Die letzten zweieinhalb Tage habe ich in und um Hyères verbracht. Die meiste Zeit war ich dabei außerhalb der Stadtgrenzen unterwegs: auf der Presqu’île de Giens und der vorgelagerten Insel Porquerolles.
Ganz links liegen gelassen habe ich die Stadt Hyères aber auch nicht: An meinem letzten (Halb-)Tag bin ich ein wenig durch die engen Gassen der Altstadt gezogen. Besonders angetan hat es mir dabei der Hügel mit den Ruinen des alten Château de Hyères. Man kann nämlich einerseits erahnen, wie groß und beindruckend diese Burganlage gewesen sein muss (die übrigens nicht nur von einer, sondern gleich zwei Stadtmauern „begleitet“ wurde, denn die Stadt ist über die erste Stadtmauer hinausgewachsen), andererseits hat man von dort oben einen tollen Blick auf die Stadt und die nahe Küste.
Etwas unterhalb der Burgruine erstrecken sich einige Parkanlagen, die sehr angenehm zum Durchschlendern waren. Schließlich hat Hyères auch viele kleine, enge Gässchen zu bieten – ohne solche kommt hier wohl keine Stadt aus!
Ein Alleinstellungsmerkmal ist wiederum die Presqu’île de Giens (wörtlich: „Halbinsel von Giens“), die einige landschaftliche Höhepunkte zu bieten hat. Da sie aber etwas zu groß ist, um die alle zu Fuß zu erkunden, habe ich mir für einen Tag ein Fahrrad ausgeborgt. Begonnen habe ich dabei allerdings in der Mitte der Halbinsel, denn dort habe ich einen Fahrradverleih gefunden, der auch an Laufkundschaft Fahrräder vermietet (was anscheinend hier nicht so selbstverständlich ist; offensichtlich bucht der Franzose gerne vor). Der war dann zwar in einem Urlaubsresort versteckt, aber ich bin da einfach hineinmarschiert, als hätte ich dorthin gehört.
Bereits bei der Busfahrt dorthin sind mir die großen ehemaligen Entsalzungsbecken samt Flamingos (!) aufgefallen. Doch die mussten fürs Erste einmal warten, denn ich wollte zuerst die beiden Hügel im südlichen Teil der Halbinsel hinter mich bringen. Zuerst ist es zum Tour Fondue gegangen (wobei ich nicht herausgefunden habe, um welchen Turm es sich handelt, und ob er etwas mit dem Schweizer Nationalgericht zu tun hat). Dort gibt es nämlich die überaus pittoreske Bucht der Plage de Pradeau, deren schroffen Felsklippen ich ein wenig entlang spaziert bin. Wäre der Wind nicht gewesen (und wäre ich etwas später unterwegs gewesen), wäre ich wohl dort auch gleich schwimmen gegangen – das Wasser hat wahrlich sehr einladend ausgeschaut.
So bin ich aber weiter in den Ort gefahren, der der Halbinsel seinen Namen gibt: Giens. Der Ort an sich ist nicht allzu besonders: hübsche Kirche, nette Gässchen, schöner Park. Vom höchsten Punkt des Ortes (und damit von den Ruinen der ehemaligen Burg) hat man aber einen tollen Blick auf die ganze Halbinsel und das dahinterliegende Festland.
Wie ich dort auch sehen konnte, reichen die ehemaligen Entsalzungsbecken fast bis ganz an den Westrand der Halbinsel heran. Es bleibt aber auch noch Platz für eine enge Straße (die als Radfahrer nicht immer lustig zu fahren ist) und einen breiten Sandstrand, der Plage de l’Almanarre, der wegen den oftmalig vorherrschenden Windverhältnissen bei Kite- und sonstigen Surfern sehr beliebt ist (sich aber in den für Schwimmern reservierten Bereichen durchaus auch zum Baden eignet, wie ich im Selbstversuch feststellen konnte).
Schließlich war es aber dann Zeit für die Entsalzungsbecken, den Salins des Pesquiers, und die dort lebenden Flamingos. Während erstere auch auf den Fotos nicht zu übersehen sind, sind letztere schon etwas schwieriger auf Film zu bannen, wenn man nur sein Handy zur Verfügung hat. Im Zweifelsfall muss der geneigte Leser mir also halt glauben: Die rosa Punkte im Wasser sind tatsächlich Flamingos – außer natürlich, das gesamte Wasser ist rosa: Das sind dann die Algen, von denen der Flamingo (über den Umweg der von ihm gefressenen Krebse) seine rosa Farbe bekommt.
So faszinierend aber die Flamingos aber auch waren, der echte Höhepunkt war für mich die Île de Porquerolles, die nur 20 Minunten mit der Fähre vom bereits erwähnten Tour Fondue entfernt liegt. Auch diese Insel hat schroffe Klippen zu bieten – und was für welche! So flach, wie die Insel auf der Nordseite wirkt, mag man gar nicht glauben, dass die Südseite so „gebirgig“ sein kann, aber die Klippen brechen dort wirklich recht steil (und hoch) ins Meer ab. Ein Wanderweg, der mehr oder weniger der Steilküste folgt, erlaubt die Erkundung von oben: eine Aussicht schöner als die andere!
Ich habe dann auch noch die (fast) höchste Erhebung der Insel, den Mont de Salins „mitgenommen“, von dessen Spitze man aber leider keine gute Aussicht hat, denn erstens ist die recht dicht bewachsen, und zweitens ist dort ein Militär-Sperrgebiet. Beim Abstieg hatte ich dann aber einen schönen Ausblick über die Weinfelder im Zentrum der Insel bis hinunter zu ihrer Nordküste.
Die Nordküste ist auch die Heimat einiger Strände, die vor allem bei den Einheimischen sehr beliebt sind. Als ich vom alten Fort Saint-Agathe aus meinen ersten Blick auf die Bucht mit der Plage de la Courtade geworfen habe, konnte ich auch gut verstehen, warum. So war dann auch klar, wo ich mein mittlerweile schon zur Gewohnheit gewordenes, tägliches Bad im Mittelmeer einlegen werde.
Im Gegensatz zur Region um Nizza und Cannes ist die Gegend hier übrigens scheinbar fest in der Hand von französischen Touristen. Nur gelegentlich bin ich Ausländern über den Weg gelaufen: einem österreichischen Pärchen bei einem Aussichtspunkt auf der Île de Porquerolles, gelegentlich den wohl unvermeidlichen Deutschen – und auf der Rückfahrt von Porquerolles einem US-Amerikaner, der (ganz klischeehaft) nicht einmal gewusst hat, wie die Insel heißt, die er gerade besucht hat.