrband gestanden: Der Wanderweg war wegen Aufräumarbeiten aufgrund von Steinschlag- und Lawinengefahr gesperrt. Zwar sind mir Wanderer entgegengekommen, die gemeint haben, man könne den Weg problemlos gehen, aber ich wollte mich über diese Wegsperre dann noch nicht hinwegsetzen – vor allem, weil es rund 200 Höhenmeter weiter unten einen parallel verlaufenden Weg gegeben hat.
Das hat dann zwar meine Höhenmeter nach oben getrieben (und ich habe meinen ersten „Eintausender-Tag“ dieses Urlaubs absolviert), aber es war wohl eine gute Entscheidung: Unterwegs habe ich nämlich ein Krachen gehört, woraufhin Eis und Schnee oberhalb des gesperrten Weges herabgerieselt sind – und ich einige Wanderer auf ebendiesem gesperrten Weg weglaufen gesehen habe. Sie waren zwar von der betroffenen Stelle ohnehin recht weit entfernt, soweit ich das beurteilen konnte, aber der Weg war durchaus zurecht gesperrt.
Darüber hinaus waren auch von meinem „Ersatzweg“ aus die Blicke hinunter nach Grindelwald und auf die umliegenden Berge nicht zu verachten. Beim Gipfel des Männliche angekommen, hatte ich dann auch noch einen schönen Blick hinunter ins nächste Tal, das Lauterbrunnental.
Am nächsten Tag wollte ich die Berge auf der anderen Seite des Tals von Grindelwald erkunden. Dabei habe ich mich für einen Hangweg einige hundert Höhenmeter über dem Ort entschieden. Als ich jedoch (recht früh) auf der Höhe des Weges angekommen bin, war der Blick hinauf auf die Gipfel doch zu verlockend. Bei der nahen Mittelstation der First-Gondelbahn habe ich dann in Erfahrung gebracht, dass zumindest der „Touristen-Abschnitt“ des von mir geplanten (aber eben nicht in voller Länge begehbaren) Höhenweges offen ist. So habe ich mich kurzerhand in die Gondel gesetzt und bin zum First-Gipfel hinaufgefahren.
Von dort führt dann ein recht gemütlicher Spaziergang zum (zweigeteilten) Bachalpsee, der sich tatsächlich noch tief-winterlich präsentiert hat: mit Eisschollen auf der einen Seehälfte. Der Wanderweg, der von dort weiterführen würde, versinkt noch im Schnee.
Wieder zurück an der Mittelstation habe ich dann den eigentlichen Hangweg in Angriff genommen, der mich durch unzählige Blumenwiesen und Almen geführt hat. Dabei hat man immer wieder schöne Blicke auf die umliegenden Berge, die ich auch schon von First aus bewundern konnte. Am Ziel meiner Wanderung hat dann nicht nur ein Berggasthof mit einem erfrischen Getränk auf mich gewartet, sondern auch eine Busstation, von der aus ich einen Bus zurück in den Ort nehmen (und meinen Knien so rund 750 Höhenmeter Abstieg ersparen) konnte.
Wenn ich nicht gerade auf Wanderwegen unterwegs war, habe ich es mir in meiner Herberge, dem Naturfreundehaus, gut gehen lassen – denn die Aussicht von dort ist auch nicht zu verachten.